Basketball:Kapitän mit coolen Töchtern

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"Wir haben ihn vermisst. Nun ist die Frage, wie wir ihn wieder ins Team zurückbekommen": FC-Bayern-Kapitän Vladimir Lucic. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Vladimir Lucic hat den Bayern-Basketballern acht lange Monate verletzt gefehlt. Nun findet er wieder langsam seinen Rhythmus - und besticht beim 82:65-Sieg über Berlin in der Euroleague als echter Teamplayer.

Von Sebastian Winter

Am Mittwochmorgen war es draußen vor dem BMW Park, der Heimstätte der FC-Bayern-Basketballer, spiegelglatt. Drinnen aber saß ein Mann, der mit seiner sonoren, tiefen Stimme auch problemlos Radiomoderator, Synchronsprecher für Sean Connery oder Einheizer im Darts-Mekka Ally Pally sein könnte, sicher im Sessel am Spielfeld und verströmte wohlige Wärme. Man merkte Vladimir Lucic, dem Kapitän der Münchner, an, dass er froh ist, nach der längsten Verletzungspause seiner Karriere wieder zurück auf dem Feld zu sein.

Kurz vor Weihnachten gab er gegen Ulm sein Comeback, nach acht Monaten, die an ihm zehrten, ihn zweifeln ließen, ob sein Handgelenk wieder so beweglich sein wird wie zuvor. "Die Hand ist bei 70 Prozent, ich hoffe, sie wird noch besser", sagte Lucic. Er konnte dieser Pause aber auch etwas Positives abgewinnen, sagte er lächelnd: "Ich hatte mehr Zeit für die Familie, gerade mit meinen beiden Töchtern, die ich noch einmal neu kennengelernt habe. Und ich muss sagen, sie sind ziemlich cool."

Doch nun ruft wieder vermehrt die Arbeit, Lucic und seine Kollegen waren am Donnerstag bei Alba Berlin in der Euroleague gefordert. Und dass sie die Partie vor 10 229 Zuschauern über weite Strecken dominierten, sie mit 82:65 (43:30) gewannen und ihre Chancen auf die Playoffs wahrten, das lag an diesem Abend auch und gerade an Lucic: diesem 2,04 Meter großen Serben, der seit 2016 in München spielt, im Juni 35 Jahre alt wird und dabei immer noch so aussieht, als wäre er gerade der Pubertät entwachsen.

Lucic gelangen gegen Alba exakt null Punkte - und doch überzeugte er

Dabei erzielte Lucic exakt null Punkte, während Sylvain Francisco (14 Punkte, 5 Assists), Danko Brankovic (14 Punkte, 8 Rebounds), Carsen Edwards (13 Punkte), Serge Ibaka (11 Punkte, 5 Rebounds) in dieser Disziplin weitaus mehr glänzten. Doch Lucic gelangen gegen Berlin zusammen mit Leandro Bolmaro die meisten Assists, er hatte außerdem mit +27 den besten Plus-Minus-Wert aller Spieler auf dem Feld. Diese Statistik zeigt, wie sehr sich ein Spieler in seinen Aktionen vom Durchschnitt abhebt - es ist also auch ein wichtiger Indikator für die Mannschaftsdienlichkeit eines Akteurs. Dieser Wert, "das sagt viel über den Job, den er gemacht hat", lobte ihn auch sein Trainer Pablo Laso nach der Partie. Zwei Tage zuvor sagte er noch: "Wir haben ihn vermisst. Nun ist die Frage, wie wir ihn wieder ins Team zurückbekommen." Auch er weiß, dass Lucic einer ist, der allein durch seine Präsenz Spiele mitentscheiden kann.

Anweisungen des Anführers: Vladimir Lucic (li.) gibt seinen Kollegen in Berlin Ratschläge. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Lucic, zweimal Meister und dreimal Pokalsieger mit den Bayern, ist als Kapitän jener Anführer, den die Mannschaft in den nächsten entscheidenden Monaten unbedingt braucht. Er fordert die Mitspieler - selbst frühere NBA-Größen wie Serge Ibaka - durch klare Ansagen. Er gibt dem Spiel der Bayern mehr Ruhe, Klarheit und Struktur. Und er übt zugleich Kritik an seinen Kollegen, deren Leistungen nach wie vor noch zu schwankend sind, vor allem in der Euroleague: "Wenn du in die Playoffs willst, musst du gerade die knappen Spiele gewinnen. Wir haben viel Talent, müssen aber unsere Rollen noch besser verteilen."

Sich selbst schließt er in diese Kritik mit ein, er sei noch nicht zufrieden damit, wie er dem Team helfen könne. Auch Lucic benötigt eben noch Zeit, um wieder fit zu werden und das neue System unter Trainer Laso zu verinnerlichen. Der Small Forward sagt aber auch: "Ich komme langsam in meinen Rhythmus." Zurückkehren wollte er auf jeden Fall nach seiner vergangenen Seuchensaison, in der ihn erst eine Ellbogenverletzung stoppte und er dann kurz vor den Playoffs im Spiel gegen Bamberg unglücklich auf die Hand fiel.

"Für uns sind die kommenden Spiele, vor allem die nächsten beiden, vielleicht entscheidend für den Rest der Saison", sagte er noch am Mittwoch. Das erste dieser beiden Spiele haben die Bayern nun gewonnen - das zweite folgt am Sonntag beim Bundesliga-Tabellenführer Chemnitz 99ers. Lucics Comeback ist in diesen Wochen, in denen im Februar auch das Pokal-Final-Four ansteht, auch deshalb so wichtig, weil ein weiterer Teamplayer erst einmal ausfällt. Isaac Bonga knickte zu Beginn der zweiten Hälfte nach einem Block gegen Berlins Ceter Yani Wetzell unglücklich um und musste das Feld verletzt verlassen.

Lucic kennt diese Situationen inzwischen zur Genüge, er hat sie selbst erlebt. Lapidar sagte er am Mittwoch, "das ist Teil des Jobs". Sein Job ist es nun, für den Rest der Saison gesund zu bleiben.

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