Bundesliga:Bremens Fehlstart ist perfekt

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Ihlas Bebou trifft zum zwischenzeitlichen 2:1 für Hoffenheim. (Foto: Thomas Niedermueller/Bongarts/Getty Images)

In einem ereignisreichen Spiel unterliegt Werder auch Hoffenheim. Leverkusen beweist, dass es vor allem in der Offensive Spitzenteam-Potenzial hat. Ein Spieler sticht dabei heraus.

Der Spieltag im Überblick von Martin Schneider

Düsseldorf - Leverkusen 1:3, Tore: 0:1 Baker (6., Eigentor), 0:2 Aranguiz (33.), 0:3 Bellarabi (39.), 1:3 Morales (82.)

Vor dem Spiel erklärte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel Leverkusens Kai Havertz zum "besten Spieler Deutschlands". Leverkusens Trainer Peter Bosz meinte, das sei "auf jeden Fall" ein Spitzenspiel, weil beide Klubs schon drei Punkte haben. Schon während der ersten Halbzeit deutete sich an: Funkel hatte eher recht als Bosz. Kai Havertz war ganz gut und Leverkusen spielte die Fortuna leichtfüßig auseinander. Heraus stach allerdings dabei eher Kevin Volland, der zwei Tore vorbereitete und allgemein einen sehr wuchtigen Eindruck hinterließ. Vielleicht fällt Joachim Löw bald auf, dass Volland einen deutschen Pass besitzt. Und vielleicht fällt der Bundesliga bald auf, dass diese Leverkusener Mannschaft vor allem nach vorne Spitzenteam-Potenzial hat. "Wir hatten zur Halbzeit schon keine Hoffnung mehr. Leverkusen war klar überlegen", sagte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel dann nach dem Spiel. Das traf zu.

Hoffenheim - Bremen 3:2, Tore: 0:1 Füllkrug (42.), 1:1 Bicakcic (54.), 2:1 Bebou (59.), 2:2 Osako (81.), 3:2 Kaderabek (87.)

Vor dem Spiel lief die Nachricht über den Ticker, dass Hoffenheims Rekordtransfer Diadie Samassékou wieder nur auf der Bank sitze. Wobei die eigentliche Nachricht war, dass der "Rekordtransfer" gerade mal zwölf Millionen Euro gekostet habe. Das zahlt der FC Bayern bald an Leihgebühr. Während des Spiels pfiffen die eigenen Fans Hoffenheim aus, weil das Team nach der ersten Halbzeit verdient durch ein Tor von Niclas Füllkrug hinten lag - um dann "aus dem Nichts" zwei Tore zu schießen. Ermin Bičakčić nach einer Standardsituation und Ihlas Bebou stürzten Werder in eine Sinnkrise - dann verweigerte der VAR ein Tor (siehe unten) und dann flog Talent Johannes Eggestein mit Gelb-Rot vom Platz. Dass Pavel Kaderabek dann auch noch in der 87. Minute das 2:2 von Yuya Osako konterte - das zeigte zwei Dinge: Werder hat Probleme bei Standards und Bremens Fehlstart ist mit zwei Niederlagen gegen Düsseldorf und Hoffenheim perfekt.

Mainz - Mönchengladbach 1:3, Tore: 1:0 Quaison (18.), 1:1 Lainer (31.), 1:2 Plea (77.), 1:3 Embolo (79.)

Ein Spiel der Neuzugänge: Stefan Lainer und Breel Embolo kamen vor der Saison aus Salzburg und Schalke und schießen den neuen Trainer Marco Rose zu seinem ersten Bundesliga-Sieg - ausgerechnet in Mainz gegen Sandro Schwarz (siehe unten). Dabei wohl entscheidend: Ein Freistoß von Alassane Plea in der 77. Minute, den der Mainzer Torhüter Florian Müller durchaus hätte halten können. Und weil Plea zwei Minuten später auch noch dem eingewechselten Embolo das 3:1 auflegte, darf er sich den Titel "Spieler des Spiels" nehmen. Obwohl er kein Neuzugang ist.

Augsburg - Union 1:1, Tore: 1:0 Vargas (59.), 1:1 Andersson (80.)

