Wintertourismus:Hoffnung auf den "Wintererholungsgast"

Für die großen und hoch gelegenen Gebiete seien Investitionen sinnvoll, weil davon ganze Regionen lebten. Aber kleine und mittelgroße Skigebiete stünden vor großen Herausforderungen, sagt Conradin. "Die müssen den Sommer stärker gewichten, im Winter Gastronomie und Ausflüge in den Vordergrund stellen und nicht das reine Skifahren." Im Toggenburg und in St. Anthönien in der Schweiz sowie am Mieminger Plateau in Tirol funktioniere das bereits gut, sagt Conradin: "Es findet schon ein langsamer Wandel statt."

Das haben sogar die relativ erfolgsverwöhnten Österreicher erkannt. "Skifahrer sind für uns zwar immer noch die wichtigste Gruppe von Wintergästen", sagt Ulrike Rauch-Keschmann, Sprecherin der Österreich-Werbung, "aber Wachstumspotenzial hat vor allem der Wintererholungsgast." Und der Städtetourismus. Mit ihrem Kulturangebot und Adventsmärkten lockten die Städte so viele Gäste, dass zwei der drei Millionen zusätzlichen Übernachtungen in Österreich in den vergangenen fünf Wintern hier verbucht werden.

Und Wintererholungsgäste sind eben jene, die im Bergdorf eher Schlittenfahrten, Wintermärkte, Wellness und gemütliche Ausflüge in die verschneite Natur unternehmen wollen, als Skifahren oder Langlaufen zu gehen. Für den sanften Urlaub interessieren sich laut einer repräsentativen Umfrage der Österreich-Werbung 8,7 Millionen Menschen in der deutschsprachigen Bevölkerung, also fast ebenso viele wie für den Wintersport (9,3 Mio.). "Die wollen wir gezielt ansprechen mit solchen Angeboten", sagt Rauch-Keschmann. "Und selbst die Wintersport-Touristen gehen nicht mehr sieben Tage pro Woche Skifahren."

Dass Skigebiets-Zusammenschlüsse nicht unbedingt mehr Übernachtungsgäste bringen, zeigt das Beispiel Alpbachtal-Wildschönau in Tirol. Dort wollte man den starken Gästeschwund mit einem Zusammenschluss der zwei Skigebiete bekämpfen. Seit 2012 gibt es dort den Verbund "Skijuwel" mit 109 Pistenkilometern und 47 Liften. Im ersten Winter hatte man sieben Prozent mehr Übernachtungen. In der vergangenen Wintersaison lagen sie allerdings wieder leicht unter dem Niveau von vor dem Zusammenschluss.

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