Paris Saint-Germain:"Ich habe Probleme, aber der Trainer gehört nicht dazu"

Lesezeit: 2 min

Zurück zur Harmonie: Kylian Mbappé feiert mit Trainer Luis Enrique den Einzug von PSG ins Champions-League-Viertelfinale. (Foto: Vincent West/Reuters)

Zuletzt hatte PSG-Trainer Luis Enrique den scheidenden Kylian Mbappé in der französischen Liga zur Teilzeitkraft degradiert - nach dem Champions-League-Erfolg gegen Real Sociedad betonen beide ihre Einigkeit.

Von Stefan Galler

"Mbappé royal" hatte die Sportzeitung L'Équipe in ihrer ersten Online-Titelzeile am Dienstagabend geschrieben und damit nicht nur die herausragende Leistung des PSG-Stürmers in San Sebastián gemeint, sondern auch dessen bevorstehenden Wechsel zu Real Madrid. Dass es sich bei dem Gegner, den Kylian Mbappé im Champions-League-Achtelfinale mit insgesamt drei Treffern in Hin- und Rückspiel (2:0, 2:1) quasi alleine versenkte, um den ebenfalls königlichen Klub Real Sociedad handelte, gab der Überschrift eine dreifache Bedeutung.

Der 25-jährige Mbappé macht zum Ende seines siebenjährigen Engagements in der Hauptstadt offensichtlich noch einmal ernst, was den Angriff auf den Henkeltopf angeht, zumindest zeigt er in der Königsklasse ein ganz anderes Gesicht als zuletzt in der Ligue 1. Prompt hatte Trainer Luis Enrique seine Nummer 7 beim 2:0-Erfolg in Nantes zunächst auf der Bank gelassen, beim 1:1 gegen Rennes wechselte er ihn nach 65 Minuten aus und beim 0:0 in Monaco sogar schon zur Pause - woraufhin Mbappé durchaus provokant die zweite Halbzeit zusammen mit seiner Mutter von der Tribüne aus verfolgte.

Update per Newsletter
:Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende

Der besondere Blick der SZ-Sportredaktion aufs Fußballwochenende: vor jedem Bundesligaspieltag und vor wichtigen Finalspielen immer freitags als Newsletter. Mit aktuellen Interviews, Porträts und Reportagen - und den besten Fußballtexten der letzten ...

Lakonisch erklärte der spanische Trainer seinen von einigen Kommentatoren in Frankreich als respektlos empfundenen Umgang mit dem Weltmeister von 2018: "Wir müssen uns daran gewöhnen, nicht mit Kylian zu spielen, früher oder später wird es passieren", sagte er nach dem Rennes-Spiel. Und schickte eine weitere Botschaft in die Welt: "Wenn alles gut läuft, bin ich überzeugt, dass wir in der nächsten Saison eine noch viel bessere Mannschaft haben werden als in dieser Saison."

Eine in Worte gepackte Ohrfeige für den Mann, der zuletzt fünfmal in Serie Torschützenkönig wurde - eine Leistung, die vor ihm nur einem Stürmer in der höchsten Spielklasse gelungen war: Jean-Pierre Papin zwischen 1987 und 1992 bei Olympique Marseille. Man kann nur spekulieren, ob Luis Enrique mit dieser Haltung einfach nur darauf aus ist, Mbappé so zu reizen, dass sich dieser voll verausgabt in seinen verbleibenden PSG-Monaten. Oder ob er ihn nur schont und mit den Sprüchen davon ablenkt, dass er den Gewinn der nächsten Meisterschaft angesichts von neun Zählern Vorsprung auf das Überraschungsteam Stade Brest längst als eingetütet ansieht.

Ist Luis Enrique von Mbappés Madrid-Plänen gekränkt? Oder will er ihn nur reizen?

Oder ist es gar der gekränkte Stolz des Asturiers, der ihn dazu verleitet, den mit Abstand besten Spieler der französischen Meisterschaft zur Teilzeitkraft zu degradieren? Schließlich hat sich Mbappé offensichtlich dafür entschieden, ausgerechnet zu Real Madrid zu wechseln; zu einem Klub also, für den Luis Enrique zwar auch mal gespielt hat, seine große Liebe aber ist nun einmal der FC Barcelona.

Mbappé selbst lässt sich nicht auf einen verbalen Schlagabtausch ein: "Mit dem Trainer gibt es kein Problem", sagte er unmittelbar nach dem 2:1 in San Sebastián am Dienstagabend beim TV-Sender Canal+. "Ich habe Probleme, aber der Trainer gehört nicht dazu." Und auch Luis Enrique wehrte beim spanischen Sender Movistar+ entsprechende Gerüchte ziemlich emotional ab: "Sie wissen doch, dass das, was sich verkauft, Mist und Ärger verursacht", grantelte er und lobte seinen Angreifer: "Für mich ist er der beste Spieler der Welt auf den letzten Metern." Man beachte die kleine Einschränkung. Der Coach ergänzte: "Kylian ist unaufhaltsam."

Das dürfte auch für dessen Weggang in Richtung Madrid gelten, allerdings wird eine Einigung wohl erst offiziell, wenn ausgeschlossen ist, dass PSG und Real in dieser Champions-League-Saison noch aufeinandertreffen können. In der spanischen Hauptstadt sind sie offensichtlich fest vom Kommen des Kapitäns der französischen Nationalelf überzeugt: Vor dem Bernabéu gab es beim Heimspiel gegen Sevilla vor zehn Tagen schon Schals mit dem Konterfei des hochpreisigen Torjägers - für schlappe zwölf Euro.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBayern-Erfolg gegen Lazio
:Tuchels Türtritt wirkt

Der Trainer hält eine so energische Motivationsrede, dass er sich am Fuß verletzt - aber er erreicht seine Mannschaft: Über ein 3:0 gegen harmlose Römer, das dem FC Bayern ein bisschen Hoffnung macht, die Saison noch retten zu können.

Von Sebastian Fischer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: