Bundesliga:Abstiegskampf ist die neue Meisterschaft

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Mainz-Trainer Martin Schmidt lebt den Klassenerhalt seines Vereins. (Foto: REUTERS)

Das dürfte nächste Saison mehr denn je die Logik der Liga sein, denn: Wer oben landet, ist eh längst klar.

Kommentar von Christof Kneer

Es gibt im Abstiegskampf nicht viele Gewissheiten, außer einer: Es steigen niemals die ab, die man vor der Saison als Absteiger tippt. Manchmal erwischt es mal einen der Kandidaten, aber niemals alle zwei oder drei, und nicht selten landet einer der sogenannten Abstiegsfavoriten am Ende in der Europa League - um dann im nächsten Jahr, wenn alle ihn auf Platz sechs tippen, abzusteigen. Auf dieses Muster sollte sich aber wiederum auch keiner verlassen, das sei dem Trainer Streich zum Trost gesagt, in dem bauartbedingt die Emotionen wieder bühnenreife Duelle austragen. Einerseits ist es ja scho' au schön, dass seine Freiburger sich wohl für Europa qualifizieren; andererseits haben sie so eine Qualifikation schon mal mit dem Abstieg bezahlt.

Christian Streich wird am besten wissen, dass es einen Abstiegskampf wie in diesem Jahr in der nächsten Saison kaum geben wird. Die aktuelle Saison hat ja die einzige Gewissheit (siehe oben) widerlegt: Gehen müssen Darmstadt und Ingolstadt - also tatsächlich jene beiden Teams, die vor der Saison bereits als natürliche Abstiegskandidaten galten.

So bleibt es eine Erkenntnis der Saison, dass die kleineren Standorte dringend ihre ortsspezifischen Sondereffekte brauchen, um den größeren lästig werden zu können. Darmstadt 98 hatte vorige Saison seine Sandro-Wagner-Tore, der FC Ingolstadt hatte seine Standardsituationen, und wie der FC Augsburg, so hatten alle ihre prägenden Trainerfiguren, auf die sämtliches Tun & Lassen ausgerichtet war: Aber als Dirk Schuster, Ralph Hasenhüttl und Markus Weinzierl Darmstadt, Ingolstadt und Augsburg verließen, haben sie irgendetwas Kostbares unwiederbringlich mitgenommen.

So drängt sich bereits am vorletzten Spieltag der aktuellen Saison ein Blick in die neue Saison auf: Statt Darmstadt 98 und dem FC Ingolstadt werden nun mit hoher Wahrscheinlichkeit der VfB Stuttgart und Hannover 96 in die Liga zurückkehren, klassische Erstliga-Klubs, die vor fünf Jahren noch im Europacup spielten. Wer um Christian Streichs willen sollen in der nächsten Saison also die natürlichen Abstiegskandidaten sein?

Der Abstiegskampf als Surrogat für einen ausgefallenen Titelkampf: Das dürfte nächste Saison mehr denn je die Logik der Liga sein, in der es so hin und her gehen könnte wie in den Emotionen von Christian Streich. Wie verkraften Leipzig und Hoffenheim die Doppelbelastung? Bleiben Hertha, Freiburg und Köln da oben, oder holen sich Gladbach, Schalke und Leverkusen ihre rechtmäßigen Plätze zurück? Und beginnt der Abstiegskampf schon bei Platz sieben oder doch erst ab Platz acht? Weitere Gewissheiten sind bedroht - außer natürlich jener, dass der FC Bayern Meister und der HSV selbstverständlich Sechzehnter wird.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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