FC Augsburg:"Das reicht nicht"

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Enrico Maaßen hat den schlechtesten Punkteschnitt eines Augsburger Trainers seit fast drei Jahrzehnten. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach der 1:2-Niederlage gegen Aufsteiger Darmstadt spricht beim FC Augsburg viel für die Trennung von Trainer Maaßen. Abwehrroutinier Gouweleeuw hinterfragt auch die Vereinsführung.

Von Maik Rosner, Augsburg

Am Sonntag standen beim FC Augsburg - nach dem von Enrico Maaßen geleiteten Training - viele Gespräche an, so wie es Sportdirektor Marinko Jurendic am Vorabend angekündigt hatte. Mit den Spielern wollte er die Lage erörtern und herausfinden, warum die Mannschaft gegen Aufsteiger Darmstadt 1:2 (0:0) verloren und einen irritierenden Auftritt geboten hatte. Auch mit Maaßen wollte Jurendic in die Analyse gehen und dabei auf alle sieben Bundesligaspiele dieser Saison blicken.

Nicht zu vergessen die Unterredungen mit dem alleinigen Geschäftsführer Michael Ströll. Zeit werde all das in Anspruch nehmen, sagte Jurendic. Kurz darauf, es war 19.30 Uhr am Samstagabend, beriet er mit Ströll in einem Treppenhaus der Arena das weitere Vorgehen.

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Nur zwei Siege aus den vergangenen 19 Pflichtspielen stehen in der Bilanz des FCA, der die vergangene Saison nur deshalb nicht auf einem Abstiegsplatz abgeschlossen hatte, weil Stuttgart am letzten Spieltag nicht über ein 1:1 gegen Hoffenheim hinauskam. Und diese Saison begann nun mit dem Aus im DFB-Pokal bei Drittligist Unterhaching. In der Liga stehen fünf Zähler zu Buche. "Rein punktemäßig ist es ungenügend, wir sind im Minus, das reicht nicht", urteilte Jurendic. Maaßen weist den schlechtesten Punkteschnitt eines Augsburger Trainers auf (0,95) - nicht nur in der Bundesliga seit 2011, sondern seit fast drei Jahrzehnten.

Sportdirektor Jurendic fragt sich, ob die Mannschaft in ihrer Entwicklung stehen geblieben ist

Es spricht viel für Maaßens Beurlaubung, für die erste Trainerentlassung dieser Bundesligasaison, und es wäre eine Überraschung, wenn es nicht dazu kommen sollte. Zu klar fielen auch Jurendics Befunde aus. "Der Trend zeigt nach unten", hielt der Schweizer fest, man müsse kritisch betrachten, warum Entwicklung, Kontinuität und Balance fehlten. "Unterm Strich entspricht das nicht unseren Ansprüchen und vor allem auch nicht den Erwartungen, weil mehr möglich wäre", befand Jurendic und antwortete auf die Frage nach Maaßen: "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, für den Verein, für uns, für die Mannschaft." Jurendic formulierte eine Frage, die schon die Antwort vermuten ließ: "Ist das ein Rückschlag, oder ist die Mannschaft in der Entwicklung, die man sich erhofft hat, stehengeblieben?"

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Im Juli 2022 war Maaßen (nach seiner erfolgreichen Zeit bei Dortmunds U23 in der dritten Liga) auf seiner ersten Bundesliga-Station in Augsburg angetreten, um einen erfrischenden Spielstil mit mehr Ballbesitz zu etablieren und jüngere Spieler einzubauen. Deutlich verjüngt worden ist der Kader. Jeffrey Gouweleeuw, 32, sieht darin einen Grund für die Probleme. Es sei sehr schwierig, in der Bundesliga zu bestehen mit vielen "jungen Spielern, mit einem Trainer, der auch noch nicht so viel Erfahrung hat", sagte der Abwehrroutinier. Offen verwies er auf die Klubführung und meinte vor allem den langjährigen Geschäftsführer Stefan Reuter, der den FCA inzwischen nur noch berät. "Wenn es oben Probleme gibt oder Diskussionen, dann geht das auch runter", sagte Gouweleeuw.

Maaßen hatte mutigen Ballbesitz gefordert - doch der Gegner kontrollierte die Partie

Die Mannschaft wirkt jedenfalls sehr verunsichert. In der ersten Halbzeit gegen Darmstadt kam der FCA nur auf gut ein Drittel Spielanteile. Dabei hatte Maaßen mutigen Ballbesitz gegen den Aufsteiger gefordert und trainieren lassen. Doch Darmstadt kontrollierte die Partie lange und gewann verdient durch die Tore von Tim Skarke (57.) und Tobias Kempe (70./Foulelfmeter). Die Augsburger waren erst nach dem 0:2 und der Umstellung auf Viererkette aufgekommen, doch mehr als das 1:2 von Ermedin Demirovic (86.) gelang nicht. "Ein inakzeptabler Auftritt" sei das in der ersten Halbzeit gewesen, schimpfte Maaßen. Der 39-Jährige war sich seiner misslichen Lage bewusst: "Ich bin dafür verantwortlich, dass die Mannschaft erfolgreich und ansehnlich Fußball spielt."

Es ehrte den erst am 1. August beim FCA angetretenen Jurendic, dass er sehr wortreich beschrieb, wie undifferenziert es sei, allein auf den Trainer als vermeintlich Hauptschuldigen zu zeigen. Er kenne das aus seiner eigenen Zeit als Coach, sagte Jurendic, als er im kleinen Kreis fast 28 Minuten lang über die Gesamtsituation sprach. Maaßens Qualitäten seien "unbestritten", man müsse ihm "den maximalen Respekt entgegenbringen". Es gehe nun darum, "für den FC Augsburg richtige Entscheidungen zu treffen". Nach den vielen Gesprächen und Analysen des Sonntags.

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