Basketball:Scheitern als Chance

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Geht der Maestro? Derzeit gibt es einige Gerüchte um Angebote für FCB-Trainer Andrea Trinchieri. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Die Playoffs in der Euroleague hat der FC Bayern klar verpasst, nun ist der deutsche Meistertitel das dringende Ziel. Eine Zukunft von Trainer Trinchieri in München scheint zudem fraglich zu sein.

Von Ralf Tögel

Vor der Saison, sagt Marko Pesic, schaue er sich immer den Spielplan an, alte Gewohnheit, erklärt der Geschäftsführer der Basketballer des FC Bayern: "Ich schau, wann spielen wir gegen Alba und wann gegen Bamberg." Berlin, der elfmalige Titelträger, der auch die vergangenen drei Meisterschaften gewann. Und Bamberg, ebenfalls Serienmeister; die Oberfranken waren von 2010 an fast ein Jahrzehnt die beste Adresse im deutschen Basketball. Dazwischen sind nur die Münchner notiert, mit Titelgewinnen 2014, 2018 und 2019. Pesic' Blick in den Kalender ist also ein Relikt aus der Vergangenheit - denn vom Renommee der Bamberger ist nicht viel übrig. Am Sonntag kämpft Brose im Audi Dome (18 Uhr) um einen Playoff-Platz unter den besten Acht, also darum, überhaupt am Titelkampf teilzunehmen zu dürfen.

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Der FC Bayern siegt ungefährdet in Würzburg und bucht vorzeitig die Playoffs. Am Freitagabend endet für die Münchner die Euroleague, was für das nationale Titelrennen zum Vorteil werden kann.

Von Ralf Tögel

Was vom Renommee der Bayern nach dieser Saison bleibt, wird sich dann noch nicht entscheiden, international wird es in jedem Fall kein geschichtsträchtiger Eintrag. Wenn am Freitagabend (20.30 Uhr) der litauische Serienmeister Kaunas gastiert, ist der höchste europäischen Wettbewerb für die Bayern längst gelaufen. Nachdem sie in den vergangenen beiden Spielzeiten die Playoffs erreichten und jeweils nur knapp in fünf Spielen am Finalturnier scheiterten - das vorher noch kein deutsches Team erreichte -, waren die Playoff-Aussichten dieses Mal früh dahin. Daher konzentriere man sich seit geraumer Zeit auf die nationale Meisterschaft.

Eine Niederlage Mitte Februar gilt als "Zäsur"

Pesic gibt die 70:89-Heimpleite gegen die Hamburg Towers Mitte Februar als Zäsur an, "ein Schockerlebnis", zumal direkt danach das Finalwochenende im deutschen Pokal anstand. Der erste erreichbare Titel der Saison in Gefahr: Beim Anspruch des FC Bayern Anlass genug, die Reißleine zu ziehen. Pesic sagt, er habe nicht verfügt, dass fortan die nationalen Wettbewerbe im Fokus stehen, das habe sich "automatisch ergeben, von innen heraus". Denn die internationalen Achtungserfolge der Vorjahre wurden teuer bezahlt: Berlin wurde jeweils Meister. "Wir haben in der Bundesliga immer dann verloren, wenn wir vorher einen Doppelspieltag in der Euroleague hatten", erklärt Pesic, es hätten schlicht "die Ressourcen" für beide Wettbewerbe gefehlt. Als Gründe nennt er die EM vom vergangenen Herbst, von der Trainer Andrea Trinchieri platte Spieler zurückbekommen habe. Zahlreiche Verletzungen waren die Folge der "brutalen Belastungen", wie Nationalspieler Niels Giffey sagt.

Nach dem Freitag könnte sich die Mannschaft nun auf die Meisterschaft konzentrieren, so Giffey, "das wird uns gut tun". Die Münchner werden die Euroleague bestenfalls als 15. beenden (Alba ist derzeit Vorletzter im 18er-Feld). "Nicht das, was wir uns vorgestellt haben", sagt Pesic, gleichwohl gelte es nun dringend, deutscher Meister zu werden.

Gerüchte über Trinchieris Abschied will der Geschäftsführer nicht kommentieren

Den Pokal hat der FCB nach dem Kurswechsel bereits geholt, nun will Trinchieri auch den zweiten Pott in die Höhe stemmen. Vielleicht ist es seine letzte Gelegenheit in München, denn die Gerüchte verdichten sich, dass er geht. Nach Bologna vielleicht, auch Sankt Petersburg habe Interesse. Zugleich wird der ehemalige Real-Trainer Pablo Laso als Kandidat in München gehandelt. Der hatte Madrid nach einem Herzinfarkt im Sommer vor einem Jahr im Unfrieden verlassen - der spanische Erfolgscoach wollte nach seiner Genesung bleiben, Madrid lehnte ab. Pesic will "diese Gerüchte" nicht kommentieren: "Andrea hatte immer Angebote von Konkurrenten, wir werden uns zeitnah zusammensetzen und verhandeln."

Zeitnah heißt: Sobald die Finanzen für die nächste Saison geklärt sind. Man bastle derzeit am Etat. Auch dass BMW den Einstieg bei den Basketballern des FCB plane, kommentiert Pesic nicht, er bestätigt aber, dass sowohl der Sponsorenvertrag als auch der über die Namensrechte an der Halle mit Audi im Sommer auslaufen. Ein bisschen Zeit bleibe noch für die Zusammenstellung des Budgets, sagt Pesic: "Bis 1. Juli."

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