Bildausfall bei Schalke-Spiel auf Kabel eins:Abenteuer Fußball

Lesezeit: 3 min

Ausgerechnet Kabel eins, Neuling was Fußballübertragungen angeht, hatte beim Spiel des FC Schalke 04 in Rumänien mit einem Bildausfall zu kämpfen - und man musste mit dem Schlimmsten rechnen: Al Bundy. Es kam Diego. Erinnerungen wurden wach an das EM-Halbfinale 2008 Deutschland gegen die Türkei.

Sebastian Gierke

Schwarz. Einfach schwarz. Gerade war noch Ciprian Marica zu sehen gewesen im Stadion von Cluj. Er hatte den Arm gehoben. Wie zur Entschuldigung. Sein Schuss war nach sieben Minuten und 54 Sekunden über das Tor von Steaua Bukarest gestrichen, die erste Torchance für Schalke 04. Und dann - plötzlich - wurde es duster. So duster wie das Spiel gewesen war. Das Bild war weg.

Viel Kampf, viel Krampf - und dann auch noch eine TV-Panne: Das Spiel des FC Schalke 04 gegen Bukarest in Cluj. (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nach den ersten Minuten dieses Grottenkicks war es eine Erlösung: Das einfache, satte Schwarz. Man hatte Zeit, sich zu überlegen, was Kabel eins jetzt tun würde. Der TV-Sender hat nicht viel Erfahrung mit Fußball-Übertragungen. Sat.1 traute den deutschen Teilnehmern Hannover und Schalke wohl nicht allzu viel zu - und hatte die Übertragung der Spiele aus der Gruppenphase kurzerhand an den Schwestersender abgeschoben.

Jetzt also Stromausfall in Cluj. Worst-Case-Szenario für eine TV-Station. Die Bukarester hatten das Spiel in das eigentlich Champions-League-erprobte Stadion von Cluj verlegen müssen, da der Rasen in ihrem Heimstadion unbespielbar ist. Die Schalker Klubführung war verstimmt. Rund 30.000 Euro Mehrkosten entstanden den Schalkern. 300 Fans der Königsblauen mussten zudem in Bussen von Bukarest nach Cluj gebracht werden, viele hatten die Reise nach der Ortsverlegung storniert.

Und die saßen jetzt vor dem Fernsehapparat und fragten sich: Wohin würde die Sendeleitung umschalten? Welche Konserve aus dem Portfolio des Senders kann man dem gemeinen Fußballfan jetzt zumuten? Würde gleich Al Bundy auftauchen? Mit der Hand in der Hose, tobend, weil er so gerne eine Sportübertragung sähe? Oder Charlie Sheen? "Abenteuer Leben?" "Abenteuer Auto?". Das Abenteuer Fußball hatte für Kabel eins jedenfalls mit einer Überraschung begonnen.

An dieser Stelle muss noch einmal an ein Highlight der Fußballübertragungs-Improvisation erinnert werden: EM-Halbfinale Deutschland - Türkei im Jahr 2008. Auch hier: Bildausfall. Gewitter über Wien und millionenfaches psychologisches Gewitter vor den Fernsehapparaten der Republik. Sechs Minuten und 20 Sekunden lang Standbild. Eine Ewigkeit.

Doch das ZDF reagierte besser als die meisten anderen europäischen Sender und schaltet das noch verfügbare Bild des Schweizer Fernsehens zu. Zwar war jetzt Bela Réthy, der übers Telefon kommentierte, dem Bild um einige Sekunden voraus, Réthy jubelte schon lange vor Kloses Kopfballtor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung in der 79. Minute, doch immerhin: Das Spiel und der Siegtreffer von Philipp Lahm in der 90. Minute waren wieder zu sehen.

Da ist Diego

Zurück nach Transsilvanien: Die Quote für das Spiel der Schalker in Siebenbürgen war für Kabel-eins-Verhältnisse außergewöhnlich gut. Nach eigenen Angaben sogar Jahresbestwert. Über drei Millionen Menschen sahen zu. Und die sahen jetzt also schwarz. "Betroffen war das sogenannte World Feed (Weltbild)", berichtete Kabel-eins-Sprecher Michael Ulich. Doch bei einem Spiel der Schalker gegen Bukarest in der Europa League-Gruppenphase ziehen sich die Minuten nicht ganz so lange, wie bei einem EM-Halbfinale.

Und schnell war auch wieder Grün zu sehen. Ein Ball. 22 Spieler. Und darunter Diego. Diego? Der beim VfL Wolfsburg geschasste Mittelfeldregisseur? Genau. Denn Kabel eins überbrückte die Pause einfach mit - Fußball. So lange man sich in Cluj mit der Stromversorgung herumschlug, zeigte der Sender das Spiel von Atlético Madrid, wo Diego jetzt spielt, gegen Celtic Glasgow.

Fast 15 Minuten konnte man jetzt zusehen, wie Madrid schnell und kreativ nach vorne spielte. Erst in der 23. Minute stand die Leitung aus Cluj wieder. Die Übertragung wurde fortgesetzt. Moderatorin Andrea Kaiser witzelte schnell und wenig kreativ in der Pause: "Wir wissen nicht, ob hier jemand die Stromrechnung nicht bezahlt hat..." Ungefähr auf diesem Niveau spielten dann auch die Schalker weiter. Laut Reporter Hansi Küpper war für den Fall eines neuerlichen Energieabfalls noch eine zusätzliche Kamera mit einem Notstromaggregat aufgestellt worden. Sie kam nicht zum Einsatz.

0:0 stand es am Ende. Und der Auftritt von Cluj war schnell abgehakt - Schalke 04 konzentriert sich auf das nächste Heimspiel. Nur 66 Stunden nach dem Abpfiff in Rumänien kommt Rekordmeister Bayern München mit dem abtrünnigen Manuel Neuer in die Arena. Trainer Ralf Rangnick forderte schon einmal: "Energie".

Mit Material von dpa und sid.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: