FC Bayern nach 2:0-Sieg gegen Juve:Uli Hoeneß wünscht sich Dortmund

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Der FC Bayern ist nach dem souveränen Einzug ins Halbfinale der Champions League von sich sehr begeistert - sogar Juve-Trainer Antonio Conte ist euphorisiert. Die Münchner dürfen sich inzwischen als Favorit auf den Titel fühlen. Der Präsident hält nun den BVB für den leichtesten Gegner.

Von Maik Rosner, Turin

Am Morgen danach konnte sich die Mannschaft des FC Bayern gelöst auf den Heimweg begeben. Ein wenig müde nach dem Mitternachtsbankett im Salone delle Feste ihres Hotels Principi di Piemonte müssen die Münchner schon gewesen sein, als sie am frühen Vormittag zum Turiner Flughafen aufbrachen, um Juventus nach dem zweiten der beiden 2:0-Siege im Viertelfinale der Champions League hinter sich zu lassen.

Doch abgesehen vom nicht ganz ausreichenden Schlaf? Heitere Gesichter, eine entspannte Stimmung und tatsächlich die Gelegenheit, einmal etwas durchzuschnaufen, trotz der englischen Wochen, die am kommenden Dienstag bereits das Halbfinale im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg bereithalten, aus dem die Bayern natürlich als Sieger hervorgehen wollen. Davor, am Samstag, kommt zudem der 1. FC Nürnberg nach München. Doch für die Bayern geht es dabei nur noch ums Prestige, den Meistertitel haben sie ja bereits sicher.

Präsident Uli Hoeneß ist auch wegen der hübschen Zwischenbilanz "total" stolz in den Flieger gestiegen, vor allem aber wegen des Auftritts am Mittwochabend. "Wann sind wir schon einmal nach Turin gefahren und haben relativ locker 2:0 gewonnen? Ohne großen Druck, ohne richtig in Bedrängnis zu kommen? Das ist schon eine sensationelle Leistung", schwärmte er bereits in der Nacht zuvor.

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Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer rät den Bayern nach all er Anstrengung zum kurzen Verschaufen, Arjen Robben freut sich auf das nächste Spektakel im Halbfinale und in Barcelona freut man sich über einen prominenten Katalysator im Spiel gegen Paris.

Die Reaktionen im Überblick

Der FC Bayern hat sich in der Tat mit einer insgesamt bemerkenswerten Leistung in die Runde der letzten vier gespielt, in der nun erstmals zwei deutsche Mannschaften vertreten sind. Borussia Dortmund war bereits am Dienstag durch ein wundersames Finish gegen den FC Málaga weitergekommen. Zudem hatten sich die beiden spanischen Klubs Real Madrid und FC Barcelona für die Vorschlussrunde qualifiziert. Alles schwierige Gegner, die ihnen da am Freitag in Nyon zugelost werden können, da waren sich die Münchner einig. Nur bei der Bewertung der unterschiedlichen Konstellationen gingen die Meinungen auseinander.

Hoeneß würde sich gerne mit Dortmund messen und dabei einen Nachschlag bei der Revanche für die zwei titellosen Jahre zuvor nehmen. "Ich glaube, sie sind schlagbar, schlagbarer jedenfalls als die Spanier", sagte er. Claudio Pizarro, der in der Nachspielspielzeit das Tor zum 2:0-Endstand erzielt hatte, sprach sich ebenfalls für ein Aufeinandertreffen der beiden deutschen Mannschaften aus. "Dortmund wäre schön für die Zuschauer", meinte der Peruaner. Und auch Abwehrchef Dante votierte für den BVB - allerdings mit einer knuffigen Begründung. "Das wäre vielleicht gut für unser Land", sagte er und meinte Deutschland, das dann ja auf jeden Fall mit einer Mannschaft im Finale vertreten wäre. Der Brasilianer fühlt sich offenbar recht wohl in Deutschland, auch das ist eine gute Nachricht des Mittwochs gewesen.

