Bundesliga:„Filmriss“ beim FC Augsburg: „Was war los?“

Lesezeit: 2 min

Augsburgs Sven Michel (l) und Augsburgs Ermedin Demirovic (r) reagieren nach dem Spiel unzufrieden. (Foto: Harry Langer/dpa)

Trainer Jess Thorup wirkt gekränkt. Sein FC Augsburg verpasst nach einer „Nicht-Leistung“ gegen Werder Bremen einen großen Schritt in Richtung Europa. Das weckt Zweifel an der Qualität des Kaders.

Von Martin Moravec, dpa

Augsburg (dpa/lby) - FC Augsburgs Trainer Jess Thorup war ratlos. „Ich bin enttäuscht. Ich habe die Mannschaft gefragt: Was war los? Eine Antwort habe ich im Moment nicht“, räumte der dänische Coach nach dem 0:3 (0:0) am Samstag im Heimspiel gegen Werder Bremen ein.

Die Augsburger, die in ihren Sondertrikots an die Regionalligameister um Helmut Haller von vor 50 Jahren erinnerten, wollten vor einer Partykulisse mit 30.660 Zuschauern in der ausverkauften Arena eigentlich im Kampf um Europa nachlegen. Stattdessen spielten sie ohne Leidenschaft und ohne Tempo, so als wäre die Saison im Grunde schon vorbei.

Augsburger Spieler schon „fast im Urlaub“?

„Dann so ein Spiel zu liefern, das ist schwierig für mich im Moment“, bemerkte Thorup fast schon gekränkt. „Wir waren ohne Gier auf dem Platz. Es sieht so aus, als wären wir mit dem Klassenerhalt zufrieden und jetzt sind wir fast im Urlaub oder was weiß ich. Es war keine Energie auf dem Platz“, kritisierte er nach der zweiten Niederlage am Stück.

Thorup wird eine Weile brauchen, um nachzuvollziehen, warum seine Augsburger so antriebslos auftraten. Und wie schon vor einer Woche beim 1:3 gegen Eintracht Frankfurt reichte auch diesmal ein kurzes Zeitfenster, um das Spiel aus den Händen gleiten zu lassen. Als „Filmriss innerhalb von zehn Minuten“ beschrieb Sportdirektor Marinko Jurendic den Kollaps, für den Romano Schmid in der 52. Minute und Marvin Ducksch (61. Foulelfmeter) sorgten. Kurz vor dem Abpfiff legte noch Olivier Deman (90.) nach.

„Vergesst es, über Europa irgendetwas zu sagen“

„Das war von vielen eine Nicht-Leistung, von unserer Seite war das viel zu wenig und ungenügend“, bemängelte Jurendic, der eine Augsburger Mannschaft sah, die deutlich mehr Fehler machte als sonst und deutlich weniger lief als sonst. Trotzdem bleibt Thorups Team Tabellenachter. Europa ist also weiter möglich.

„Wenn man dieses Spiel so bestreitet, muss man über gar nichts reden, sondern nur über den nächsten Gegner und wie man es schafft, dort zu bestehen“, sagte ein verärgerter Jurendic. Man könne sogar unmittelbar nach der verpassten Chance konstatierten: „Vergesst es, über Europa irgendetwas zu sagen.“ Ziel sei es, „so schnell wie möglich wieder in die Spur zu kommen.“

Das wird schwer genug. Auf die Augsburger wartet ein Hammerrestprogramm. Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen haben allesamt Champions-League- oder sogar Meister-Format. „Vielleicht liegt es uns besser, dass wir da nicht Favorit sind“, meinte Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw.

Hat der Kader den richtigen Charakter?

Der Verdacht, der bei den Augsburgern mal wieder mitschwingt, ist, dass ein gewisses Phlegma die Mannschaft ergreift, wenn das alles überstrahlende Ziel Klassenerhalt gesichert ist. Die Mannschaft sei „offenbar zu genügsam, zu zufrieden“, kritisierte Jurendic. Das wirft auch für ihn Fragen hinsichtlich des Personals und der Charakterstärke für die nächste Saison auf. „Was bedeutet das für die Kaderzusammenstellung?“

Thorups erste Fragen, so schilderte es Jurendic, lauten kurz nach dem bitteren Rückschlag „warum“ und „wieso“. Die Führungsetage der Augsburger erwartet nun von den Spielern Antworten. Am Samstag um 15.30 Uhr in Dortmund.

© dpa-infocom, dpa:240428-99-837488/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: