Hertha BSC in der Bundesliga:Vertrag mit sportlicher Hürde

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Lachen erwünscht: Pal Dardai will den Hertha-Spielern deutlich mehr Lockerheit vermitteln. (Foto: O.Behrendt/Imago)

Der neue Hertha-Trainer Pal Dardai hat eine ambitionierte Klausel in seinem Vertrag. Er muss deutlich mehr Punkte holen als sein Vorgänger Bruno Labbadia. Andernfalls könnte sein Kontrakt doch schon früher als vom Klub kommuniziert enden.

Von Javier Cáceres, Berlin

Arne Friedrich war einst Verteidiger, unter anderem für die deutsche Nationalelf, und erlernte als solcher auch die Kunst der Grätsche. Auch jetzt, in seiner neuen Rolle als Sportdirektor von Hertha BSC, vermag er sie aufzuführen. Zu begutachten war das am Donnerstag, bei der virtuellen Pressekonferenz an der Seite des neuen Trainers Pal Dardai, oder genauer: als die Sprache auf eine Meldung der Fachzeitschrift kicker kam, die für Aufsehen gesorgt hatte.

Zur Erinnerung: Dardai, 44, war am Montag als Nachfolger von Bruno Labbadia installiert worden; der Klub teilte mit, dass die Vereinbarung mit Dardai bis zum Sommer 2022 laufe. Der kicker aber erfuhr, dass im Kontrakt des Ungarn eine Hürde eingebaut sei, die man nicht kannte. Der Vertrag verlängere sich nur dann über das diesjährige Saisonende hinaus, wenn Dardai im Schnitt 1,5 Punkte pro Partie nachweise - also auf jene 17 Punkte, die Labbadia in 18 Spielen geholt hat, in den verbleibenden 16 Spielen mindestens 24 Punkte draufschlage. Womit die Hertha die Spielzeit mit wenigstens 41 Punkten beenden sollte.

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Das ist kein illusorisches, aber gemessen an der bisherigen Saison ein sportliches Ziel. Noch ehe Dardai auf eine entsprechende Frage reagieren und die Meldung bestätigen, kommentieren oder auch dementieren konnte, setzte Friedrich auf dem Podium zum S liding tackling an - und spitzelte Dardai den Ball weg. "Über Vertragsdetails wird jetzt wieder viel spekuliert, aber da werden wir uns nicht zu äußern", sprach also Friedrich - und beteuerte in seiner Rolle als Nachfolger von Manager Michael Preetz, dass Dardai "die Wunschlösung" sei. Ob das auch für Friedrich selbst gilt, ist eine Frage. Die Bild-Zeitung jedenfalls berichtet seit Mittwoch, dass Hertha gern Fredi Bobic vom kommenden Bundesligagegner Eintracht Frankfurt als Manager nach Berlin holen würde. "Davon weiß ich nichts", sagte Bobic dem Blatt.

Dardais spezielles Lob für Cunha: "Genie für unsere Verhältnisse"

Wie auch immer: 24 Punkte aus 16 Spielen sind für eine Mannschaft wie Hertha kein illusorisches Ziel. "Wenn die Mannschaft erstmal noch 20 Punkte holt - Respekt!", sagte Dardai, als er auf die Umsetzung des Plans angesprochen wurde: "Natürlich will ich mehr." Und das bedeutet, dass er schon am Samstag in Frankfurt punkten will.

Dafür versucht Dardai, den negativen in positiven Stress zu verwandeln. Die erste Trainingseinheit am Dienstag war von Spaß geprägt, am Mittwoch schon wurde ernsthaft gearbeitet. Woran es nicht hapert: an Versuchen, gerade die Problemspieler aufzubauen. Der belgische Stürmer Dodi Lukebakio zum Beispiel, von Labbadia am Wochenende nach kontinuierlich schlechten Leistungen ausgemustert, habe nicht nur vorbildlich trainiert, sondern auch überrascht. Der Belgier sei erstens "ein Unterschiedsspieler", und zweitens zur Verblüffung Dardais: "schnell wie ein Känguru".

Lukebakios brasilianischer Stürmerkollege Matheus Cunha wiederum kam am Donnerstag zwar ohne Tiervergleich davon. Dafür aber überzog ihn Dardai mit einem Superlativ, den er so auch noch nicht gehört haben dürfte: "Er ist ein Genie für unsere Verhältnisse." Dardai stärkte Cunha auch in anderer Hinsicht den Rücken: Sollte es wieder einen Elfmeterpfiff für die Hertha geben, so dürfe Cunha antreten, obwohl der bei der letzten Niederlage (1:4 gegen Werder Bremen) verschossen hatte.

Krzysztof Piatek erhielt eine ähnliche Botschaft, auch er darf wieder an den Elfmeterpunkt, obwohl er zuvor gegen Hoffenheim (0:3) einen Strafstoß vergeben hatte. Der polnische Mittelstürmer kann sich überhaupt darauf einstellen, in Frankfurt spielen zu dürfen - an der Seite des Kolumbianers Jhon Córdoba. Seine Aufgabe sei es, die Stürmer in Position zu bringen, auf dass sie ihre Qualität im gegnerischen Strafraum darstellen, so Dardai. Er werde mit möglichst vielen Angreifern antreten, denn: "Damals in der Trainerschule haben sie gesagt: Schießt ein Tor mehr. Und mit diesem Motto gehen wir nach Frankfurt."

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