TV: Bildausfall beim EM-Halbfinale:"Ärgerlichste Panne"

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Der Bildausfall während des EM-Halbfinales verhinderte nach Angaben des ZDF eine Rekordquote. Nun prüft der Sender rechtliche Ansprüche gegenüber der Uefa, wie Sportchef Dieter Gruschwitz erklärte.

Die Fernsehpanne beim EM-Halbfinale Deutschland - Türkei hat möglicherweise ein juristische Nachspiel. Das ZDF überprüft derzeit, ob Ansprüche gegen die Europäische Fußball Union (Uefa) geltend gemacht werden können.

"Bildausfall" steht während der Fernsehübertragung des EM-Halbfinales auf der Leinwand im Vereinsheim des FC Schönau. Die Schwarzwaldgemeinde ist der Heimatort von Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw. Die Kneipe wird von seinem Bruder Peter "Pit" Löw betrieben. Im Bild: Béla "Nachtfalke" Réthy. (Foto: Foto: dpa)

Bei der Live-Übertragung am Mittwoch, die in Deutschland bis zu 32,74 Millionen Fans verfolgten, war das von der Uefa produzierte Weltbild in der zweiten Halbzeit mehrmals wegen eines Stromausfalls im International Fernsehzentrum (IBC) in Wien ausgefallen. Die Panne könnte laut ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz einen deutschen TV-Rekord verhindert haben.

Im Schnitt sahen 29,54 Millionen (81,8 Prozent Marktanteil) die dramatische Partie. Das bedeutet EM-Rekord und Platz zwei in der ewigen TV-Hitliste hinter dem Halbfinale Deutschland - Italien (29,66 Millionen) bei der Heim- Weltmeisterschaft 2006. Fans beim Public Viewing und türkische Zuschauer wurden bei der Ermittlung der TV-Quote nicht erfasst.

"Ich verstehe nicht, warum das Notstromaggregat in Wien nicht funktioniert hat", erklärte Gruschwitz am Donnerstag zu der "ärgerlichsten anzunehmenden Panne". Der Mainzer Sender hatte nach einem zweiten Stromausfall in Wien das Übertragungssignal des Schweizer Fernsehens SF1 übernommen, das zu dieser Zeit über eine Glasfaser-Direktverbindung aus dem Stadion in Basel als einziges noch verfügbar war.

Während des Bildausfalls hatte ZDF-Kommentator Béla Réthy die TV- Zuschauer wie ein Radioreporter per Telefonleitung auf dem Laufenden gehalten. Ton und Bild kamen zwischenzeitlich aber zeitversetzt an. Das zweite deutsche Tor von Miroslav Klose feierte Réthy bereits, als die Fernsehzuschauer den Ball noch gar nicht im Tor sahen.

Laut Gruschwitz haben sich alle anderen TV-Sender verpflichtet, das von der Uefa in Wien produzierte Signal zu übernehmen. Auch die von eigenen Kameras hergestellten ZDF-Bilder gehen über das IBC und waren von der technischen Panne betroffen. "Darüber wird noch zu reden sein", sagte Gruschwitz.

Durch die Übernahme der Fernsehbilder von SF1 sahen die deutschen Zuschauer auch einen sogenannten Flitzer, der in Basel wie ein Rugbyspieler über den Platz lief und von Ordnungskräften zu Boden gerissen wurde. Bei einem ähnlichen Vorfall während der Partie Österreich - Kroatien hatte die Uefa Szene in ihrem Weltbild- Angebot nicht gezeigt. Kritiker sprachen danach von Zensur.

Premiere eines Ausfalls

Viele Fernsehzuschauer schalteten beim Bildausfall ihre Radios ein. Doch auch die ARD-Hörfunk-Übertragungen waren vom Stromausfall in Wien betroffen. Dadurch brachen jedes Mal sowohl die Verbindungen ins Stadion Basel als auch die Verbindung in die ARD zusammen.

Statt Fußball gab es für einige Minuten Verkehrsnachrichten und Musik. ARD-Teamchef Werner Rabe kündigte für das Finale am Sonntag eine Ersatzregie in München an. Sie soll im Notfall mit den Kollegen in den Stadien telefonisch in Verbindung treten. "In unsererjahrzehntelangen Erfahrung mit Großveranstaltungen aller Art hat es einen Ausfall des unterbrechungsfreien Stromnetzes noch nicht gegeben", erklärte der Technische Leiter Helmut Kormann vom Bayerischen Rundfunk.

© sueddeutsche.de/dpa/korc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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