FC Bayern in der Champions League:Weitersiegen, immer weitersiegen

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Der FC Bayern will seine imposante Heimserie mit acht Siegen und 33:0 Toren auch in der Champions League gegen Neapel forsetzen. Die Elf wirkt selbstbewusst, aber nicht arrogant - die angeschlagenen Daniel van Buyten und Bastian Schweinsteiger dürften von Beginn an auf dem Feld stehen.

Michael Neudecker

Der Fußballprofi Toni Kroos ist bislang nicht als großer Redenschwinger in Erscheinung getreten, er sei, so sagt man über ihn, eben einer, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Das Wesentliche seines Berufs kann er ziemlich gut, das ist seit Wochen an jedem Wochenende zu besichtigen, wobei man durchaus sagen könnte, er tue schlicht das, was alle seine Kollegen vom FC Bayern München seit Wochen tun: gewinnen.

Wird gegen den SSC Neapel trotz einer Wadenverletzung wohl beginnen können: Bastian Schweinsteiger. (Foto: AFP)

Man muss dies alles als Hintergrund zu dem etwas sonderbar banalen Satz sehen, den Toni Kroos am Dienstagnachmittag sagte, einen Tag vor der Champions-League-Vorrundenpartie gegen den SSC Neapel an diesem Mittwochabend: "Wir sind weiter hungrig."

Ist eine Mannschaft, die zuletzt in acht Heimspielen achtmal siegte und dabei 33:0 Tore erzielte; die eine Saison spielt, in der es bislang ausschließlich darum zu gehen scheint, welche Rekorde sie brechen könnte; ist so eine Mannschaft nicht automatisch immer hungrig? Im Rausch, immer mehr zu wollen, mehr, mehr?

Andererseits: Souveränität kann zu Überheblichkeit führen, und deshalb ging es beim FC Bayern unmittelbar vor dem Aufeinandertreffen mit Neapel vor allem um die Frage, ob die Gefahr bestehe, die Münchner könnten Neapel unterschätzen. Nein, sagt Kapitän Philipp Lahm, die Angst habe er nicht, die Mannschaft wisse, "dass sie konzentriert ins Spiel gehen und sofort Druck ausüben muss".

Das klingt nach Alltagsarbeit für den FC Bayern, aber Champions League ist ja nie Alltag, zumal nicht dann, wenn Neapel kommt, mit seinen zahlreichen Fans und seiner Dreierkette in der Abwehr. Die Dreierkette, sagt Toni Kroos, sei knifflig, da stelle sich immer die Frage: "Wer deckt die Außenspieler?" Zweifel, dass die Bayern die Antwort finden können, hat indes niemand - das Hinspiel endete schließlich nur deshalb 1:1, weil die Bayern es selbst versäumten, zumindest eine zweite ihrer zahlreichen Chancen auf die Anzeigetafel zu bringen. Neapels Trainer Walter Mazzari hält den FC Bayern gar für "das beste Team in Europa neben dem FC Barcelona".

Die personelle Situation begünstigt die Münchner: Während Neapel auf seinen gesperrten Kapitän Paolo Cannavaro verzichten muss, sind die Münchner bis auf die Langzeitverletzten Robben und Breno vollzählig. Auch Bastian Schweinsteiger und Daniel van Buyten werden auflaufen können; Schweinsteiger hat seine Wadenverletzung auskuriert, die er sich beim 4:0 gegen Nürnberg am vergangenen Samstag zuzog, van Buyten hat seinen Bluterguss am Fuß aus derselben Partie überstanden.

"Ich gehe davon aus, dass sie gegen Neapel anfangen können", sagt Trainer Jupp Heynckes. Überhaupt: "Wir sind in einer sehr guten Verfassung", und: "Wir haben Ruhe im Spiel." Ein Sieg gegen Neapel würde die Ruhe noch steigern: Sollte dann auch Manchester City nicht gegen Villareal gewinnen, wäre der FC Bayern schon zwei Spieltage vor Vorrundenende für das Achtelfinale qualifiziert.

Im emotionalen Sog des Siegens ließ sich neulich selbst Franck Ribéry zu einem Bekenntnis hinreißen: "Das hier ist perfekt für mich", sagte er der Bild, "wenn mein Körper es zulässt, spiele ich auch noch mit 35 für Bayern." Gegen Neapel ist der Franzose selbstverständlich dabei, ergänzt wird er auf der gegenüberliegenden Seite von Thomas Müller, der gestern fragte: "Wir sind zu Hause eine Macht, warum sollten wir nicht auch gegen Neapel gewinnen?" Das war natürlich eine rhetorische Frage.

© SZ vom 02.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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