Am Mittwochabend hat Pep Guardiola seine bevorzugte Bar am Münchner Odeonsplatz besucht. Augenzeugen haben beobachtet, wie sich der Trainer mit Familie und Freunden in einen kleinen Extra-Raum zurückzog, Tüten mit FC-Bayern-Aufdruck wurden gesichtet, Geschenke ausgetauscht. Zwischendurch wurde Guardiola dabei erwischt, wie er auf seinem Handy Sequenzen eines Bayern-Spiels verfolgte, könnte ja sein, dass einem noch eine Winzigkeit auffällt, die einem bei den vorausgegangenen tausend Sichtungen entgangen war. Guardiola ist Guardiola, er ist immer im Dienst. Die Frage ist halt nur: Wie lange leistet er seinen Dienst noch in der Stadt mit der Bar am Odeonsplatz?
Am Nachmittag war Guardiola mit einer FC-Bayern-Delegation noch bei einer Benefizaktion im Zirkus gewesen, und das danach soll ein privater, kleiner Vorweihnachtstreff gewesen sein, kein offizielles Abschiedsfest. Warum auch? Die Saison ist gerade mal zur Hälfte gespielt, und die Spiele, die dem FC Bayern wirklich wichtig sind, die kommen alle noch.
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Der Verein versucht, die Fassade zu wahren, die Klub-Funktionäre schweigen öffentlich und nicht öffentlich, und auch Guardiolas engstes Umfeld hält seit Tagen dicht, darunter auch Assistent Manel Estiarte. Auch Vertraute in Spanien geben sich unwissend und gehen offiziell davon aus, dass Guardiola sich weiterhin alle Optionen offenhält; dennoch verdichten sich die Anzeichen, dass der Zirkus bald ein Ende hat. Im Verein erwarten sie den Abschied ihres Startrainers im Sommer, manche im Klub sollen bereits Bescheid wissen oder zumindest Bescheid ahnen.
Ob sich der verabredete Zeitplan nun, da die Personalie aus allen medialen Leitungen tropft, noch halten lässt, ist unklar; offiziell hieß es ja: Am Sonntag, nach dem Hannover-Spiel, gibt's das Zukunftsgespräch, und danach gibt's die amtliche Bekanntmachung.
Mittlerweile wird aber nicht mehr ausgeschlossen, dass Guardiola unmittelbar nach dem Spiel in Hannover, auf nicht-bayrischem Gebiet, Stellung zu seiner Zukunft bezieht. Vielleicht mit ähnlichen Worten wie 2012 in Barcelona, damals sagte er: "Ich gehe mit dem Eindruck, meine Hausaufgaben gemacht zu haben, und stolz, hier gewesen zu sein, einem Klub von einer beeindruckenden Kraft. Fürchtet Euch nicht, denn wer mir nachfolgt, ist mehr als nur befähigt, meine Arbeit zu machen."
Um wen es sich bei diesem befähigten Menschen handelt, darüber wird natürlich ebenfalls strenges Stillschweigen bewahrt; aber auch hier sind die Anzeichen, wonach der Italiener Carlo Ancelotti, 56, der Auserwählte sein soll, nicht mehr zu übersehen. Ancelotti selbst wurde von internationalen Medien mit der Aussage zitiert, dass er "zu 90 Prozent zu den Bayern" gehen würde, Ancelottis Lager dementiert das allerdings. Es gebe "keinen Kontakt zu den Bayern oder Rummenigge", hieß es am Donnerstag aus seinem Management - eine beliebte Formulierung, die einen indirekten Kontakt keineswegs ausschließt; etwa über italienischen Spielerberater Giovanni Branchini, einen alten Freund des Hauses.