Der FCA hatte sich ja eine Champions-League-Abwehr gekauft: Stephan Lichtsteiner (früher Juventus) und Tin Jedvaj (früher Leverkusen) kickten schon in der Königsklasse, weswegen Augsburg zusammen mit dem ebenfalls neuen tschechischen Nationaltorhüter Tomas Koubek eigentlich eine Verteidigung zusammen hat, die Abstiegskampf-Ansprüchen genügen sollte. Das Spiel war dann auch lange auf Abstiegskampf-Niveau. Ruben Vargas, Neuzugang ohne Champions-League-Erfahrung, traf zunächst für Augsburg, Sebastian Andersson hatte die Ehre, das erste Bundesliga-Tor für Union zu schießen. Keven Schlotterbeck holte sich kurz darauf die erste rote Karte der Ostberliner Bundesliga-Historie ab (offene Sohle). Bei beiden Mannschaften deutet sich an: Das wird eine harte Saison.

Paderborn - Freiburg 1:3 , Tore: 1:0 Mamba (3.), 1:1 Waldschmidt (21., Handelfmeter), 1:2 Petersen (40.), 1:3 Kwon (90.)

Der Ostwestfale an sich ist nicht so einfach zu begeistern. Jedenfalls reichte a) ein Bundesliga-Aufstieg des SC Paderborn und b) ein spektakuläres Spiel in Leverkusen nicht, um vorab alle Eintrittskarten zu verkaufen. Die Tageskasse musste am Spieltag noch mal öffnen. Wer rechtzeitig auf dem Platz war, sah, dass Streli Mamba nach drei Minuten sein zweites Bundesliga-Tor schoss. Wer danach sitzen blieb sah das größte Problem der Paderborner: Ergebnisse halten. Luca Waldschmidt per (berechtigtem) Handelfmeter und Nils Petersen konterten die Führung - und im Gegensatz zum Aufsteiger bringt Freiburg sowas über die Zeit. Der SCP muss aufpassen, dass nicht nach jedem Spiel das gleiche Fazit steht: couragierter Auftritt - null Punkte.

VAR des Spieltages: Niclas Füllkrug schoss auf den ersten Blick einwandfrei (und übrigens verdient) das 2:2 für den SV Werder gegen die TSG Hoffenheim. Doch dann meldete sich der Kölner Keller, Schiedsrichter Sascha Stegemann schaute sich die Szene nochmal an - und entschied auf "kein Tor". Der Grund: Füllkrug hatte den Ball zuvor an die Burst eines Hoffenheimers geköpft, von dort sprang er ihm an den Oberarm. "Ich habe die Berührung mit der Hand nicht gespürt", sagte Füllkrug bei Sky, "aber laut Regelwerk ist das halt kein Tor.". Im Mittelfeld wäre das tatsächlich nicht strafbar - wenn man aber dank der Hand zu einer Torchance kommt, ist das seit dieser Saison nicht mehr erlaubt. Kuriose, aber richtige Entscheidung.

WG des Spieltages: Die beiden Trainer Sandro Schwarz (Mainz) und Marco Rose (Gladbach) haben in Mainz mal zusammengewohnt, sind schon lange gut befreundet, sind Patenonkel eines Kindes des jeweils anderen und fahren zusammen in den Urlaub. Außerdem nennt Schwarz seinen Freund vor Fernsehkameras "Rosi". "Ich sitze schon da und denke: Was denkt Sandro? Denkt er, dass ich denke, was er denkt", sagte Rose vor dem Spiel. Übrigens stimmt offenbar die Geschichte, dass Jürgen Klopp den beiden Mainzern bei der Aufstiegsfeier 2004 prophezeite, dass sie beide Trainer würden. Und falls das mit der Trainer-Produktion so weitegeht, dann kommt in ungefähr 15 Jahren jeder Bundesliga-Trainer aus Mainz.

Premiere des Spieltages: Paderborns Steffen Baumgart geht in die Bundesliga-Geschichte ein: Als erster Trainer, der offiziell eine gelbe Karte sah. Tobias Welz zeigte sie ihm, weil er sich beschwerte. Seiner Meinung nach hätte Welz Vorteil laufen lassen sollen. "Regeltechnisch ist das in Ordnung, er hat mich zuvor nicht ermahnt, aber das musste er auch nicht", beschrieb der Trainer die Szene später. Ab vier gelben Karten ist man als Trainer für ein Spiel gesperrt.

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