Bayern-Trainer Niko Kovac:"Ich stelle die Mannschaft auf"

FC Bayern: Trainer Niko Kovac vor dem Champions-League-Spiel gegen Olympiakos Piräus

Erlebt komplizierte Tage, mal wieder: Bayern-Trainer Niko Kovac.

(Foto: dpa)
  • Bayern-Trainer Niko Kovac hat vor dem Champions-League-Spiel in Athen mit den Wortmeldungen aus der Bayern-Chefetage zu kämpfen.
  • Nach den Hoeneß-Äußerungen hat die Debatte um seine Startelf eine mit Worten kaum noch zu beherrschende Eigendynamik angenommen.
  • Spielt Martínez nun auf der Sechs? Und was ist mit Thomas Müller?

Von Martin Schneider, Athen

Irgendwo zwischen Augsburg und Athen hat Niko Kovac Tore gezählt. Er habe sich, sagte er vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Olympiakos Piräus (21 Uhr, Liveticker auf SZ.de), die ersten elf Pflichtspiele der diesjährigen und der vergangenen Saison angesehen und verglichen. Das Ergebnis: Der FC Bayern hat in diesem Jahr 15 Tore mehr geschossen, aber auch drei mehr kassiert. An den Gegentoren, da müsse man arbeiten. Aber die 15 Tore zeigten doch, dass man sich Offensiv deutlich verbessert habe. "Man sieht eine Entwicklung", sagte Kovac.

Diese Zahlen, die der Bayern-Trainer heranzieht, sind nicht im Detail überprüfbar, weil Kovac zum Beispiel nicht sagte, ob er den Supercup als Pflichtspiel gewertet hat. Aber die Dimensionen stimmen: Der FC Bayern hat sehr viel mehr Tore geschossen, was vor allem an den hohen Ergebnissen gegen Tottenham (7:2), Mainz (6:1) und Köln (4:0) liegt, aber unabhängig von einem Treffer mehr oder weniger war die Botschaft des Bayern-Trainers sowieso eine andere.

Niko Kovac fühlt sich selten fair bewertet, darum bringt er diese Zahlen mit nach Athen. In vielen seiner Pressekonferenzen spricht er von Menschlichkeit und dem Umgang miteinander. Und am Wochenende, da wurde der Umgang wieder rauer. Der FC Bayern hatte 2:2 in Augsburg gespielt, davor schon zu Hause gegen Hoffenheim verloren und 15 Punkte nach acht Spieltagen bedeuten nun mal den schlechtesten Bundesliga-Saisonstart seit neun Jahren. Auch das ist ein Fakt.

Kovac muss eine Selbstverständlichkeit betonen

Aber beim FC Bayern entscheiden sowieso andere Dinge. Kovac saß in Athen mit der Gewissheit, dass sein Abwehrchef Niklas Süle für den Rest der Saison ausfallen wird. "Das tut mir wahnsinnig leid. Wir werden nichts forcieren. Er ist 24 Jahre alt, hat seinen zweiten Kreuzbandriss im selben Knie. Er hat noch viele Jahre als Fußballer vor sich. Auf die kommt es an", sagte Kovac dazu. Und er saß mit den Worten seines Präsidenten Uli Hoeneß da, der ihn in Flughafen-Interviews am Montag einerseits gestützt, andererseits mindestens mal Startelf-Empfehlungen mitgegeben hat ("Abwehr stellt sich von alleine auf", "Wenn Martínez auf der Sechs spielt, bekommen wir weniger Gegentore").

"Ich stelle die Mannschaft auf", musste Kovac dann in Athen tatsächlich nochmal klarstellen. Aber natürlich ist es kein gutes Zeichen, wenn ein Trainer diese Selbstverständlichkeit betonen muss. Kovac ist in seiner Zeit beim FC Bayern dennoch zu einem guten Krisenkommunikator geworden. Er widersprach seinem Präsidenten nicht im Ton, aber in der Sache recht konsequent, betonte, dass er vier mögliche Innenverteidiger habe und dass man mit Javier Martínez auf der Sechs auch in Augsburg zwei Gegentore kassiert habe. Das Problem für Kovac ist, dass die Fragen nach der Startelf eine für ihn mit Worten kaum noch zu beherrschende Eigendynamik angenommen haben.

Befolgt Kovac nun wieder den Rat der Bosse?

David Alaba etwa, der vor Kovac auf der Pressekonferenz sprach, wurde gefragt, warum der FC Bayern so viele Gegentore kassiere. Alaba sagte: "Ich denke, wir haben in den letzten Wochen sehr viel rotiert, auch wegen Verletzungen und Ausfällen. Ich hoffe, wenn jetzt eine Viererkette über einen längeren Zeitraum zusammenspielt, werden wir wieder stabiler." Alaba übernahm quasi die Botschaft des Präsidenten. Er ging davon aus, dass in den nächsten Wochen hauptsächlich eine Viererkette spielt - mutmaßlich Alaba-Hernandez-Pavard-Kimmich. Und die Sache mit Thomas Müller, der ständig nur auf der Bank sitzt, die wabert ja auch noch. Kovac dazu: "Ich kenne seine Wertigkeit. Jeder wird auf seine Spiele kommen."

Kovac versuchte in Athen dringend die Deutungshoheit zurückzugewinnen. Er hat das schon einmal geschafft, es ist genau ein Jahr her, auch da spielte er in Athen (gegen AEK), auch da begann die Kritik am Spiel der Mannschaft. Damals, so sagt es Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, kam er aus der Krise, weil er den Rat der Chefetage befolgte, weniger zu rotieren. Kovac hätte nun wieder die Option, einfach den Rat der Chefs zu befolgen. Dass er die Mannschaft aufstelle, das werden ihm dann aber irgendwann nur noch wenige glauben.

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