Müller, Hummels und Boateng:Die Botschaft des FC Bayern

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Gut drauf: Thomas Müller (links) und Mats Hummels.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern siegt 6:0 gegen Wolfsburg, dabei stehen Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng in der Startelf.
  • Das Trio, das zuvor aus der Nationalelf verbannt wurde, hält sich mit Kritik an Bundestrainer Löw zurück.
  • Dafür sagt Teamkollege Jushua Kimmich: "Wenn ich das aus Spielersicht bewerten muss, ist die Art und Weise nicht okay."

Aus dem Stadion von Tim Brack

Es war ein scheinbar ganz normaler Nachmittag im Norden von München. Der VfL Wolfsburg war beim FC Bayern zu Gast und konnte im 22. Versuch zum 22. Mal nicht gewinnen. Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng leisteten ihren Beitrag zum souveränen 6:0 (2:0). Die drei trugen ihre roten Trikots, auf der Brust das Vereinswappen, auf dem Rücken die Nummer, darunter der Name. Von außen sah alles gewöhnlich aus. Und dennoch war etwas anders: Erstmals sah man die drei als ehemalige Nationalspieler.

Mit großer Sicherheit werden Müller, Hummels und Boateng schon bald primär wieder als Bayern-Spieler wahrgenommen werden und nicht als frühere DFB-Spieler. Doch an diesem Samstag war die recht unehrenhafte Entlassung aus ihren Nationalmannschafts-Würden noch zu frisch in der Erinnerung. Erst am Dienstag hatte Bundestrainer Joachim Löw sie aus der Gegenwart und Zukunft der Nationalelf verbannt.

Gegen Wolfsburg gab es die Gelegenheit zur sogenannten Trotzreaktion auf dem Spielfeld. Die erste Möglichkeit dazu nutzte Bayern-Trainer Niko Kovac, der das komplette Trio in die Startelf beförderte. Das durfte durchaus als Botschaft interpretiert werden: Beim FC Bayern hält man zusammen. So war das bereits unter der Woche kommuniziert worden. Nachdem der Sieg gegen die überforderten Wolfsburger feststand und die Münchner die Tabellenführung zurückerobert hatten, setzte sich dieses Mia san eins auf bemerkenswerte Art fort.

Manuel Neuer gibt sich diplomatisch und altersweise

Vor dem so wichtigen Achtelfinal-Rückspiel gegen Liverpool am Mittwoch erhielten die Mitspieler von Boateng, Hummels und Müller die Chance, ihre Meinung zu der Angelegenheit zu äußern. Am beherztesten ergriff sie Joshua Kimmich, ein deutscher Nationalspieler, der keineswegs der Vergangenheit angehört, sondern für die Zukunft der DFB-Auswahl steht. Er kritisierte Bundestrainer Löw recht offen für den Umgang mit seinen Klubkollegen. "Wenn ich das aus Spielersicht bewerten muss, ist die Art und Weise nicht okay. Da verstehe ich absolut, dass die Jungs enttäuscht sind", sagte der Rechtsverteidiger. Das Trio hätte "einen anderen Abgang verdient" gehabt.

Vor allem das Alter, in dem Hummels, Boateng, beide 30, und Müller, 29, ausscheiden mussten, verwunderte Kimmich. "Ich finde, im Fußball wird immer über alt und jung gesprochen. Man ist entweder gut oder schlecht. Das ist das, was man bewerten muss", sagte der 24-jährige Kimmich, dem gegen Wolfsburg der Treffer zum 5:0 gelungen war. "Man", das ist in diesem Fall Joachim Löw, sein Chef in der Nationalmannschaft, den er spätestens in elf Tagen beim Länderspiel gegen Serbien wiedertreffen dürfte.

Kimmichs erster Chef beim FC Bayern, Kapitän Manuel Neuer, näherte sich der Thematik im Gegensatz zu Kimmich mit einer gewissen Altersreife. Zwar habe in dieser Woche niemand mit der Entscheidung von Löw gerechnet und er verstehe auch die Enttäuschung, sagte der 32-Jährige, aber andererseits sei "ein Trainer ja auch dafür da, Entscheidungen zu treffen".

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