FCA gegen Gladbach:Tore, Tore, Tore - und ein Tanz mit dem Fehlerteufel

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Viel los in Augsburg: Dieses Foul des Gladbachers Luca Netz (links) an Arne Engels führt zum Strafstoß für die Fuggerstädter. Nach acht Toren trennen sich beiden Teams unentschieden. (Foto: Bernd Feil/Imago)

Mönchengladbach verspielt beim wilden 4:4 in Augsburg zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung. Die Offensivreihen beider Teams stimmen zuversichtlich, viele Abwehrfehler geben den Trainern aber zu denken.

Von Maik Rosner, Augsburg

Als es hinterher darum ging, das wilde Treiben zu sortieren, kamen einige bemerkenswerte Gedankenstränge zum Vorschein. Bei Innenverteidiger Felix Uduokhai zum Beispiel, dem das 4:4 (3:3) seines FC Augsburg gegen Borussia Mönchengladbach trotz seines defensiven Jobprofils und der vier Gegentore Freude bereitet hatte. Er sei "enttäuscht im sehr guten Sinne", sagte Uduokhai, "natürlich, erstes Spiel: Es gibt so viele Dinge, wo wir dran arbeiten, dran feilen müssen." Aber, fuhr er fort, "als Fußballfan fand ich es geil."

Ähnlich verhielt es sich beim Anhang der Gäste, die dank des sehr späten Ausgleichs von Tomas Cvancara in der siebten Minute der Nachspielzeit jubelten, als hätten sie gewonnen. Zugleich aber kamen die Gladbacher nicht umhin, ebenfalls mit ihrer Defensivleistung zu hadern. "Wenn du auswärts vier Tore schießt, dann musst du eigentlich gewinnen", sagte der zweifache Torschütze Cvancara. Oder wie es sein Trainer Gerardo Seoane vielsagend zusammenfasste: "Insgesamt ein Spiel mit vielen Gefühlen."

Maaßen mit Blick auf Bayern: "Da kannst du richtig einen auf die Glocke kriegen"

Für beide Mannschaften hielt ihr Saisonauftakt in der Bundesliga die Erkenntnis bereit, dass es im Spiel nach vorne durchaus vielversprechende Ansätze gibt. Zugleich gaben die vielen Patzer in den Defensivreihen zu denken. "Wenn du vier Tore auswärts kassierst, kannst du als Trainer gar nicht zufrieden sein", sagte Seoane. Im Hinterkopf hatte der Schweizer da vielleicht auch schon die Verabredung mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Bayer Leverkusen am kommenden Samstag.

Die Augsburger müssen tags darauf beim FC Bayern antreten, was Enrico Maaßen wegen der Defensivleistung zu einer flapsigen Warnung veranlasste. "Das ist natürlich ein Vollbrett, da kannst du richtig einen auf die Glocke kriegen", sagte er. Dennoch war der FCA-Trainer mit der mutigen Spielweise seiner jungen Mannschaft sehr einverstanden. Auch, weil sie nach dem Aus im DFB-Pokal durch die 0:2-Niederlage beim Drittligisten SpVgg Unterhaching deutlich mehr Biss gezeigt und sich beeindruckend zurückgekämpft hatte. Umgekehrt mussten sich die Gladbacher anlasten, zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt zu haben.

Tore, Tore, Tore - aber eben auch Malheure, Missgeschicke und Missverständnisse

Trotz des ereignisreichen Hergangs war es ein Spiel gewesen, dessen Ergebnis als optische Täuschung eingeordnet werden musste. Wer von der Partie nur das 4:4 als blankes Resultat mitbekommen oder nur einen kurzen Zusammenschnitt gesehen hatte, der dürfte zu der Annahme gelangt sein, dass es sich um ein furioses Offensivspektakel gehandelt hatte. Tatsächlich aber waren die gut 30 000 Menschen in der Augsburger Arena während der weit mehr als 100-minütigen Spielzeit vor allem Augenzeugen diverser Unzulänglichkeiten in beiden Hintermannschaften geworden. Tore, Tore, Tore hatte es zwar zu bestaunen gegeben, aber zuvor eben immer auch als deren Voraussetzung: Malheure, Missgeschicke und Missverständnisse.

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Wenn man so wollte, war der heiße Samstagnachmittag dahergekommen wie ein wilder Tanz mit dem Fehlerteufel. Irgendwem war dieser im übertragenen Sinne ständig auf die Füße getreten, besonders vor den Toren. Wie bei Ko Itakuras 0:1, als der Fehlerteufel Elvis Rexhbecaj offenbar davon abhielt, den Japaner beim Kopfball zu stören (13.). Bald darauf profitierte Cvancara beim 0:2 von Augsburgs riskantem Aufbauspiel samt Ballverlust (27.). Dass Finn Dahmen, Augsburgs neue Nummer eins, das kurze Eck dabei freigab, fügte sich ins Fehler-Wimmelbild.

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Bei Rexhbecajs Linksschuss zum 1:2 gaben sich die Gladbacher sorglos und griffen nicht an (29.). Beim 1:3 war Nathan Ngoumou seinem Gegenspieler Arne Engels nach Jonas Omlins Abschlag einfach davongelaufen und hatte freistehend vollenden dürfen (38.). Zu den Toren fünf und sechs leistete die Gladbacher Defensive wieder ihre Beiträge. Zunächst ließ sie Niklas Dorsch flanken, Ermedin Demirovic per Kopf ablegen und Maximilian Bauer aus kurzer Distanz das 2:3 erzielen (41.). Dann holte Luca Netz Engels im Strafraum von den Beinen, ehe Sven Michel per Foulelfmeter zum 3:3 traf (45.+7).

Hin und her war es zuweilen durchaus gegangen, doch sechs Tore hätte man dieser ersten Halbzeit eigentlich nicht zugetraut. Das ließ sich auch an der Torschussstatistik ablesen, laut der die Gladbacher mit ihren drei Versuchen drei Treffer gelandet hatten. Die Augsburger waren zwar deutlich häufiger zum Abschluss gekommen, von einem spektakulären Offensivfeuerwerk konnte dennoch auch bei ihnen keine Rede sein.

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Dafür aber von einem insgesamt sehr unterhaltsamen Auftaktspiel, das auch veranschaulichte, wie viel Verbesserungsbedarf beide Mannschaften beim Verteidigen haben. Zumal Seones Mannschaft auch bei Augsburgs 4:3 durch Ruben Vargas ordentlich mithalf. Zunächst misslang Joe Scally ein Klärungsversuch, als er am eigenen Strafraum eine Kerze in die flirrende Hitze stellte. Und dann rutschte Torwart Omlin auch noch der Rechtsschuss von Vargas unterm Körper durch (76.).

Nach Omlins Rendezvous mit dem Fehlerteufel wollte dieser aber offenbar Gerechtigkeit walten lassen und seine Missetaten paritätisch verteilen, weshalb er sich in der Nachspielzeit noch zur Pointe aufraffte. Diesmal versuchte Vargas den Ball im eigenen Strafraum mit dem Vollspann wegzuschlagen, doch statt des Balls traf er den eingewechselten Yvandro Borges Sanches. Den Foulelfmeter versenkte Cvancara völlig fehlerfrei (90.+7). Der Fehlerteufel war offenbar müde vom wilden Tanz.

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