Doch während viele Spieler ganz selbstbewusst vorgaben wie Thomas Müller, es sei egal, wer ihnen nun zugelost werde, "es ist keiner unverwundbar", möchte Dante einen Vergleich mit der herausragenden Mannschaft der vergangenen Jahre lieber noch vermeiden. "Ich glaube, es wäre besser, wenn wir erst im Finale auf Barcelona treffen, weil es dann nur ein Spiel wäre", sagte er. Zumal das Endspiel auf neutralem Boden stattfindet, am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion.

Müller hat dann auch noch eine Tendenz erkennen lassen, die sich so interpretieren ließ, dass er den BVB am liebsten zuletzt bekäme. Ein Halbfinale, in dem sich beide Bundesligisten gegenüberstehen, bemerkte Müller listig, hätte ja einen entscheidenden Nachteil. "Dann gibt es kein deutsch-deutsches Finale. Für irgendwas müssen wir uns entscheiden", sagte er.

"Eine fantastische Woche": Thomas Müller (links) und   Javi Martínez stehen im Halbfinale. (Foto: REUTERS)

Aus der eigentlich kaum zielführenden Debatte über die möglichen Gegner ließ sich eine erstaunliche Erkenntnis destillieren: Real Madrid hatte kein Münchner als ungewünschte Variante genannt. Daraus ließe sich ableiten, dass sie sich auf den spanischen Rekordmeister verständigen könnten.

Ein bisschen zugespitzt könnte man folgern: Die Bayern wären Real im Halbfinale nicht abgeneigt, vielleicht ist die Mannschaft von Trainer José Mourinho sogar ihr heimlicher Wunschgegner.

Ein bisschen dürfen sich die Münchner inzwischen ohnehin als Favorit auf den Titel fühlen. Nicht zuletzt nach ihren Vorstellungen gegen Juventus Turin, das immerhin die italienische Liga ähnlich deutlich anführt wie die Bayern die Bundesliga. Mit dem infernalischen Gebrüll der Tifosi hatte der Abend im Fortissimo begonnen, piano-melancholisch klang er aus, nachdem Mario Mandzukic mit seinem Tor in der 63. Minute den Fans die letzten Hoffnungen genommen hatte. Und so standen unter dem Strich zwei souveräne Leistungen der Bayern. Zwei Siege ohne Gegentor, eine Bilanz, die kein anderer Halbfinalist hinbekommen hat.

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Das große Barcelona quälte sich nur dank der Auswärtstorregel und mit zwei Unentschieden gegen Paris Saint-Germain weiter (2:2/1:1), Real Madrid ließ sich im Rückspiel bei Galatasaray drei Gegentore (2:3) einschenken, wenngleich nach einem klaren und recht beruhigenden 3:0 im Hinspiel. Und Dortmund? Brauchte ja gar ein Wunder fürs Weiterkommen.

Dass den Münchnern nun im ersten Teil des Halbfinals der gelbgesperrte Mandzukic fehlen wird, trübte ihre Laune bei all den positiven und ermutigenden Zwischenbilanzen nur leicht. So klang auch der Vorstandsvorsitzende. "Es ist eine phantastische Woche. Am Samstag sind wir Deutscher Meister geworden. Und vier Tage später, was ja nicht so ganz einfach ist, haben wir die Spannung hochgehalten und wieder diese Gier gezeigt. Die Mannschaft spielt eine großartige Saison", lobte Karl-Heinz Rummenigge beim Bankett, "es gibt jetzt eine Chance. Es wird in der nächsten Runde wahrscheinlich noch mal ein Stück schwieriger. Aber wir haben immerhin den zukünftigen italienischen Meister geschlagen. Da kann man stolz sein, es ist ein wunderbarer Moment."

Ob er zuvor Juve-Trainer Antonio Conte gelauscht hatte, der in der Niederlage eine Hymne auf den FC Bayern angestimmt hatte? Die Mannschaft seines Kollegen Jupp Heynckes sei einfach zu stark gewesen. "Sie können wundervolle Dinge vollbringen", flötete Conte, "Bayern wird eines der besten Teams in Europa für viele Jahre sein." Er klang leicht euphorisiert, obwohl er ausgeschieden war. Das muss man erst mal hinbekommen.

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