DFB-Frauen in der Nations League:Tatsächlich ein guter Abend

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Lea Schüller und Giulia Gwinn: Zwei Münchnerinnen, die maßgeblich zum 4:0 gegen Island beitrugen. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Deutschlands Fußballerinnen können es doch noch: Beim 4:0 gegen Island tun sich vor allem die Bayern-Spielerinnen hervor - die Reaktionen der Beteiligten sind nach schwierigen Monaten von Erleichterung geprägt.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Schon ungewohnt, wenn vor einem Fußballspiel im Ruhrstadion mal nicht Herbert Grönemeyers "Bochum" gespielt wird. So ist das ja sonst bei Heimspielen des örtlichen VfL. Allerdings hätte dieses Lied vor der Nations-League-Partie der deutschen Fußballerinnen gegen Island am Dienstagabend auch keinen Sinn ergeben. "In einem Taxi nach Paris", hätten sie spielen können, weil die Nations League als Olympia-Qualifikation fungiert, oder "Steh auf, wenn du am Boden bist", weil die deutschen Frauen seit dem Vorrunden-Aus bei der WM in einer beschwerlichen Situation gesteckt hatten.

Gespielt hat die Stadionregie dann "Tonight's gonna be a good night", und ein guter Abend wurde es tatsächlich. Deutschland besiegte Island durch vier Tore der drei Bayern-Spielerinnen Klara Bühl (19./78.), Giulia Gwinn (35., Foulelfmeter) und Lea Schüller (68.) souverän und ungefährdet mit 4:0 (2:0). "Heute ist der Knoten geplatzt", sagte Gwinn nach dem Schlusspfiff im ZDF, "man hat wieder Leben in der Mannschaft gespürt - auf dieser Leistung wollen wir aufbauen."

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Dass sich die deutschen Fußballerinnen der Olympia-Gastgeberstadt Paris annähern, trifft bislang allerdings nur geographisch zu. Vergangenen Freitag verloren sie in Viborg mit 0:2 gegen Dänemark, nun gewannen sie in der Ruhrgebietsstadt Bochum und das nächste Qualifikationsspiel im Rahmen der Nations League ist am 27. Oktober gegen Wales in Sinsheim. Von dort im Kraichgau sind es eigentlich nur noch 500 Kilometer bis Paris, aber weil Olympia erst in zehn Monaten ist und weil die Nations League die Fußballerinnen auch noch nach Island und Wales führt, ist Paris weit weg - noch.

Mit drei neuen Startspielerinnen begann die Mannschaft gegen Island: vorne rechts Jule Brand, im Mittelfeld Lena Lattwein und hinten rechts Gwinn. Für letztere, nach langer Verletzung genesen, war es der erste Startelf-Einsatz im Nationalteam seit dem verlorenen EM-Finale am 31. Juli 2022 in London. Die deutschen Frauen spielten entgegen allgemeiner Medienprognosen zwar ohne erkennbare Rucksäcke, aber doch mit einer gewissen Belastung nach einer enttäuschenden WM, einer jüngst etwas geheimnisvollen Erkrankung der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und der 0:2-Niederlage in Dänemark.

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Energisch versuchten sie von Beginn an, etwaigen Ballast abzulegen, und tatsächlich: Mehr noch als Kraft schien Wut in jenem Schuss zu stecken, den Bühl in der 19. Minute nach ansehnlichem Solo aus 18 Metern ins isländische Netz hineinjagte. In überschwänglichem Jubel befreite sich das Team von möglichem Frust, ohne den es anschließend jedenfalls erkennbar leichter fiel, die kühl verteidigenden Isländerinnen in Verlegenheit zu bringen. Nach einem Foul an Lattwein gab es Elfmeter - und den verwandelte Gwinn in der 35. Minute zum 2:0.

Damit war die Angelegenheit frühzeitig entschieden in einem Stadion, das deshalb mit 15 000 Zuschauern offiziell als ausverkauft galt, weil die Stehplatz-Osttribüne an diesem Abend geschlossen blieb. Auf diese leere Betontribüne zuspielend, ließen sie es in der zweiten Halbzeit zunächst noch an Abschlusspräzision vermissen, ehe die eingewechselte Schüller in der 68. Minute per Kopf nach Bühl-Flanke das 3:0 erzielte. Das abschließende 4:0 übernahm Bühl dann wieder selbst. Sie war mit drei Scorerpunkten Spielerin des Spiels und zeigte sich hinterher erleichtert: "Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, vor dieser tollen Kulisse zu spielen, der Sieg war extrem wichtig und wir sind einfach unfassbar froh darüber."

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