FC Bayern:"Wir diskutieren alle möglichen Varianten"

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Unterhalten sich regelmäßig: Julian Nagelsmann und Hasan Salihamidzic. (Foto: ULMER via www.imago-images.de; imago/imago images/ULMER Pressebildage)

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann wehrt Fragen nach möglichen Transfers in diesem Sommer weiterhin diplomatisch ab. Gerüchte über die Gladbacher Ginter und Hofmann nennt er "skurril".

Von Sebastian Fischer, München

Einmal noch, dann hat Julian Nagelsmann eine der ersten nicht ganz unkomplizierten Aufgaben als Trainer des FC Bayern bewältigt. Ob der kleine Kader für die Saison groß genug ist? Ob er nicht doch noch auf Verstärkungen hofft? Ob er sie fordert? Rund um das Spiel gegen Hertha BSC an diesem Samstag wird er wahrscheinlich wieder dies oder etwas ähnliches gefragt werden, anlässlich des bevorstehenden Endes der Transferperiode am Dienstag. Bislang hat er sich dabei im Sinne seines Klubs gut geschlagen.

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Die jüngere Geschichte des deutschen Rekordmeisters hat gezeigt, dass die Antworten eines Trainers auf Fragen nach der Kaderplanung bedeutend sein können. Es waren schließlich die mal mehr, mal weniger forschen Einlassungen zum Thema von Hansi Flick, die zu einem wesentlichen Teil seinen Konflikt mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic befeuerten, der wiederum zum Trainerwechsel beim deutschen Rekordmeister im Sommer führte. Mit dem entsprechend ausgeprägtem Sinn für Diplomatie reagiert also Flicks Nachfolger auf die Fragen.

Ob er zuversichtlich sei, dass noch Zugänge kommen? "Neutral", sagte Nagelsmann am Freitag, "das bin ich immer, die ganze Transferperiode". Er ergänzte, was er in ähnlichen Worten fast immer ergänzt hat in den vergangenen Wochen: "Wir machen unseren Job. Wenn wir ihn gut gemacht haben, in welche Richtung auch immer, dann verkünden wir was. Und wenn nicht, dann haben wir ihn auch gut gemacht. In einer anderen Art und Weise."

Die kursierenden Gerüchte nennt Nagelsmann "skurril"

Keine Forderung also, sondern offenbar harmonische Zusammenarbeit: Er sei eben in der Vorstandsetage gewesen, erzählte Nagelsmann in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Berlin, er werde auch gleich wieder hoch gehen. "Wir diskutieren alle möglichen Varianten." Und was die aktuellen Gerüchte angeht, sagte er: "Ich hab's auch grad gelesen. Es ist in beiden Fällen nicht ansatzweise konkret, deshalb muss ich jetzt nicht über Spieler von Gladbach sprechen."

Die Gerüchte - Nagelsmann nannte sie "skurril" - betreffen die Nationalspieler Matthias Ginter und Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach. Ersterer, dessen Vertrag in Gladbach 2022 ausläuft, wäre ein zusätzlicher Innenverteidiger, was angesichts der Personallage im Bayern-Kader überraschend wäre. Lucas Hernández ist demnächst wieder fit, wird zwar am Wochenende noch nicht zum Kader gehören, trainierte aber nach einer Meniskus-OP im Sommer wieder mit der Mannschaft. Das erhöht die Anzahl der Innenverteidiger inklusive des talentierten Tanguy Nianzou auf mindestens vier. Dass Nationalspieler Niklas Süle, dessen Vertrag auch 2022 ausläuft, den Klub in dieser Saison noch verlässt, schloss Nagelsmann aus.

Das Gerücht um Hofmann, 29, betrifft dagegen schon eher eine Position, auf der der FC Bayern beinahe schon traditionell Bedarf an Verstärkungen hat. Der dreimalige Nationalspieler könnte in einem System mit Dreierkette, das Nagelsmann in Leipzig favorisierte, als eine Art rechter Flügelverteidiger und Pendant zu Alphonso Davies auf links auflaufen. Einen Fußballer mit entsprechendem Profil sucht man im Bayern-Kader gerade vergeblich. Den in der Viererkette rechts hinten etablierten, derzeit noch verletzten Benjamin Pavard zählt Nagelsmann stets auch als möglichen Innenverteidiger auf. Beim 3:2 gegen Köln am vergangenen Wochenende spielte rechts Leroy Sané - bis zu seiner Auswechslung zur Pause.

Mit Coman ist ein Konkurrent für Sané zurück im Kader

Was den gegen Köln mit vereinzelten Pfiffen vom Publikum bedachten, danach vom Klub verteidigten und stets besonders streng beobachteten Sané angeht, wünscht sich sein Trainer ein wenig mehr Zurückhaltung in der Beurteilung. "Wir müssen ihn auch mal ein bisschen in Ruhe lassen", sagte Nagelsmann. Auch die Position sei nicht so wichtig. Ob auf dem linken Flügel, wo er vor seinem Wechsel nach München bei Manchester City meist spielte, oder auf rechts: Beim FC Bayern sei es der Anspruch, auf verschiedenen Positionen sehr gute Leistungen bringen zu können. "Das steckt auch im Leroy drin, das werden wir alles hinkriegen."

Gegen Berlin kommt für die offensiven Flügelpositionen ein Konkurrent für Sané zurück: Kingsley Coman steht nach leichter Verletzung wieder im Kader. Und auch die beim 12:0 gegen den Fünftligisten Bremer SV im DFB-Pokalspiel unter der Woche geschonten Manuel Neuer, Leon Goretzka und Robert Lewandowski sind wieder dabei. Um mit der hohen Belastung zurechtzukommen, gehe es darum, die Spielzeit auf "möglichst vielen Schultern" zu verteilen, sagte Nagelsmann. Das konnte man natürlich als eine Forderung nach mehr Schultern deuten. In der Vorstandsetage des FC Bayern dürfte ihm das aber so eher nicht ausgelegt werden.

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