Kleber sagt nach Schröder-Kritik WM ab:"Unangebrachte öffentliche Äußerungen"

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Maxi Kleber (links) spielt seit einigen Jahren in der NBA für die Dallas Mavericks - jetzt sagte er nach der EM 2022 auch seine Teilnahme an der WM 2023 ab. (Foto: Marcio Jose Sanchez/dpa)

Nach Dennis Schröders heftiger Kritik an Basketball-Kollege Maxi Kleber erklärt der seinen Verzicht auf die anstehende WM. Der Deutsche Basketballbund äußert sich nur knapp zum Disput der NBA-Spieler.

Von Jonas Beckenkamp

Dennis Schröders Aussagen zu Nationalteam-Kollege Maxi Kleber haben nun weitreichende Folgen. Nachdem der Kapitän des Deutschen Basketballbundes (DBB) Kleber im Podcast "Got Nexxt" die nötige Bereitschaft abgesprochen hatte, sich zur DBB-Auswahl zu bekennen, erklärte der NBA-Profi von den Dallas Mavericks nun seinen Verzicht auf die WM in Asien (25. August bis 10. September).

Schröders "unglückliche und unangebrachte öffentliche Äußerungen" hätten zu 100 Prozent bekräftigt, dass er im Nationalteam nicht uneingeschränkt willkommen sei, teilte Kleber der SZ mit. "Es ist nicht mein Ziel, die Chemie im Team des letzten Sommers zu zerstören. Ich möchte auch nicht zu einer Quelle der Ablenkung werden. Deshalb habe ich beschlossen, dass es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn ich nicht spiele", sagt der gebürtige Würzburger Kleber.

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Der Kapitän der deutschen Basketballer hat mit seinen Aussagen über Maxi Kleber ohne Not den Zusammenhalt im WM-Team angekratzt - denn er zwingt Bundestrainer und Verband in ein Dilemma.

Kommentar von Jonas Beckenkamp

Schröder, 29, hatte zuvor in einem Youtube-Video versucht, das Thema einzufangen. Er fühle sich missverstanden, "es war nicht böse gemeint", als er Kleber sein "Game" absprach und ihm vorwarf, den vergangenen Sommer lieber mit Einzeltraining verbracht zu haben, als eine Heim-EM zu bestreiten. "Wenn das komisch rübergekommen ist, dann entschuldige ich mich", sagte der Spielmacher, der künftig für die Toronto Raptors aufläuft. Hängen blieb jedoch der Eindruck, dass Schröder ein Problem damit hat, wenn Kleber nach seiner DBB-Pause nun möglicherweise in den finalen 12er-Kader für die WM nominiert worden wäre.

Kern des Zoffs ist offenbar zweierlei: Einerseits beruft sich Schröder auf eine im Vorjahr getroffene Vorgabe des Verbands, wonach alle EM-Teilnehmer in diesem Jahr auch eine Chance erhalten, den WM-Cut zu schaffen. In Richtung Kleber wiederholte Schröder seine Haltung: "Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man letztes Jahr nicht am Start war und die Leute, die am Start waren, die ihren Sommer geopfert haben, die Arschkarte erhalten, weil es jetzt heißt: Der und der kommt mit, deswegen könnt ihr nicht mitkommen."

Unterschiedliche Interpretationen zwischen Schröder und Kleber

Zugleich scheint es unterschiedliche Interpretationen über Klebers Grund für seine Absage im vergangenen Sommer zu geben: Während Schröder "Storys gehört" haben will, dass Kleber während seiner Absenz lieber an Details wie seiner Ballbehandlung arbeiten wollte, gibt Kleber andere Gründe an. "Letzten Sommer nicht zu spielen, war auf eine Verletzung zurückzuführen, mit der ich in den letzten vier Monaten der NBA-Saison 2021/22 gespielt hatte. Ich brauchte vollständige Genesung und Ruhe", teilt Kleber mit. Wäre er gesund gewesen, hätte er mit Stolz für das Nationalteam gespielt.

Er habe dies "ehrlich und respektvoll" gegenüber allen "relevanten Personen" kommuniziert, vor exakt einem Jahr verschickte der DBB auch eine entsprechende Mitteilung. Nur Schröder scheint offenbar anders informiert zu sein. Vom Verband war in der ganzen Angelegenheit auch auf Nachfrage der SZ tagelang wenig zu hören. Erst Mittwochmittag ließ der DBB dann wissen, dass es eine Aussprache zwischen Kleber und Schröder gegeben habe. Dabei sei "alles intern geklärt worden". Kleber habe sich "so entschieden, wie er es in seinem Statement zum Ausdruck gebracht hat. Dem ist nichts hinzuzufügen", hieß es frostig. Von Bedauern über den Verlauf der Affäre oder einer Direktive an Dennis Schröder war nicht die Rede.

Mit Kleber, der "die Mannschaft als Fan unterstützen will", fehlt dem DBB nun eine tragende Abwehrsäule. Gerade gegen die Schwergewichte der Basketballwelt wären seine langen Arme und sein Timing beim Blocken und Rebounden wertvoll gewesen. Sein Ausfall erhöht indes die WM-Chancen anderer Mitglieder des vorläufigen 18er-Kaders von Bundestrainer Gordon Herbert: Aus dem Sextett Johannes Thiemann, Louis Olinde (beide Alba Berlin), Oscar da Silva (FC Barcelona), Jonas Wohlfarth-Bottermann (Hamburg Towers), Leon Kratzer (Paris Basketball) und Chris Sengfelder (Telekom Bonn) dürften es mindestens zwei ins WM-Aufgebot schaffen.

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