Dreierpack:Gesichter der Nordischen Ski-WM

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Welche Athleten spielen im Kampf um die Medaillen die zentrale Rolle? Die SZ stellt drei Kandidaten vor.

Von Volker Kreisl, Planica/München

Sieben auf einmal

Drei Norweger auf dem Podium von Toblach (von links): Simen Hegstad Krüger, Paal Golberg und Johannes Hösflot Kläbo. (Foto: Patrick Steiner/Imago/Gepa)

Kürzlich kam es zu einem interessanten Weltcup-Finish im Langlauf: Das Podium - drei Norweger, klar, in diesem Sport ist das normal. Doch in Toblach belegten auch die Ränge vier bis sechs nur Norweger. Das ist seltener, und die Tatsache, dass manche Cracks vor der WM vielleicht lieber trainierten, ändert nichts an der Dominanz der Norge-Läufer; sie sind schneller. Ihr Bester, der Gesamtführende Johannes Hösflot Kläbo, war diesmal nur Dritter, vielleicht auch deshalb, weil ihm die zehn Kilometer frei weniger liegen. Andere Nationen haben ein paar Sieg-Läufer in ihren Reihen, die meisten nicht. Auch nicht der Deutsche Verband, dessen Teamchef Peter Schlickenrieder jegliche falsche Hoffnung nimmt: es werde vielleicht einen Podestplatz geben, vermutlich die in dieser Saison abermals starke Teamsprint-Olympiasiegerin Katharina Hennig. Bei Norwegens Läufern kann man indes leicht einen Top-Läufer unterschlagen. Fast wäre hier Iver Andersen übersehen worden, der Siebte in Toblach.

Schräger Frisbee

Halvor Egner Granerud aus Norwegen jubelt nach seinem Sieg von der Großschanze in Willingen Anfang Februar. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Halvor Egner Granerud stürzt sich aggressiv hinaus, und der rechte Ski hängt wie immer nach unten. Der Effekt ist, als würde man einen Frisbee schräg werfen, sodass er rechts zu Boden fällt. Der schräge Frisbee Granerud allerdings fällt nicht, der Norweger gleicht den Fehler in der Luft aus. Derart erfolgreich ist er, dass sein Trainer ihn längst springen lässt, wie er will, Schrägspringen gibt ja keine Punktabzüge. Zehn Siege brachten 22/23 bislang allein 1000 Weltcup-Punkte, insgesamt hat er 1652 gesammelt. Er hat die Tournee gewonnen, wird wohl den Gesamtweltcup holen, und alle anderen Favoriten - etwa der Pole Dawid Kubacki, oder der Slowene Anze Lanisek, der Österreicher Stefan Kraft, oder der zuletzt immer besser springende Ruhpoldinger Andreas Wellinger - sollten sich keine großen Hoffnungen machen. Wenn Granerud patzt, weiß er sofort, warum, und behebt den Fehler. So wird er sich auch bei der WM als Letzter hinauswerfen, sein System wird greifen und ihn runter tragen, über die grüne Linie, auf halbrechts.

Mit 17 Zweitbeste

Kombiniererin Nathalie Armbruster jubelt nach ihrem dritten Platz Mitte Februar in Schonach im Schwarzwald. (Foto: Roger Buerke/dpa)

Für eine 17-jährige Pionierin dieser speziellen Disziplin zeigt Nathalie Armbruster viel Optimismus. Sie betreibt die von den Sport-Modernisierern infrage gestellte Nordische Kombination. Wie kann sich eine Teenagerin in diesen alten Zweikampf verlieben? Armbruster stammt aus Kniebis im Schwarzwald, sie konnte früh beides: Skispringen und Langlaufen. Es wirkt, als hätte sie einfach nur Spaß, und wenn sie den behält, ist das schon der wichtigste Erfolg. Denn Armbruster hat eine größere Bedeutung, sie hat bewiesen, dass es schnell gehen kann, diese gegensätzlichen Disziplinen zu beherrschen. Und weil sie schon die Zweitbeste der Welt ist, dürfte sie bald der Besten, Gyda Westvold-Hansen, die Stirn bieten, was weitere Kombiniererinnen anspornt. Aber das muss Armbruster nicht groß berühren. Sie macht alles richtig, wenn sie nur weiter darstellt, dass man auch als Teenagerin im Jahr 2023 Vergnügen an diesem Sport haben kann.

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