FC Augsburg:Ende einer Augsburger Manager-Ära

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"Genau der richtige Zeitpunkt": Stefan Reuter gibt die Verantwortung ab. (Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/Imago)

Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter scheidet etwas abrupt aus und wechselt in eine "beratende Funktion". Damit schließt der FCA seinen großen Umbruch auch in der Klubleitung ab.

Von Maik Rosner

Als Stefan Reuter Mitte Juli im Trainingslager des FC Augsburg in Schladming in kleiner Runde im Kaminzimmer des Mannschaftshotels saß und über seine Zukunft sprach, huschte mehrmals ein Lächeln über sein Gesicht. Von Wehmut oder gar Groll war nichts zu spüren, sondern im Gegenteil durchaus eine Erleichterung, bald aus dem zehrenden sportlichen Tagesgeschäft auszuscheiden. "Ich freue mich darauf", sagte Reuter damals über seine künftige Rolle im Verein. Der 56-Jährige verwies auf den neuen Sportdirektor Marinko Jurendic, 45. Dieser werde sämtliche Alltagsaufgaben übernehmen und zuständig sein für alle Themen rund um die Profimannschaft. Die Gesamtverantwortung aber werde weiterhin die Geschäftsführung tragen, sagte Reuter - also er als Geschäftsführer Sport und Michael Ströll, 39, als Geschäftsführer Finanzen.

Seit Dienstag gilt das so nicht mehr, und das kam schon ein wenig überraschend, weil es noch vor knapp zwei Monaten anders geplant gewesen war. Wie der FC Augsburg am Nachmittag bekanntgab, zieht sich Reuter nun aber mit sofortiger Wirkung aus der Geschäftsführung zurück und wechselt beim FCA in eine "beratende Funktion". Damit endet bei den Augsburgern eine Manager-Ära trotz Reuters Rückzug auf Raten etwas abrupt. Fast elf Jahre lang hatte Reuter seit seinem Dienstantritt im Dezember 2012 in Augsburg in der Verantwortung gestanden. Nun gibt er diese komplett ab, nachdem ein Großteil seiner Aufgaben zuletzt bereits an Jurendic übergegangen war.

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Man habe in den vergangenen Monaten viele Gespräche geführt, "um Weichen für eine Neuausrichtung zu stellen und verbesserte Strukturen für den FCA zu schaffen", ließ sich Reuter in der Mitteilung der Augsburger zitieren. Weiter sagte er demnach: "Nach knapp elf intensiven Jahren, dem Meistern des letzten Transferfensters und der Einarbeitung von Sportdirektor Marinko Jurendic ist dies für mich jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um Verantwortlichkeiten weiterzugeben." Präsident Markus Krapf sagte, man habe seit dem Ende der vergangenen Saison "über die zukünftige Ausrichtung des sportlichen Bereichs diskutiert, uns dazu laufend ausgetauscht und gute Ergebnisse erzielt. Diese setzen wir nun Schritt für Schritt um". Zudem habe man "durch die intensiven Gespräche erfolgreich Strukturen geschaffen, die den Klub zukunftsfähig machen".

Fragt man im Verein nach, ist sehr viel Wohlwollen für Reuter zu hören. Unter anderem wird darauf verwiesen, dass Reuter seinen Nachfolger Jurendic maßgeblich selbst ausgesucht habe. Dennoch ist Krapfs Worten auch zu entnehmen, dass sie beim FCA einige sehr rege Debatten hinter sich haben. Unumstritten war Reuter in den vergangenen Jahren ohnehin nicht mehr, nachdem der Verein sportlich stagnierte und mehrere Trainerentscheidungen keinen nachhaltigen Erfolg gebracht hatten. Darunter jene, Markus Weinzierl zwischen 2021 und 2022 nochmals zu engagieren. In dessen erste Amtszeit zwischen 2012 und 2016 waren auch die größten Erfolge in Reuters Ära gefallen, allen voran die Qualifikation für die Europa League 2015 dank Platz fünf in der Bundesliga.

Reuters bisheriger Vertrag bis 2026 wird auf seine neue Rolle angepasst, die Laufzeit wird nicht verändert

Mit Reuters Abschied vom Posten des Geschäftsführers schließt der FCA nach dem Umbruch in der Mannschaft mit der starken Verjüngung des Kaders auch den Umbruch in der Vereinsführung ab. Der langjährige Präsident Klaus Hofmann hatte sich im Mai 2022 sehr plötzlich zurückgezogen. Jetzt stehen vor allem der nun alleinige Geschäftsführer Ströll und Sportdirektor Jurendic in der Verantwortung. Ein weiterer Geschäftsführer soll vorerst nicht hinzukommen. Jurendic soll zusammen mit seinem Vertrauten Heinz Moser die engere Verzahnung des Nachwuchses mit den Profis vorantreiben.

Reuters bisheriger Vertrag bis 2026 wird auf seine neue Rolle angepasst, die Laufzeit wird nicht verändert. Reuter soll seinen Rat regelmäßig einbringen. Ohnehin bleibt der Weltmeister von 1990 im Verein und auch darüber hinaus sehr präsent. Allein in dieser Woche repräsentiert Reuter den FCA gleich zwei Mal bei der Deutschen Fußball Liga (DFL): Zunächst an diesem Mittwoch mit Krapf, Ströll und Jurendic bei den Feierlichkeiten zu 60 Jahren Bundesliga und tags darauf bei der DFL-Tagung zusammen mit Jurendic. Und am Samstag wird Reuter mit zum Ligaspiel des FCA bei RB Leipzig reisen und dort von der Tribüne aus zuschauen.

Diesen Sitzplatzwechsel hatte Reuter schon zu Saisonbeginn vollzogen. Als Jurendic am 3. August zwei Tage nach seinem offiziellen Dienstantritt vorgestellt wurde, scherzte Reuter, dass Jurendic künftig an seiner Stelle auf der Bank sitzen werde. "Vielleicht freut sich der ein oder andere Schiedsrichter", witzelte Reuter. Entscheidungen der Unparteiischen hatte er in den vergangenen Jahren sehr oft rege kommentiert.

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