FC Bayern besiegt Juve in der Champions League:Mit Köpfchen und Kopfweh ins Halbfinale

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Juventus Turin macht dem FC Bayern im Viertelfinale der Champions League Mühe - doch das Weiterkommen gerät für die Münchner nie wirklich in Gefahr. Mario Mandzukic erzielt das Führungstor, auch Claudio Pizarro ist erfolgreich. Für Daniel Van Buyten endet die Partie schmerzhaft.

Freistoß für die Bayern, eine gute Stunde war gespielt, und Bastian Schweinsteiger schlug eine scharfe Flanke ins Revier von Gianluigi Buffon. Juventus gegen die Bayern, bisher war das eine ausgeglichene Partie gewesen, der einzige Vorteil der Münchner war eine Woche her: das 2:0 aus dem Hinspiel. Aber nun flog der Ball gefährlich herbei, Javier Martínez lenkte ihn, die Beine voraus, aufs Tor. Buffon parierte. Es nützte aber nichts. Denn der Torwart patschte den Ball direkt zum goldrichtig stehenden Bayern-Stürmer Mario Mandzukic. Und der köpfte ihn zum 1:0 ein.

Die Zuschauer im Juventus-Stadion verstummten. Sie wussten, was das bedeutete. Vier Tore hätte ihre Mannschaft nun schießen müssen, um sich noch fürs Halbfinale der Champions League zu qualifizieren. Selbst wenn man seit dem verrückten Vorabend in Dortmund einiges für möglich hält - das war ein Ding der Unmöglichkeit.

Und so kam es dann auch: Durch ein verdientes 2:0 (0:0) zog der FC Bayern zum dritten Mal binnen vier Jahren ins Halbfinale der Königsklasse ein. Und sorgte zudem für eine Premiere: Erstmals stehen zwei deutsche Mannschaften unter den letzten vier. "Sensationell", findet das nicht nur Philipp Lahm. Mögliche Gegner der Bayern bei der Auslosung an diesem Freitag (um 12 Uhr): der FC Barcelona, Real Madrid - und Borussia Dortmund.

Trainer Jupp Heynckes wechselte zwei Mal im Vergleich zum Hinspiel: Javier Martínez kehrte nach seiner Gelb-Sperre anstelle von Luiz Gustavo ins Mittelfeld zurück, Arjen Robben ersetzte - wie schon 75 Minuten lang in München - Toni Kroos, der wegen seines Muskelbündelrisses aus dem Hinspiel bis Saisonende ausfällt. Nach 34 Minuten war Heynckes dann zu einem weiteren Wechsel gezwungen: Innenverteidiger Daniel Van Buyten musste nach diversen Zusammenstößen den Arbeitseinsatz abbrechen, Kopfschmerzen, Jérôme Boateng ersetzte ihn . Bei Turin fehlte vor allem der gesperrte Arturo Vidal.

Dass die Italiener auf Revanche sinnen würden nach ihrem Schlafwagen-Fußball im Hinspiel, das konnte man bereits den Blut-und-Ehre-Schlagzeilen der italienischen Zeitungen entnehmen. Vor dem Mannschaftshotel der Bayern hatten sich seit deren Ankunft im Piemont zudem ein paar Halbstarke postiert, guckten grimmig und suchten Körperkontakt. Der montenegrinische Stürmer Mirko Vucinic hatte den Münchnern gar "Krieg" angekündigt. Vucinic bediente sich dann tatsächlich einer von der Genfer Konvention nicht geächteten Waffengattung: seines Ellenbogens, den er kurz nacheinander Martínez und Van Buyten ins Gesicht rammte, allerdings diskret genug, um einer Verwarnung zu entgehen.

