Formel 1:Die stressigsten Tage der Saison

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Ab durch die Wüste: Mick Schumacher bei seinen ersten Testrunden der neuen Formel-1-Saison. (Foto: James Gasperotti /ZUMA /Imago)

Mercedes erlebt den schlechtesten Teststart seit 2014 - auch Vettel und Schumacher kämpfen mit Problemen. Einige müssen sich an neue Farben gewöhnen.

Von Elmar Brümmer

Nicht Monza. Nicht Monte Carlo. Die neue Kapitale der Formel 1 heißt Manama. Vor den Toren der Hauptstadt des arabischen Königreichs Bahrain werden bereits zum zweiten Mal binnen vier Monaten wegweisende Testfahrten ausgetragen. Am letzten Märzwochenende kommt es dort dann auch zum Auftaktrennen der neuen Saison - es ist bereits der dritte Grand Prix in der Steinwüste seit November. Möglich gemacht wird diese Inflation der Rennen auf der bislang wenig beachteten Piste durch die Flucht des Motorsports vor der Pandemie.

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Mick Schumacher steht vor seinen ersten Testfahrten im neuen Formel-1-Auto - die Optik seines Boliden sorgt aber für Gesprächsstoff.

Von Anna Dreher

Lediglich 24 Stunden Testzeit für ein Rennjahr, das bis Dezember die Rekordzahl von 23 Grand Prix umfassen soll, hat sich die Formel 1 im Rahmen ihrer aus finanziellen Gründen auferlegten Beschränkungen genehmigt. Das bedeutet Zeitdruck für alle zehn Rennställe. Zuverlässigkeit ist die Basis aller Hoffnung, und weltmeisterlich war darin bisher vor allem ein Team: Mercedes, das mit Lewis Hamilton, 36, den achten Triumph in Serie anstrebt. Die Chance auf Fortsetzung ist groß, da die Regeln kaum geändert wurden. 2021 wird eine Übergangssaison, die Reglements-Revolution ist wegen Corona auf 2022 verschoben worden.

Vettel hat das satte Rot von Ferrari hinter sich gelassen

Daten sammeln, Rennen simulieren, Systeme checken - jeder hakt bei den Tests die eigene Agenda ab. Es sind die stressigsten Tage der Saison. Wer von einer zementierten Rangordnung ausging, erlitt zum Auftakt einen kleinen Schock: Das Getriebe des Mercedes zickte am Freitag, das Team erwischt den schlechtesten Teststart seit 2014. Alle standen irgendwann - manche auf der Strecke, andere ewig in der Box, wie Sebastian Vettels Aston Martin und Mick Schumachers Haas-Ferrari. Und dann kam noch ein Sandsturm dazwischen.

Trotzdem war eine neue Farbgebung zu identifizieren. Vettel, 33, hat das satte Rot von Ferrari hinter sich gelassen, er ist jetzt ein Grüner im Aston Martin. Ferrari wiederum sucht nach einer schlechten Saison Zuversicht in tiefem Burgund, in dem einst der erste Formel-1-Rennwagen des Hauses lackiert war. Zudem muss man sich an einen Rückkehrer, den Spanier Fernando Alonso, 39, gewöhnen - und der sich an sein neues Auto und einen geänderten Namen: Aus dem Konzernrennstall Renault ist das Alpine Team geworden.

Länger in der Box als geplant: Sebastian Vettels Aston Martin. (Foto: Glenn Dunbar/imago)

Alle Teams werden im Laufe der Saison die Entwicklung der aktuellen Boliden einstellen und nur noch in den Neuwagen für 2022 investieren. Es gilt, angesichts eines Budget-Deckelung für alle bei 145 Millionen Dollar, deutlich konsequenter zu wirtschaften. Für die Kleinen sollte es machbar sein, für die Großen aber bedeutet es eine Etatkürzung um die Hälfte. Einen technischen Extremsport richtig einzubremsen, das geht allerdings kaum.

Red Bull macht den besten Eindruck, Hamilton mit Stotterstart

Die entscheidende Veränderung für die aktuelle Saison haben die Regelhüter des Automobilweltverbandes Fia befohlen: Alle Teams mussten den Unterboden der Fahrzeuge verändern, die Autos waren schon wieder zu schnell geworden. Dies ist jener Teil am Rennwagen, der die komplette Aerodynamik definiert. So ist es kein Zufall, dass fast alle Autos eine erheblich schmalere Taille bekommen haben. Einen Blick unter die Kulissen werfen zu können, wäre daher schön - ist aber illusorisch. Denn der Verhüllungswahn ist zurück in der Formel 1, keiner soll bei einem anderen zu früh eine technische Novität entdecken können. Präsentiert worden waren die Autos nur digital, und dort oft retuschiert. Selbst Mercedes, sonst ein Muster an Transparenz, holte beim Test in Bahrain Sichtblenden heraus. Es wird gemunkelt, dass der Branchenprimus erneut eine technische Finesse entwickelt hat und womöglich schon wichtige Elemente für 2022 ausprobiert.

Äußerlich gelassen präsentiert sich Red Bull Racing. Die Dauerverfolger von Mercedes haben im schnellen Sergio Perez (Mexiko, 31) jetzt einen zweiten Mann hinter Max Verstappen (Niederlande, 23), der für mehr Konstanz sorgen soll. Kein Wunder, dass das Team beim Kurz-Test in Manama den besten Eindruck hinterließ, während Hamilton und Vettel fast schon unisono einen Stotterstart beklagten: Beide stellten fest, es sei besser, "wenn es jetzt nicht rundläuft, anstatt im Rennen".

Naturgemäß war nach dem ersten Kennenlernen im neuen Fahrzeug fast niemand völlig zufrieden. Auch nicht Mick Schumacher, 21, Sohn von Michael Schumacher, der als Formel 2-Meister in die Formel 1 aufsteigt. Hydraulikprobleme und ein Getriebewechsel waren anfangs rund um den Haas VF-21 zu besprechen, am Sonntag aber rollte es. 77 Runden konnte Schumacher drehen, dann verabschiedete er sich mit einer dezent vorgetragenen Kampfansage: "Wenn es nach mir ginge, könnte die Saison morgen anfangen."

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