FC Bayern versus RB Leipzig:Der beste Hefewürfel der Welt

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31 Tore hat RB bislang erzielt, Robert Lewandowski immerhin 11. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Lewandowski oder Werner, Bernie oder Bulli? Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel: Ein absolut ernst gemeinter Vergleich zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig.

Von Sebastian Fischer und Benedikt Warmbrunn

An diesem Mittwoch (20 Uhr) empfängt der FC Bayern RB Leipzig, es ist das Duell zwischen dem Rekordmeister (26 Titel) und dem Rekordaufsteiger (unbesiegt in den ersten 13 Bundesliga-Spielen), das Duell zwischen dem Tabellenführer und dem punktgleichen Zweiten, das Aufeinandertreffen der Lebenswerke von Uli Hoeneß und Dietrich Mateschitz, vor allem aber: das Duell von Weißbier und Red Bull - höchste Zeit also für einen Vergleich der beiden Imperien, gewertet in obergäriger Hefe und Taurin, der geheimen Zutat in Mateschitz' Brausedosen.

Trainer

Die herausragende Eigenschaft von Carlo Ancelotti, so sehen sie das zumindest beim FC Bayern, ist es, dass er sich auf das Gewinnen der Champions League versteht, dreimal gelang ihm das. Gerecht wird das dem Menschen Ancelotti nicht. Die herausragende Eigenschaft von Carlo Ancelotti, so sieht das zumindest Carlo Ancelotti, ist es, dass er sich auf das Essen und Trinken versteht. In München hat er sich schnell mit mehr oder weniger lokalen Spezialitäten vertraut gemacht (Wiener Schnitzel, die Nürnberger des Wurstfabrikanten Uli H.), auch das Oktoberfestbier (untergärig) hat es ihm, eigentlich ein Rotwein-Genießer, angetan. Er vermisst aus seiner Heimat allein Mortadella und Tortellini. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl ist Österreicher, als der er die herausragende Eigenschaft besitzt, dass er gerne Kaiserschmarrn isst. In Leipzig betonen sie, dass Hasenhüttl sich darauf versteht, den FC Bayern zu ärgern; als er in der vergangenen Saison mit Ingolstadt in München spielte, hielt er das 0:0 bis zur 65. Minute.

Fazit: Hasenhüttl gewinnt einen Esslöffel Taurin.

Torhüter

Manuel Neuer ist Weltmeister, Klub-Weltmeister, Champions-League-Sieger, deutscher Meister, Pokalsieger, Supercupsieger, Deutschlands Fußballer des Jahres. Er war Gewinner der Weißen Weste 2010, 2012, 2013, 2014 und 2015 sowie Revierfußballer des Jahres 2010 und ist Träger von zwei Silbernen Lorbeerblättern. Außerdem ist der Torwart des FC Bayern einer der erfolgreichsten Aufschläger in der Geschichte des Tennisvereins TG Gold-Weiß Gelsenkirchen und hat für einen Disney-Film über Monster eine der Figuren synchronisiert. Der Torhüter der Leipziger hat noch niemanden synchronisiert, war dafür mal Meister in Ungarn und Österreich, aber das kann ja eigentlich jeder. Außerdem heißt er wie ein ungarisches Fleischgericht: Peter Gulasci.

Fazit: Neuer gewinnt einen Hefewürfel. Taurin braucht er nicht. Er fliegt schon.

