Basketball-Nationalteam:Mit Debatten im Gepäck zur WM

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Als das DBB-Team EM-Bronze gewann, wollte Dennis Schröder (links) seinem ausgemusterten Kumpel Robin Benzing auch eine Medaille besorgen - heute hat er in seinem Vorgänger als Kapitän einen Fürsprecher. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Deutschlands Basketballer wollen den Verzicht von Maxi Kleber auf das Turnier mit der Nationalmannschaft abschütteln - doch jetzt äußern sich auch ehemalige DBB-Akteure über den Streitfall mit Dennis Schröder.

Von Jonas Beckenkamp

Die deutschen Basketballer machen sich bereit für die Weltmeisterschaft, das ist nach einem langen Sommer ohne Aktivitäten auf dem Parkett eine gute Nachricht. Bis zum ersten Gruppenspiel der WM in Asien (25. August bis 10. September) sind es zwar noch gut drei Wochen, aber wer solche Ambitionen hat wie das Team von Bundestrainer Gordon Herbert, braucht gemeinsame Stunden in der Trainingshalle. Erstmals ging es Mitte der Woche im Camp in Bonn also im Fünf-gegen-fünf zur Sache - bei insgesamt 18 Anwärtern auf einen Platz im 12er-Kader müssen sich einige Profis noch beweisen.

Das gilt nicht für Dennis Schröder, 29, denn er ist als Kapitän der Auswahl des Deutschen Basketballbundes (DBB) fix eingeplant. Ihn wird Herbert in den kommenden Tagen nicht aus der Reisegruppe streichen, dafür ist der NBA-Mann von den Toronto Raptors zu wichtig fürs Gelingen der WM-Mission. Eine Medaille soll her, die erste auf Weltniveau seit Bronze im Jahr 2002, als Dirk Nowitzki noch herumhüpfte. Heute ist Schröder der Boss - das zeigten die vergangenen zwei Wochen explizit.

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Der Kapitän der deutschen Basketballer hat mit seinen Aussagen über Maxi Kleber ohne Not den Zusammenhalt im WM-Team angekratzt - denn er zwingt Bundestrainer und Verband in ein Dilemma.

Kommentar von Jonas Beckenkamp

Doch die Debatte um den WM-Verzicht von Maxi Kleber, der sich nach deftigen Aussagen Schröders ("Maxi, du hast kein Game") vom DBB zurückzog, zeigte auch: Das Nationalteam ist nicht frei von Störgeräuschen, auch wenn der Verband die Diskussionen etwas ungelenk für beendet erklärt hatte. Das Thema sei "erledigt", wiederholte der Kanadier Herbert zu Wochenbeginn.

"Das war eine schwierige Situation. Ich musste einige Dinge managen", sagte der Coach, der wie auch der DBB noch immer kein Wort der Anteilnahme über Klebers Absage äußerte. Womöglich hat die Zurückhaltung einen einfachen Grund: Man bedauert den Rückzug des NBA-Profis von den Dallas Mavericks schlicht nicht allzu sehr. Herbert selbst hatte das "commitment", also die Zusagen der Nationalspieler für mehrere Sommer, zu einem Pfeiler seiner Ära erklärt. Kleber kurierte 2022 eine Verletzung aus, diesmal gab er nach Schröders Attacken bekannt, dass er sich "nicht uneingeschränkt willkommen" fühle.

"Man kann nur Maxi oder Dennis in der Mannschaft haben", sagt Rekordnationalspieler Femerling

Die Geschichte ist kompliziert, und so debattiert der deutsche Basketball vor dem ersten WM-Test am Samstag gegen Schweden weiter über Verlauf und Umgang mit dieser Affäre. Der langjährige DBB-Kapitän Robin Benzing unterstützt etwa seinen Nachfolger Schröder. "Ich habe mit ihm in der Nationalmannschaft gespielt, als er noch ein Rookie war. Er ist gereift, er führt die Mannschaft unglaublich an", sagte Benzing der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei alles "ein bisschen unglücklich gelaufen", findet zwar auch Benzing, aber "so ist Dennis halt: Er sagt immer direkt, was los ist. Manchmal ist es vielleicht etwas unüberlegt, manchmal sollte man es etwas anders sagen". Böse Absichten sehe er jedoch nicht. "Am Ende wird es am Ergebnis gemessen. Wenn es nicht klappt, wird die Meckerei groß sein", so Benzing.

Anders betrachtet derweil Rekordnationalspieler Patrick Femerling den Fall: Es drohe die Gefahr, dass der Konflikt "noch einmal Thema wird", wenn es nicht läuft, sagte er der Sport-Bild. Femerling, der 2002 mit Nowitzki WM-Dritter wurde, sieht durchaus Tendenzen zu einer Spaltung im DBB-Team. "Man kann nur Maxi oder Dennis in der Mannschaft haben", so der frühere Center. Eine solche Debatte hätte nicht öffentlich geführt werden dürfen, findet er. "Das ist nicht gut fürs Team, und Trainer und Verband können in einer solchen Situation nicht gut aussehen. Das hätte man intern lösen müssen."

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