Neue Sportarena in München:Umzug in die Olympiahalle

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Aus einem veritablen Loch ist mittlerweile ein Hallen-Gerippe erwachsen, das zeigt, welch gigantisches Bauwerk im Olympiapark entsteht. Dessen Fertigstellung verzögert sich nun weiter. (Foto: Flo Hagena/Red Bull/oh)

Weil sich der Bau des SAP Garden verzögert, wird die Handball-Europameisterschaft in München wohl an altbewährter Stelle stattfinden.

Von Ralf Tögel

Wer auf dem Georg-Brauchle-Ring in München Richtung Norden fährt, dem wird auf Höhe des Olympiaparks eine gewaltige Baustelle zu seiner Rechten auffallen. Dort ist aus einem veritablen Loch das Gerippe einer riesigen Sportarena erwachsen - doch dem Bauwerk droht Ungemach. Weiteres Ungemach, um genau zu sein. Mit ein paar dürren Zeilen auf seiner Homepage hat der Bauherr, die Red Bull Stadion München GmbH, einigen Aufruhr in der Münchner Sportwelt verursacht. Dort wird mitgeteilt, dass sich die Fertigstellung des SAP Garden, der 11 500 Zuschauern Platz bieten soll, weiter verzögern wird. Wegen der Corona-Pandemie war der Termin bereits um ein Jahr auf Herbst 2023 verschoben worden, wegen des Kriegs in der Ukraine wird er sich bis "ins Frühjahr 2024" ziehen.

Weder die Basketballer des FC Bayern München, die als Ankermieter einen langfristigen Vertrag haben, noch die Eishockey-Profis des EHC Red Bull, ohnehin Teil des Konzerns, werden also wie geplant in die Saison 2022/23 gehen können. Als Grund nennt der österreichische Konzern "akute Bau- und Rohstoffknappheit" sowie "Lieferengpässe und Fachkräftemangel". Pandemie und Krieg machen indes nicht nur der Baubranche zu schaffen, Seewege und Lieferketten sind blockiert, Materialien knapp und teuer. Auch Fachpersonal, für Gewerke einer Halle, die neue Maßstäbe setzen soll, unabdingbar, ist knapp. Marko Pesic, Geschäftsführer der Basketballer des FC Bayern, wird von der Nachricht nicht kalt erwischt: "Wir sind auf allen Ebenen im ständigen Austausch", sagt Pesic, die Zusammenarbeit mit den Partnern Red Bull und dem Software-Konzern SAP sei "von größtmöglicher Transparenz".

Die Verzögerung tut weh, kommt angesichts der Weltlage aber nicht überraschend

Die neuerliche Verzögerung "tut weh", gibt Pesic zu, der die neue Arena stets als Meilenstein der Basketballer auf ihrem Weg zum europäischen Spitzenklub bezeichnet, sie komme aber nicht überraschend: "Das geht ja vielen Projekten so, wir müssen damit umgehen und uns vorbereiten. Vielleicht bedeutet Frühjahr ja Januar oder Februar."

Für den Deutschen Handballbund (DHB), der den SAP Garden als Spielort für die Europameisterschaft im eigenen Land vorsah, ist auch das zu spät. Vom 11. bis zum 16. Januar 2024 werden zwei Vorrundengruppen in München ausgespielt - aber wohl ein paar Hundert Meter Luftlinie weiter nordöstlich. Nach ersten Gesprächen zwischen dem DHB und der Olympiapark GmbH (OMG) deutet vieles auf die Olympiahalle als Ausweichspielort hin. "Wir haben das sowieso als Backup mitgedacht", bestätigt OMG-Pressechef Tobias Kohler, "wir sind zuversichtlich, dass wir uns einig werden." Ein derartiges Projekt könne man in diesen unsicheren Zeiten nicht ohne ein Sicherheitsnetz angehen.

So unschön die Konsequenzen für die Beteiligten sind, weitaus folgenschwerer ist die Verzögerung für den Bauherrn. Zwar will Red Bull keine Angaben über steigende Kosten machen, die geplanten 150 Millionen Euro dürften aber schwer einzuhalten sein - vor der Pandemie war noch von 100 Millionen ausgegangen worden. Damals hatten sich die Basketballer schon auf die baldige Fertigstellung gefreut. Und die Turnwettkämpfe der European Championships, die am 11. August in München beginnen, waren als erste Großveranstaltung im SAP Garden geplant gewesen. Die Turnerinnen und Turner müssen nun, wie die Handballer, in die Olympiahalle ausweichen.

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