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Abwehr

Nach der Lehre von RB-Sportdirektor Ralf Rangnick, dem führenden Fußball-Intellektuellen der Republik, ist eine sogenannte Abwehr ein überholtes Konzept; ein Hilfsmittel, auf das Trainer wie Frank Pagelsdorf oder Willi Reimann in den Neunzigerjahren mal zurückgegriffen haben, weil sie es nicht besser wussten. Fußballspiele gewinnt man nach Rangnick et al. nur, wenn die Verteidigung im Angriff mit wildem Jagen der gegnerischen Abwehrspieler beginnt - ein Konzept, das unter dem Namen Pressing Karriere macht und im Idealfall verhindert, dass die eigene Abwehrreihe überhaupt an den Ball kommt. Falls das schiefgeht, haben die Leipziger zwei Innenverteidiger namens Willi Orban und Stefan Ilsanker. Die Bayern beschäftigen dagegen die schönste Innenverteidigung der Welt, Javi Martínez und Mats Hummels könnten auch zwei Charaktere aus der Neunzigerjahreserie " Beverly Hills 90210" darstellen - doch sie verteidigten zuletzt gegen Darmstadt eher so leichtsinnig, als hätten sie zu viel " Manni, der Libero" geschaut. Und Jérôme Boateng ist nach einer Brust-OP sechs Wochen lang verletzt.

Fazit: Zwei Tassen Taurin für Orban und Ilsanker.

Mittelfeld

Eigentlich ist RB Leipzig nicht mehr einzuholen: 34 Punkte nach zwölf Spielen, 56:5 Tore, Platz eins. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit der FC Silesia Görlitz, zurzeit Tabellenzweiter in der sächsischen Landesliga der Frauen, die Leipzigerinnen noch einholt. Der Erfolg der Frauenmannschaft von RB ist auch der Erfolg der Mittelfeldspielerin Shanga Forsberg. Ihr Mann ist aber auch nicht so schlecht. Emil Forsberg, 25, ist der beste Tor-Vorbereiter der Bundesliga, neunmal trafen die Kollegen nach seinen Pässen und Flanken, fünfmal traf er selbst. Forsberg ist der beste Schwede in der Bundesliga seit dem legendären Gladbacher Stürmer Martin Dahlin, an den es sich zu erinnern lohnt. Dahlin, inzwischen Spielerberater, wird "Dooolin" ausgesprochen. Die Bayern haben Douglas Costa, der "Doooglas" ausgesprochen wird und auch mal wie am Sonntag in Darmstadt ein Traumtor schießt, wenn seinen Mitspielern nichts einfällt. Und sie haben Franck Ribéry, den besten Franzosen der Bundesliga seit dem legendären Jean-Pierre Papin (sprich: "Schappapapa").

Fazit: Ein Teelöffel Taurin Vorsprung für RB Leipzig.

Sturm

Kurzer Werbeblock: Die RB-Angreifer sind jung und wild und neugierig und sexy und frech. Wagemutig erobern sie die Bundesliga, alles finden sie aufregend, spannend, in ihren Worten: geil. Im Überschwang der Gefühle kann das schon auch mal Flügel im Strafraum verleihen, aber das gehört nun schon nicht mehr zum Werbeblock, und lustig ist es ja eigentlich auch nicht mehr. 31 Tore hat RB bisher erzielt, neun davon allein der junge, wilde, abenteuerlustige Timo Werner, womit ihm nur zwei Tore zu Robert Lewandowski fehlen. Was dem Stürmer des FC Bayern besser keiner vorwerfen sollte. Lewandowski leidet ohnehin darunter, dass er nicht sexy genug ist, um bei irgendeiner Wahl zum Weltfußballer berücksichtigt zu werden.

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Fazit: Ohne Frage ist Robert Lewandowski der beste Hefewürfel der Welt.

Sportdirektor

Bei RB predigt Ralf Rangnick, der führende Fußball-Intellektuelle der Republik, die Lehre vom Pressing, nach der eine sogenannte Abwehr ein völlig überholtes Konzept ist. Damit ist RB dem FC Bayern zurzeit mehrere Helikopterflüge mit Dietrich Mateschitz voraus, was vor allem daran liegt, dass der FC Bayern zurzeit keinen Sportdirektor beschäftigt. Dafür haben sie in München Philipp Lahm, den Klassensprecher des deutschen Fußballs, der womöglich schon vom Sommer an ein Konzept erstellen wird, das die Rangnick'sche Lehre vom Pressing als völlig überholt erscheinen lassen soll. Außerdem hat der FC Bayern den Wurstfabrikanten Uli H.

