Frauen-Bundesliga:Lieber zum Schnellimbiss statt in die Kirche

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Münchner Chance: Jovana Damnjanovic (links) zieht ab. (Foto: Stefan Mayer/Eibner/Imago)

Die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt müssen beim 1:2 gegen den FC Bayern erkennen, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Unterhaltsam wird es auch nach der Partie: Die Trainer geraten aneinander.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Was der 1. FFC Frankfurt in seiner ruhmreichen, von Titeln und Trophäen geprägten Geschichte nie geschafft hat, ist erstmals den Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt gelungen: in einem ausverkauften Stadion am Brentanobad anzutreten. 5750 Zuschauer bei herrlichem Frühlingswetter verschafften dem Topspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München einen würdigen Rahmen. Nach einem hochklassigen und überaus spannenden Spitzenspiel, das die Münchnerinnen 2:1 gewannen, lobte Georgia Stanway die "brillante Atmosphäre" und erläuterte einmal mehr, wie attraktiv die Frauen-Bundesliga aus ihrer Sicht in vielen Belangen sei. "Deshalb spiele ich gerne in Deutschland", sagte die englische Nationalspielerin im Trikot des FC Bayern.

Da stand die lauf- und kampfstarke Mittelfeldspielerin längst geduscht am Hinterausgang der Haupttribüne. Weder für eine Mixed Zone noch eine Pressekonferenz gibt es in Frankfurt-Rödelheim einen Raum. Aber ungeachtet dieses armseligen Zustands kamen Spielerinnen und Trainer ja artig vor die Tür, um ihre Analysen vorzutragen, was mindestens ebenso unterhaltsam werden sollte wie der Spielverlauf.

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Die Bayern hatten überlegen begonnen und waren durch Klara Bühl nach toller Vorarbeit von Pernille Harder in Führung gegangen (21. Minute). Doch dann dominierte die Eintracht mit viel Leidenschaft, glich durch die spielfreudige Kapitänin Laura Freigang nach dem schönsten Spielzug der Partie aus (67.), ehe unvermittelt Lea Schüller noch das Münchner Siegtor per Kopfball erzielte (77.).

Eintracht-Trainer Niko Arnautis beharrte dennoch darauf, "über 70 Minuten die bessere Mannschaft gewesen zu sein", blaffte einen Reporter an, der ihn nach seinen späten Auswechslungen befragte ("Mach' du den Trainerschein und stell' dich dahin!"), und empfahl den Bayern, "auf dem Rückweg an einer Kirche zu halten und eine Kerze anzuzünden". Da regte sich bei seinem Gegenüber Alexander Straus mehr als nur Widerspruch: Der Münchner Mannschaftsbus werde vielleicht an einem Schnellimbiss, aber gewiss nicht an einer Kirche halten, entgegnete der Norweger trocken und gab dem aufgewühlten Kollegen noch folgenden Tipp: "Es ist wichtig, runterzukommen und sich zu respektieren."

Die Bayern haben den VfL Wolfsburg unter Zugzwang gesetzt

Zwar erkennt der Bayern-Coach an, welche Entwicklungsschritte die Eintracht gemacht hat ("Manchmal vergessen die Leute, dass es neben Bayern und Wolfsburg noch eine dritte Mannschaft auf internationalem Niveau in Deutschland gibt"). Aber erstens hätte sein Team schon in der Anfangsphase zwei, drei Tore schießen können, zweitens sei es ein Zeichen von Qualität, "wenn wir 13 Punkte weg sind", fand Straus. So groß ist nach 15 Spieltagen tatsächlich der Abstand zu einer wieder auf die Champions-League-Qualifikation und Platz drei hoffenden Eintracht, die durch den Sieg der TSG Hoffenheim gegen den 1. FC Nürnberg (2:0) vorerst auf Rang vier abgerutscht ist.

Die Bayern hingegen haben ihren ersten Platz gefestigt und den VfL Wolfsburg gegen RB Leipzig (Montag, 19.30 Uhr) unter Zugzwang gesetzt, ehe es in zwei Wochen in Wolfsburg zum Gipfeltreffen zwischen den beiden Ausnahmeteams kommt. "Topmannschaften entscheiden Spiele für sich, wenn es darauf ankommt. Da haben wir einfach unser Riesenmanko", räumte die frustrierte Frankfurterin Freigang an, die "Reife und Ruhe" beim Gegner bewunderte. Sie werde langsam ein bisschen müde, nach fast jeder Begegnung gegen Bayern oder Wolfsburg sich bloß selbst auf die Schulter zu klopfen: "Wir wollen endlich diese Spiele für uns entscheiden." Im DFB-Pokalhalbfinale am 30. März auf dem Bayern-Campus können solchen Worten schon Taten folgen.

Schade eigentlich, dass der designierte Bundestrainer Christian Wück nach seiner am Tag zuvor vermeldeten Beförderung innerhalb des DFB nicht vorbeigeschaut hat. Er hätte auf der einen Seite gesehen, dass genau jene zwei Nationalspielerinnen trafen, die für die DFB-Frauen mit ihren Toren das Olympia-Ticket in den Niederlanden lösten. Er hätte aber auch beobachtet, dass die von Horst Hrubesch hochgeschätzte Sydney Lohmann abermals erst spät von der Bank kam. Es heißt, dass die Offensivspielerin sehr genau überlegt, ob sie ihren auslaufenden Vertrag in München verlängert. Ihr sollen lukrative Angebote aus England vorliegen.

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