Männer-Halbfinale der French Open:Alcaraz verletzt sich, Djokovic im Finale

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Novak Djokovic und Carlos Alcaraz schütteln nach dem Spiel die Hände - der Spanier hat sich während des Matches verletzt. (Foto: Clive Brunskill/Getty)

Zunächst ist das Duell zwischen dem Spanier und dem Serben ausgeglichen, dann durchfährt Alcaraz ein Schmerz - der 20-Jährige spielt zwar zu Ende, kann sich aber nicht mehr richtig wehren.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Das erste Halbfinale der Männer bei diesen French Open war mit großer Spannung und Vorfreude erwartet worden, die französische Sporttageszeitung L'Équipe kündigte gar in riesigen Buchstaben auf der Titelseite einen "Generationenkonflikt" an. Schnell wie noch nie beim diesjährigen Sandplatzklassiker war das Hauptstadion auf den Zuschauerrängen gefüllt. Und tatsächlich war das Duell zwischen dem Weltranglistenersten Carlos Alcaraz, 20, und dem Weltranglistendritten Novak Djokovic, 36, zwei Sätze lang ausgeglichen und oft mitreißend. Aus Sicht des Spaniers stand es 3:6, 7:5, 1:0, 30:40, als er einen Return beim Aufschlag des Serben schlug - und bei seinem Vorhandfehler zusammenzuckte.

Er fasste sich an seinen Schlagarm, dann schüttelte er sein rechtes Bein. Er musste sich behandeln lassen, und da dies nicht während eines Seitenwechsels oder Satzendes geschah, wurde seinem Gegner Djokovic ein Spiel zugesprochen - 2:1. Alcaraz spielte zwar faktisch die Partie zu Ende, aber er konnte sich nicht mehr normal bewegen und wehren. Nach 3:22 Stunden verwandelte Djokovic den ersten Matchball. Er kann nun am Sonntag der älteste Sieger der French Open werden. Nach dem 6:3, 5:7, 6:1, 6:1-Erfolg in seinem 45. Grand-Slam-Semifinale erreichte er zum bereits siebten Mal in Paris und zum 34. Mal insgesamt ein Finale bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere. Djokovic visiert zudem seinen 23. Grand-Slam-Sieg an - im Erfolgsfall würde er sich von Co-Rekordhalter Rafael Nadal (22) absetzen.

Alcaraz wurde mit aufmunterndem Applaus vom Court Philipe-Chatrier verabschiedet. Djokovic, der aufgrund einer etwas zu deutlichen Jubelgeste ein paar Buhrufe kassierte, sagte beim kurzen Interview auf dem Platz: "Als Erstes muss ich sagen, das war großes Pech für Carlos." Das Letzte, was man wolle, sei, eine Partie so zu beenden. "Ich fühle mit ihm." Es sei schwer für Alcaraz gewesen, mit der Situation umzugehen, "er wusste nicht, wie er weiterspielen sollte. Gratulation für seinen Kampfgeist". Da gab es freundlichen Applaus. Djokovic gab zu: "Es war ein anderes Match" - er meinte, ab dem Augenblick, als sich Alcaraz verletzte. Die Stimmung war gedämpft, als er ging, auch wenn einige seinen Namen riefen.

Alcaraz hatte noch irgendwie versucht, sich von dem körperlichen Problem zu erholen. Unmittelbar war nicht ersichtlich, welche Beschwerden genau vorlagen. Später war klar, dass es sich um Krämpfe an mehreren Stellen seines Körpers handelte. Bei 1:4 im dritten Satz wurde er behandelt, in der Seitenwechselpause. Ein Physiotherapeut massierte die Beine, rieb die Oberschenkel augenscheinlich mit einer Substanz ein. Nach dem verlorenen dritten Satz verließ er den Platz mit einem Betreuer, diesmal nahm er eine reguläre Behandlungspause, ohne Sanktion. Doch das Match war gelaufen.

Djokovic musste nur irgendwie den Ball im Spiel halten, nette Punkte gelangen Alcaraz noch, der mit Verzweiflung einige Bälle mit größtem Risiko ins Feld schlug - ein gedämpftes Ende dieses mit so großer Vorfreude erwarteten Duells. "Der zweite Satz war wirklich intensiv. Mein Arm hat dann angefangen zu krampfen", sagte Alcaraz auf der Pressekonferenz. "Mit Beginn des dritten Satzes hat dann mein ganzer Körper angefangen zu krampfen." Er hätte vor dem Match keine Beschwerden gehabt und sich gut gefühlt, gab er zu verstehen. "Ich denke, es war eine Kombination vieler Dinge. Der Hauptgrund war aber die Spannung."

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