Fazit: Eigentlich eine Schöpfkelle Taurin für Rangnick, die ihm allerdings für seine jüngsten Mateschitz-Lobhudeleien gleich wieder abgezogen wird.

Maskottchen

Der FC Bayern hat Berni, der so lieb aussieht wie Philipp Lahm, wenn der ein Bär wäre. RB Leipzig hat Bulli, der so aussieht wie ein Stier auf Koks.

Fazit: Ein Kasten Taurin, aber für Berni.

Vorstand

Karl-Heinz Rummenigge ist eigentlich ein Fußball-Traditionalist. Er findet es zum Beispiel gar nicht gut, wenn die Fifa den Terminkalender aufbläht, und er kämpft für die traditionelle Schere zwischen armen und reichen Fußballklubs. Doch bei RB Leipzig, da hört seine Liebe für das Ursprüngliche auf. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern kann es nicht verstehen, dass die ganze Republik den Ost-Klub als Schöpfung aus der Dose geißelt. "Die Republik wollte das so, und jetzt sollen sie nicht lamentieren", sagte er, als die Leipziger die Bayern zwischenzeitlich an der Tabellenspitze ablösten. Bei RB Leipzig heißt der Vorstandsvorsitzende zwar "Head of Global Soccer", doch ansonsten ist Oliver Mintzlaff seinem Kollegen aus München sehr ähnlich: Wie früher Rummenigge hat Mintzlaff perfekt austrainierte Waden, er war Crosslauf-Spezialist, bevor er Spezialist im Geldverdienen wurde und als Geschäftsführer einer Agentur für Fußballer und Schlagersängerinnen zu arbeiten begann. Mintzlaff ist ebenfalls ein Bewunderer der Konkurrenz. "Der FC Bayern ist in allen Belangen der Benchmark. Alles, was dort die letzten Jahre und Jahrzehnte aufgebaut wurde, tut ganz Deutschland gut", sagte er der Bild-Zeitung.

Fazit: Gleichstand.

Hymnen

Ausschnitt aus der RB-Hymne: "Für Stil bekannt nicht nur in diesem Land/Natürlich außer Konkurrenz/Wegen Intelligenz/Wir woll'n uns nicht loben/Wir woll'n nur spiel'n, wir woll'n ganz nach oben/Wir ham keine Angst, wir haben den Ball/Und die lautesten Fans - RB Leipzig, du bist mein Verein." Gesungen von Sebastian Krumbiegel, Sänger der Musikgruppe Die Prinzen. Der Vollständigkeit halber ein Ausschnitt aus der FCB-Hymne: "Wo ist Presse, wo ist Rummel/Wo wird immer diskutiert?/Wer spielt in jedem Stadion/Vor ausverkauftem Haus?/Wer hält den großen Druck der Gegner stets aufs Neue aus?/ FC Bayern, Stern des Südens/Du wirst niemals untergehen/Weil wir in guten wie in schlechten Zeiten/Zueinander stehen."

Fazit: Einmal mit Taurin gegurgelt.

Mitglieder

284 041 Mitglieder hat der FC Bayern, mehr als jeder andere Klub der Welt, mehr sogar als RB. Allerdings fehlen Leipzig auf die Münchner gerade einmal noch 284 024 Vereinseintritte. Dafür kennen sich alle 17 Mitglieder mit Namen.

Fazit: Ein halber Hefewürfel für den FC Bayern.

Ergebnis: Durch einen schonungslosen Selbstversuch mit obergäriger Hefe und kastenweise Taurin kann ein objektives Urteil nicht gewährleistet werden. Daher lediglich der ernst gemeinte Ratschlag: Bitte nicht zu Hause nachmachen. Und auf keinen Fall Hefe mit Taurin im Wechsel konsumieren.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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