2. Bundesliga:„Hosenscheißer“ oder nicht? Explosive Stimmung beim FCK

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Kaiserslauterns Tymoteusz Puchacz am Ball. (Foto: Jörg Halisch/dpa)

Diesen Sieg hätte der 1. FC Kaiserslautern dringend benötigt. Geschäftsführer Hengen schimpft in der Interview-Zone. Trainer-Routinier Funkel sieht vieles etwas gelassener.

Florain Reis, dpa

Kaiserslautern (dpa/lrs) - Kaiserslauterns Geschäftsführer Thomas Hengen war bedient. Nach dem 1:1 (1:0) des Fußball-Zweitligisten im Kellerduell mit dem SV Wehen Wiesbaden setzte der 49-Jährige in der Interview-Zone zu einer Brandrede an. „Das war zu wenig in der zweiten Hälfte. Das tut mir auch leid für die Zuschauer. Du musst den Funken überspringen lassen. Du kriegst die Zuschauer nur voll hinter dich, wenn du nach vorne spielst. Ohne Harakiri natürlich - aber das war heute Verwaltungsmodus. Und das funktioniert nicht“, schimpfte der FCK-Boss.

Erneut waren fast 43.000 Zuschauer frohes Mutes ins Fritz-Walter-Stadion gekommen und hatten mit einem Busspalier vor der Partie und lautstarker Unterstützung für die nötigen Rahmenbedingungen gesorgt. Nach dem Schlusspfiff hagelte es für die Profis dann aber laute Pfiffe.

„Wir haben es die ganze Woche angesprochen: Mit Hosenscheißer-Fußball holst du keinen Punkt. Es geht darum, dass du das Gefühl bekommt, du kannst ein Tor schießen. Ich hatte in der zweiten Hälfte nicht das Gefühl, dass wir ein Tor machen“, sagte Hengen.

„Spiegel der Saison“

Gegen Wiesbaden konnten die Roten Teufel zum wiederholten Mal in dieser Saison eine Halbzeitführung nicht über die Ziellinie bringen. In den Tabellen beider Spielhälften ist die Diskrepanz atemberaubend groß. Nach Führungen verspielte Kaiserslautern bereits 31 Zähler. Würden nur die ersten 45 Minuten gewertet, stünde der FCK mit 53 Punkten auf Platz drei. Im Klassement, das nur die zweite Halbzeit berücksichtigt, sind es nur noch 25.

Auch wegen dieser regelmäßigen Leistungseinbrüche wird die Situation für den DFB-Pokal-Finalisten im Abstiegskampf immer prekärer. Durch das Unentschieden gegen Wiesbaden verpasste es der nun seit fünf Spielen sieglose FCK, den Gegner in der Tabelle zu überholen und verharrt vier Spieltage vor Saisonende weiter auf dem vorletzten Tabellenplatz.

„Zum Glück hat Wiesbaden den einen oder anderen Konter schlecht gesetzt, sonst hätten wir wieder einen Knockout bekommen. Du musst auf das 2:0 spielen. Ich muss Standards, muss Ecken, muss Torschüsse haben. Das war in der zweiten Halbzeit ein Spiegel der Saison“, kritisierte Hengen.

Funkel wehrt sich gegen Kritik

Trainer Friedhelm Funkel sah die Gesamtgemengelage etwas anders als sein Chef. Auf Hengens Äußerungen angesprochen, betonte der 70-Jährige: „Ich würde meine Spieler nicht Hosenscheißer nennen. Solche Aussagen sind unmittelbar nach dem Spiel emotional. Ich bin da ein bisschen ruhiger und ein bisschen bedachter. Es ist immer einfach zu fordern, bedingungslos nach vorne zu spielen. Wir haben kontrollierten Fußball gespielt und wollten nicht ins offene Messer laufen und das Spiel noch verlieren.“

Funkels Hoffnungen, dass der Klassenerhalt noch gelingt, sind trotz der zuletzt schlechten Ergebnisse nicht erloschen: „Hier ist im Moment eine Weltuntergangsstimmung, wenn ich in die Gesichter der Leute schaue. Aber wir sind heute nicht abgestiegen. Ich habe diese Situationen schon das ein oder andere Mal erlebt. Wir werden es hinbekommen, auch wenn im Moment nur ich und die Mannschaft daran glauben“, sagte der Trainer-Oldie.

Und auch Hengen wollte angesichts der noch vier ausstehenden Spiele nicht aufgeben: „Die Luft wird immer dünner. Trotzdem haben wir noch eine Chance - und die gilt es auch zu packen.“

© dpa-infocom, dpa:240420-99-745951/3

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