Eishockey:Bange Blicke zum Videowürfel

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Hilft nix: Chad Nehring (Mitte) steuerte einen Treffer zum Augsburger Sieg bei, die Saison ist für die Panther dennoch zu Ende. (Foto: Thomas Hiermayer/Imago)

Die Augsburger Panther verpassen trotz eines 3:0 gegen Düsseldorf die DEL-Pre-Playoffs - sie hoffen vergeblich auf ein Tor des ERC Ingolstadt in Köln.

Von Christian Bernhard

Serge Pelletier war in der Situation, in der kein Trainer gerne ist: Seine Mannschaft und er hatten ihren Teil erledigt, das eigene sportliche Schicksal lag aber nicht mehr in ihrer Hand. Und das sah man dem Trainer der Augsburger Panther am Sonntagnachmittag an. "Es ist offenkundig kein schönes Gefühl", sagte er - und grinste dabei gequält. Seine Mannschaft hatte am 60. und abschließenden Spieltag der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Düsseldorfer EG 3:0 geschlagen, hinter ihm liefen seine Spieler vorbei und ließen sich vom Heimpublikum dafür feiern, als er sich "sehr zufrieden" über die Leistung seines Teams zeigte.

Doch an diesem Sonntag ging es für die Augsburger nicht nur um sich selbst - und deshalb nahmen einige der Panther-Spieler nach der Ehrenrunde noch einmal auf der Bank Platz und blickten gespannt nach oben, auf den Videowürfel. Dort wurde das Auswärtsspiel des ERC Ingolstadt bei den Kölner Haien eingespielt, das noch nicht zu Ende war. Fünf Minuten fehlten dort noch - und aus Augsburger Sicht ein Ingolstädter Tor. Das hätten sie gebraucht, um sich auf Kosten der Haie noch Rang zehn zu schnappen und sich damit für die Pre-Playoffs zu qualifizieren. Doch das Tor fiel nicht mehr, plötzlich traurige Augsburger mussten mitansehen, wie die Kölner das 0:0 nach 60 Minuten wie einen Sieg bejubelten. Die Panther beendeten die Hauptrunde auf Rang elf, mickrige 0,03 Zähler in der per Punkte-Koeffizient berechneten Endtabelle der DEL hinter den Haien. Für die Schwaben ist die Saison damit beendet.

Der EHC Red Bull München sichert sich noch Platz zwei und vollendet damit eine beachtliche Aufholjagd

Für die restlichen vier bayerischen DEL-Klubs geht sie weiter. Und geht es nach dem EHC Red Bull München, noch ein ganzes Weilchen. Die Mannschaft von DEL-Rekordtrainer Don Jackson bezwang die Iserlohn Roosters zuhause mit 5:0 und sicherte sich noch Platz zwei, da die Grizzlys Wolfsburg ihr Heimspiel gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven mit 1:4 verloren. Die Münchner vollendeten damit eine beachtliche Aufholjagd, denn Mitte Februar drohten sie noch aus den Top Sechs und damit den direkten Viertelfinal-Playoffplätzen zu rutschen, 15 Punkte betrug ihr Rückstand schon auf die Wolfsburger. Seit dem Ende der Olympia-Pause kamen sie aber richtig in Fahrt und holten die meisten Punkte aller DEL-Teams in diesem Zeitraum.

Stellvertretend dafür war das abschließen Hauptrunden-Wochenende: Zwei Tage vor dem klaren Sieg gegen Iserlohn gewannen sie in Düsseldorf mit 6:0. Münchens norwegischer Torhüter Henrik Haukeland blieb in beiden Spielen ohne Gegentreffer, die elf EHC-Tore des Wochenendes wurden von zehn unterschiedlichen Spielern erzielt. Der einzige, der doppelt traf, war Zach Redmond - ein Verteidiger. Seine Mannschaft sei "definitiv" bereit für die Playoffs, sagte EHC-Stürmer Maximilian Kastner am Sonntag. "Wir wollten heiß werden zum Ende der Saison. Diesen Schwung wollen wir jetzt mitnehmen und das Beste daraus machen."

Die Straubing Tigers treffen als Vierter der Hauptrunde im Playoff-Viertelfinale auf die Adler Mannheim

Die zweite bayerische Mannschaft, die jetzt schon im Viertelfinale steht, sind die Straubing Tigers. Für die Niederbayern, die am Sonntag spielfrei waren, stand bereits am Freitag fest, dass sie die Hauptrunde als Vierter beenden und im Playoff-Viertelfinale auf die Adler Mannheim treffen werden - so wie in der vergangenen Saison. Die Viertelfinalduelle beginnen am 10. April. Für den ERC Ingolstadt und die Nürnberg Ice Tigers geht es bereits am Dienstag in den Pre-Playoffs weiter. Die Oberbayern beendeten die Hauptrunde als Tabellensiebter, knapp vor den Franken, die bei den Schwenninger Wild Wings mit 5:4 nach Penaltyschießen gewannen. Die Ingolstädter, die in Köln in der Verlängerung mit 0:1 verloren, bekommen es in der Best-of-three-Runde erneut mit den Kölner Haien zu tun, Nürnberg trifft auf Düsseldorf. Sowohl Ingolstadt als auch Nürnberg haben Heimrecht in einem eventuellen dritten und alles entscheidenden Spiel.

Die Augsburger waren als Tabellenzwölfte in den abschließenden Spieltag gegangen. Sie mussten gegen Düsseldorf einen Dreier holen und hoffen, dass Ingolstadt in Köln in der regulären Spielzeit gewinnen und die Münchner gegen Iserlohn mindestens einen Zähler holen würden. Augsburgs erfahrener Verteidiger Henry Haase wollte sich vor dem Spiel von all den Rechnereien lösen. "Die Konstellationen sind mir bekannt, aber das ist mir jetzt alles egal. Für uns zählen nur drei Punkte, was woanders passiert, können wir nicht beeinflussen", erklärte er - und schob hinterher: "Wir sind alle gehypt." Das wurde bereits nach 26 Sekunden deutlich, als der slowenische Verteidiger Blaz Gregorc das 1:0 für die Panther erzielte und das Curt-Frenzel-Stadion damit zügig euphorisierte. Chad Nehring erhöhte im "wichtigsten Spiel des Jahres" (Zitat David Stieler) in Überzahl auf 2:0 (28.) und als Vincent Saponari zu Beginn des Schlussdrittels das 3:0 markierte (42.), war klar, dass die Panther ihren Teil der Arbeit leisten würden. Dieser reichte aber nicht aus.

Die Münchner werden sich nun genau anschauen, was die Ingolstädter und Nürnberger in den Pre-Playoffs zeigen werden. Denn beide bayerischen Rivalen sind potenzielle Viertelfinalgegner für sie. "Wir hoffen", sagte Kastner, "dass wir das Pulver noch nicht verschossen haben." Ein Satz, den die Augsburger am Sonntag nur allzu gerne auch verwendet hätten.

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