FC-Bayern-Torwart Nübel:Runter von der Bank

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Noch eine Nummer zu klein für die Nummer 1: Bayern-Ersatztorwart Alexander Nübel. (Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/imago)

Einer der Besten, aber noch nicht gut genug, um den Welttorhüter abzulösen: Im Duell mit Manuel Neuer beim FC Bayern zeichnet sich eine Leihe von Ersatzmann Alexander Nübel ab - Interessenten gibt es bereits.

Von Sebastian Fischer, München

Alexander Nübel hat sich gefreut über seine erste deutsche Meisterschaft. Er hat die Schale im Kreis der jubelnden Kollegen in die Luft gestemmt und später in der Kabine sogar ein Bier getrunken, dokumentiert auf seinem Instagram-Kanal. Doch wenn es nach ihm geht, dann dürfte er diese Zeremonie, an die man sich als Fußballer des FC Bayern ganz gut gewöhnen kann, vorerst nicht mehr erleben.

Es ist nicht unüblich, dass in der Woche nach Saisonende beim deutschen Rekordmeister bereits die möglichen Transfers in naher oder etwas fernerer Zukunft die Gespräche dominieren, und so ist es auch diesmal. Ein Thema: Flügelangreifer Kingsley Coman hat nach übereinstimmenden Medienberichten Pini Zahavi mit seinen nächsten Vertragsverhandlungen beauftragt, jenen berüchtigten Berater, den Uli Hoeneß mal einen "geldgierigen Piranha" genannt hat. Weiteres Thema: mögliche neue Verstärkungen für die Breite des Kaders, weil manche Neue im vergangenen Transfersommer eher keine Verstärkungen waren. Vielleicht geht auch noch der eine oder andere.

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Was länge währt, wird nun konkret: Bayern-Profi David Alaba steht vor einem Wechsel zu Real Madrid. Allerdings wird er vermutlich nicht den großen Kapitän Sergio Ramos ersetzen - sondern neben ihm spielen.

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Und dann ist da natürlich noch dieses Dauerthema: Gegenwart und Zukunft von Nübel, 24, der vor einem Jahr als einer der besten jungen deutschen Torhüter ablösefrei vom FC Schalke 04 nach München wechselte - und dann kaum noch spielte: nur einmal in der Liga, einmal im Pokal und zweimal in der Champions League. Das soll sich seinem Wunsch nach möglichst bald ändern. Aber das ist nicht ganz so einfach.

Nübels Berater betont, dass es sich um sehr gute Gespräche mit dem FC Bayern handele

Dem früheren U 21-Nationaltorwart, das ist seit Monaten ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, sollen bei seinem Wechsel nach München mehr Einsätze vertraglich zugesichert worden sein, als es letztlich wurden. Mehr Einsätzen für Nübel standen aber wenig überraschend konstante Weltklasse-Leistungen des Welttorhüters Manuel Neuer im Wege, genauso wie die ebenfalls wenig überraschende Unlust von Trainer Hansi Flick und Neuer darauf, dass der beste Torwart der Welt auf der Bank sitzt, selbst in den vermeintlich unwichtigen Spielen. Und ob sich daran unter Flick-Nachfolger Julian Nagelsmann viel ändert? Es wäre jedenfalls überraschend, falls er Neuer, 35, in seinem Antrittsgespräch gleich mal zu mehr Pausen raten sollte. Der Vertrag des Stammtorwarts läuft noch zwei Jahre.

Deshalb hat Nübels Berater Stefan Backs schon vor Monaten die naheliegende Möglichkeit einer Leihe ins Gespräche gebracht. Diese Möglichkeit hat Bayerns kommender Vorstandschef, der frühere Nationaltorwart Oliver Kahn, allerdings mehrmals von der Hand gewiesen: Nübel bleibe Bayerns Nummer zwei. Das ist ebenso naheliegend: Auf einem weiterhin zur Sparsamkeit mahnenden Corona-Transfermarkt müsste der Klub ja sonst einen neuen Keeper erwerben, der sich einerseits klaglos auf die Bank setzt, andererseits aber auch gut genug ist dafür, einspringen zu können, wenn sich Neuer verletzen sollte - ein altbekanntes Dilemma. Ein großes Talent wie Nübel ist da im Grunde die Idealbesetzung, zumal er im Training nicht mit Lustlosigkeit auffällig wurde. Andererseits wissen sie beim FC Bayern natürlich auch, dass Nübel durchs Auf-der-Bank-Sitzen nicht unbedingt besser wird. Und so ist eine für alle zufriedenstellende Lösung weiterhin nicht ausgeschlossen.

Nübel-Berater Backs betont inzwischen jedenfalls, dass es sich um sehr gute Gespräche mit dem FC Bayern handele, in denen beide Parteien im Grunde das Gleiche wollen. Es gelte zu klären, wie die Alternative für den Klub aussehe - und wo sich Nübel am besten entwickeln könne, bestenfalls während einer zwei Jahre andauernden Leihe. Mindestens OSC Lille und AS Monaco sollen interessiert sein. Und in fernerer Zukunft, so ginge das Wunschszenario, soll Nübel dann noch oft in München die Meisterschale in die Luft halten. Am besten ein bisschen verschwitzt.

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