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Torwart Manuel Neuer fehlen noch ein paar graue Haare zum Rentner-Status, Philipp Lahm arbeitet sich erfolgreich an seinem Italiener-Trauma ab und Arjen Robben schießt erst Richtung Groningen und dann an den Pfosten - bei Mario Mandzukic wechseln sich Ärger und Freude ab. Die Bayern beim 2:0 gegen Juventus Turin in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp

Ansonsten beließen es die Italiener vor 41 000 Zuschauern weitgehend bei regelkonformen Mitteln des sportlichen Wettkampfs: Sie attackierten früh und hartnäckig, sodass den Münchnern kein rechter Spielaufbau gelingen wollte. "Vor allem am Anfang war es schwierig, da haben wir keinen rechten Zugriff auf die Partie bekommen", sagte Sportchef Matthias Sammer. Die Turiner schienen den Bayern den Schneid auf jene Weise abkaufen zu wollen, wie es ihnen selbst in der Fröttmaninger Arena widerfahren war: durch aggressives Pressing und ein kräftezehrendes Spiel gegen den Ball.

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Die Bayern wiederum wehrten sich ungewohnt oft mit hohen Bällen - bloß weg aus der eigenen Gefahrenzone. Franck Ribéry hatte sich zudem eine List ausgedacht: Anstatt auf seiner linken Seite auf Zuspiele zu warten, wechselte er oft zu Robben und Müller nach rechts. Wenn sie sich schon auf engem Raum durchkombinieren mussten, dann wenigstens in Überzahl. Die erste gute Gelegenheit hatte dann auch Mandzukic nach einer Ribéry-Flanke (9.) von rechts, der Kroate kam aber nicht zwingend an den Ball.

Manuel Neuer entschärfte kurz darauf einen Pirlo-Freistoß mit einem starken Reflex (23.). Dann dauerte es eine Weile, ehe wiederum David Alaba den Juve-Keeper Buffon per Weitschuss prüfte (39.). "Vier Tage nach der errungenen Meisterschaft" hätten sich seine Spieler "schwer getan", räumte Jupp Heynckes später ein, aber "peu à peu haben wir dann doch die Kontrolle über das Spiel gewonnen. In der zweiten Halbzeit haben wir wesentlich besser gespielt".

Es blieb allerdings das erwartete Duell auf Augenhöhe - mit engagierterer Laufleistung der Italiener: Nach 50 Minuten hatten sie als Kollektiv drei Kilometer mehr zurückgelegt; inklusive des berüchtigtsten Standfußballers der Welt wohlgemerkt, des Regisseurs Andrea Pirlo. Doch nicht nur das setzte die Bayern unter Druck, hinzu kamen ungewohnte Ungenauigkeiten: Schweinsteiger ließ sich beim Ballverteilen anfangs so viel Zeit, als habe ihn Pirlo inspiriert, Martínez und Robben überraschten mit Querschlägern im Strafraum.

Beunruhigen musste all das aber nicht: Die 2:0-Führung aus dem Hinspiel hatte ja Bestand. Und auch in der zweiten Halbzeit hielten sich Anzahl und Qualität der Torchancen zunächst die Waage: Hier strich ein Schuss von Quagliarella an den Außenpfosten (48.). Dort schlenzte Arjen Robben den Ball an den Pfosten (57.). Sehr viel mehr Aufregung war nicht - und nach Mandzukic' Führungstor war dann ohnehin alles im Plan.

Dass am Ende noch der Stürmer Claudio Pizarro eingewechselt wurde und in der Nachspielzeit das 2:0 erzielen durfte, das wiederum lässt einen interessanten Rückschluss zu: Pizarro, und nicht etwa Mario Gomez, könnte auch im Halbfinale zum Zuge kommen. Dann nämlich ist Mario Mandzukic gesperrt, weil ihm Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo nach einem Pressschlag, den er für ein Foul hielt, die gelbe Karte zeigte.

Carballo stand ja unter besonderer Beobachtung - weil er Spanier ist, wie zwei mögliche Halbfinalgegner der Münchner. Und weil er im Ruf steht, schneller gelb zu ziehen als Lucky Luke seinen Colt. Die Frage war: Wieso traf die Uefa diese Personalentscheidung? Carballo beließ es dann aber bei der Verwarnung für Mandzukic. Lahm und Dante, denen auch eine Sperre drohte, blieben - trotz einiger Fouls - verschont.

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Von Jonas Beckenkamp

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© SZ vom 11.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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