FC Bayern und Katar:"Hinterlistig", nennt ein Menschenrechter die Strategie des Klubs

In der Realität, berichteten sie, würden Pässe weiter einbehalten und Bewegungsfreiheit beschränkt. Deshalb brauche es weiterhin dringend Menschen, die den Arbeitern in Katar in aller Öffentlichkeit eine Stimme geben. Noch im vergangenen Jahr dokumentierte der Journalist Benjamin Best, der die Runde am Donnerstag moderierte, mit versteckter Kamera in Unterkünften der Arbeitsmigranten prekäre Bedingungen, die es so angeblich gar nicht mehr geben sollte.

Den Kontakt zwischen den Nepalesen und den Bayern-Fans hatte der Menschenrechtler Nicholas McGeehan hergestellt, der ebenfalls auf der Bühne saß - und den eine besondere Geschichte mit dem FC Bayern verbindet. Als er noch für Human Rights Watch arbeitete, war er an der Ausarbeitung einer Handlungsempfehlung beteiligt, die der Klub vor seinen Sponsoring-Deals in Auftrag gegeben haben soll. McGeehan, inzwischen nicht mehr für die Organisation tätig, sagte 2018 dem norwegischen Magazin Josimar, dass die Bayern die Expertise ignoriert hätten. Die Empfehlung sei gewesen, den Einfluss in der Region zu nutzen, um öffentlich Verbesserungen der Menschenrechtssituation zu fordern. Entsprechende deutliche Äußerungen vom FC Bayern gibt es aber bis heute eher nicht. "Sneaky", nannte McGeehan die Strategie des Klubs: hinterlistig.

Der FC Bayern erklärte auf Anfrage, dass er den Dialog "in vertraulicher Atmosphäre" bevorzuge. "Wenn es lediglich darum geht, publikumswirksam Standpunkte durch gewählte Diskussionspartner gegen andere Positionen abzugrenzen, werden wir uns daran nicht beteiligen." Der Klub verweist darauf, dass sich die Situation für Arbeiter in Katar auch nach Ansicht von Beobachtern zum Besseren verändert habe. In Zukunft sei außerdem ein Round-Table-Gespräch geplant, an dem auch Hassan Al-Thawadi teilnehmen soll, Chef des Organisationskomitees der WM 2022. Doch die Fans bleiben skeptisch.

"Wenn man es nicht schafft, mit den eigenen Anhängern zu sprechen", fragte gegen Ende des Abends einer, "wie soll das mit den Repräsentanten eines diktatorischen Regimes gehen?" Er erhielt dafür Applaus.

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