Deutschland unterliegt Schweden bei der Eishockey-WM:Bonusspiel ohne Belohnung

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Zu viele Chancen ausgelassen: Frederik Tiffels (Nr. 95) scheitert am schwedischen Schlussmann Lars Johansson. (Foto: Antti Aimo-Koivisto/Imago)

Die deutsche Auswahl ärgert in ihrem ersten WM-Spiel Schweden. Doch vor dem Tor agiert der Außenseiter zu kompliziert und lässt zu viele Chancen aus.

Von Johannes Schnitzler, Tampere

Die Aufgabe für die deutsche Mannschaft zum WM-Auftakt hätte schauriger kaum sein können: Schweden, elf Mal Eishockey-Weltmeister, zwei Mal Olympiasieger. Aber Bundestrainer Harold Kreis sagte tapfer: "Wir werden uns sicher nicht verstecken." Wichtiger als das Ergebnis dieses ersten Gruppenspiels, sagte Kapitän Moritz Müller, sei ohnehin die Reaktion darauf: "Wenn wir es gewinnen, müssen wir die anderen ja trotzdem schlagen. Und wenn wir verlieren, erst recht." Das klang nicht nach Pfeifen im Wald, allerhöchstens ein bisschen nach: kann ja nichts passieren. Es folgen noch sechs Gruppenspiele

Um es mit Müller zu sagen: Sie werden nun erst recht gewinnen müssen. Trotz einer respektablen Leistung verlor Kreis' Team das zweite Spiel des Tages in der Gruppe A in Tampere 0:1 (0:0, 0:0, 0:1). Verstecken müssen sie sich nicht. Aber ärgern über die eigene Chancenverwertung. "Wir haben gut gespielt und hatten genug Chancen. Die Niederlage ist bitter", fand nicht nur Dominik Kahun.

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Das schwedische Eishockey legte zuletzt eine längere Verschnaufpause ein. Nach dem WM-Double 2017 und 2018 kamen die Tre Kronor nie mehr über das Viertelfinale hinaus; Deutschland war 2021 immerhin im Habfinale und schlug die Schweden 2018 im Olympia-Viertelfinale. Unter dem neuen Trainer Sam Hallam soll sich das schleunigst ändern. Der 43-Jährige, der seine Trainerkarriere bei Bofors IK begann - dem Werksklub des gleichnamigen Stahl- und Waffenproduzenten, der einst dem Dynamit-Erfinder Alfred Nobel gehörte -, hat zehn Jahre lang den schwedischen Eliteklub Växjo Lakers trainiert, ehe er 2022 das Drei-Kronen-Team übernahm.

Neben Fabian Zetterlund, Teamkollege von Nico Sturm bei den San José Sharks, und Lucas Raymond, Teamkollege von Moritz Seider bei den Detroit Red Wings, fanden sich in Hallams Kader gegen Deutschland sechs weitere Spieler aus der nordamerikanischen NHL, deutlich weniger als in früheren Jahren. Dafür vier Profis aus der Schweizer Nationalliga - und sonst nur Spieler von schwedischen Klubs. Heavy Metal aus heimischer Gießerei gewissermaßen.

Lindberg fälscht einen Schuss ab, deshalb hat DEB-Keeper Niederberger keine Chance, das 0:1 zu verhindern.

Das erste Drittel gehörte aber klar dem DEB-Team, das den schwedischen Vorstößen oft schon in der neutralen Zone den Schrecken nahm. Dank flinker Füße und schnellem Umschaltspiel beschäftigten die Deutschen Torhüter Lars Johansson mehr, als den skandinavischen Defensivspezialisten lieb sein konnte. Nur vor dem Tor agierten sie zu kompliziert. Auch das Powerplay - bei der vergangenen WM das effektivste des Turniers - blieb stumpf. 9:4 Torschüsse nach 20 Minuten belegten die deutsche Dominanz. Das 0:0 zur ersten Pause, manche rieben sich die Augen, schmeichelte den Schweden sehr.

Auch nach zwei Dritteln hatte sich am Spielstand nichts geändert. Allerdings wurden die Schweden nun mutiger. Nach einem fahrigen Puckverlust im eigenen Drittel von Maksymilian Szuber rettete Mathias Niederberger das WM-Debüt seines Münchner Mannschaftskollegen, gegen Raymond brachte der deutsche Schlussmann drei Mal nacheinander den linken Schoner zwischen Puck und Netz. Die Frage war: Wer würde zuerst die Nerven verlieren: die Deutschen, die genug Chancen für mehrere Treffer gehabt hatten? Oder die Schweden, die offensichtlich Anlaufschwierigkeiten hatten? Es waren jedenfalls die Schweden, die zuerst den Weg ins Tor fanden. Im Powerplay fälschte Oscar Lindberg den Puck unhaltbar für Niederberger zum 0:1 (42.) ab.

Die Deutschen bemühten sich um eine geordnete Reaktion. Aber sie fanden vor dem Tor nie den passenden Schlüssel. Auch der letzte Versuch mit einem Feldspieler mehr, ohne Torwart, verpuffte.

"Auch wenn es blöd klingt: Wir sollten es Spiel für Spielen nehmen", sagte Verteidiger Kai Wissmann. Nun denn: An diesem Samstag wartet Gastgeber Finnland, 2022 Olympiasieger und bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften zwei Mal mit Gold verziert. Im Eröffnungsspiel gegen die USA kassierten die Finnen allerdings eine überraschend herbe 1:4-Niederlage. Angst müssen die Deutschen trotzdem erst mal noch keine haben.

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