Borussia Dortmund besiegt Piräus:Dortmund kann auch Champions League

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Borussia Dortmund gewinnt die knifflige Partie gegen Olympiakos Piräus mit 1:0 und hat wieder Chancen auf die Teilnahme am Achtelfinale der Champions League. Vor dem Spiel macht Trainer Jürgen Klopp lockere Sprüche, die Matthias Sammer überhaupt nicht lustig findet.

Jürgen Schmieder

Timing ist eine knifflige Sache, ob nun beim Witzeerzählen oder beim Fußballspielen, das weiß auch Jürgen Klopp. Vor der Champions-League-Partie gegen Olympiakos Piräus flachste er: "Nach 80 Sekunden das 1:0 erzielen, das wäre toll." Danach scherzte er über seinen Dribbler Mario Götze: "Er ist heute ein Defensivspieler, der richtig gut kicken kann." Neben Klopp stand Matthias Sammer und lachte nicht - was wohl weniger am mangelnden Timing als vielmehr an Matthias Sammer lag.

Es dauerte dann tatsächlich 415 Sekunden, ehe die Dortmunder das 1:0 erzielten: Defensivspieler Götze umspielte zwei Gegner und legte geschickt ab zu Kevin Großkreutz. Der prügelte das Spielgerät recht humorlos aus 25 Metern ins Tor. Es war am Ende der einzige Treffer in dieser Partie, die Dortmund letztlich verdient mit 1:0 (1:0) gewann und somit weiter Chancen auf das Vorrücken in die Ausscheidungsrunde hat.

Nach den Niederlagen in Marseille (0:3) und Athen (1:3) und dem Abrutschen auf den letzten Tabellenrang waren die Dortmunder als "Euro-Deppen" verspottet und mit einem talentierten Tischtennis-Spieler verglichen worden, der gegen einen weniger talentierten Gegner schmettert und schmettert, am Ende jedoch von dem abgezockten Crack besiegt wird.

An diesem Abend schmetterten die Dortmunder gleich wieder los und inszenierten schnell sehenswerte Angriffe. Marcel Schmelzer prüfte nach 80 Sekunden mit einem Schuss aus 30 Metern die Haltbarkeit des Fangnetzes, Ivan Perisic setzte den Ball wenig später nach einem formidablen Spielzug über Großkreutz und Götze über das Tor. Kurz darauf schaffte Grotzkreutz mit seinem wuchtigen rechten Fuß den Führungstreffer (7.).

Die Griechen dagegen präsentierten zunächst einen schlechten Witz von Fußball. Auf dem Spielberichtsbogen war zwar ein 4-5-1-System vermerkt, in Wirklichkeit war es ein 9-0-1, das ebenso grausig anzusehen war wie es klingt. Dazu führten die Defensivspieler einen internen Wettbewerb durch, den Ball aus der eigenen Hälfte möglichst weit nach vorne zu prügeln, notfalls auch mit dem Kopf.

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10,5 Sekunden. So lange dauerte es, bis Jonas nach einem grotesken Fehler von Bernd Leno das 1:0 für den FC Valencia gegen Bayer Leverkusen erzielte. Es war jedoch nicht der schnellste Treffer in der Geschichte der Champions League.

Eine derartige Ausrichtung des Gegners war den Dortmundern bekannt, das kennen sie aus der Bundesliga, in der sie zuletzt sieben Punkte aus drei Spielen geholt hatten. Und doch agierten sie nach dem ersten Treffer wie ein junger Tischtennis-Spieler, der nach wenigen Ballwechseln erkennt, dass er da einem weniger talentierten Akteur gegenübersteht. Sie präsentierten sich weniger spielfreudig, dafür jedoch unkonzentriert und nicht mehr so zielstrebig wie in den ersten Minuten.

Kevin Großkreutz trifft mit einem wuchtigen Schuss zum 1:0 - es war der einzige Treffer in der Partie zwischen Borussia Dortmund und Olympiakos Piräus. (Foto: dpa)

Das führte dazu, dass die arg biederen Griechen tatsächlich ihre Taktik ändern durften und zu Torchancen kamen. Es waren meist Eckbälle, die für Gefahr für das Dortmunder Tor sorgten, doch weil Piräus meist am Tor vorbei köpfte und Schiedsrichter Vladislav Bezborodov ein Handspiel von Mats Hummels im Strafraum übersah, blieb es zur Pause bei der wackligen Dortmunder Führung.

In den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit bereiteten sich beide Mannschaften auf den Rest des Spiels vor - außer Moritz Leitner, der unbedingt zwei Mal aus der Ferne aufs Tor schießen wollte. Es brauchte einen grotesken Rückpass eines Olympiakos-Spielers, um die Dortmunder Spieler aufzuwecken. Lewandowski erlief das Spielgerät und umkurvte dabei den Torwart, aus spitzem Winkel traf er jedoch nur den Pfosten (60.). Nur wenige Sekunden später kam Götze an den Ball, setzte ihn jedoch aus zwölf Metern neben das Tor. Auch Persisc und Kagawa vergaben noch gute Chancen.

Piräus agierte nun wie ein abgezockter Tischtennis-Spieler, der ahnt, dass er eine Partie trotz Unterlegenheit tatsächlich noch gewinnen kann, weil der junge Gegner müde wird, sich über ein paar verschlagene Bälle ärgert und plötzlich Angst vor einer Niederlage bekommt.

Freilich inszenierten die Griechen kaum eigene Angriffe, sie warteten einfach auf Fehler der Dortmunder, von denen es doch einige gab. Die beste Möglichkeit hatte Djebbour, der nach einem misslungenen Rückpass von Neven Subotic alleine vor Roman Weidenfeller auftauchte - jedoch zu lange wartete, so dass Subotic seinen Fehler selbst beheben konnte. Auch der eingewechselte Marco Pantelic tauchte noch gefährlich vor dem Tor auf, allerdings wie seine Kollegen ohne Erfolg.

"Wir haben uns diesen Sieg verdient", sagte Klopp nach dem Spiel, "natürlich gab es noch ein paar Schwierigkeiten bei der Abstimmung. Doch am Ende lügt das Ergebnis nicht - so wie es in den vergangenen Spielen auch nicht gelogen hat."

Sie können also doch Europa, diese Dortmunder. Mit diesem Sieg gegen Piräus (drei Punkte) haben sie nun vier Zähler und damit ihre Chance auf die Teilnahme am Achtelfinale erhalten. Durch das Unentschieden zwischen dem FC Arsenal (acht) und Olympique Marseille (sieben) liegen die Dortmunder nun auf dem dritten Platz. Ein Sieg beim FC Arsenal in drei Wochen wäre nicht nur ein toller Witz, sondern auch vom Timing her ganz ausgezeichnet.

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