Ausflugsziele in Deutschland:Kühle Orte für heiße Tage

Es ist überall heiß in Deutschland? Nicht ganz - eine Entdeckungsreise zu Orten, an denen Sie noch eine Jacke brauchen.

Von Eva Dignös und Katja Schnitzler

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(Foto: Südsalz GmbH)

Salzbergwerk in Berchtesgaden Wie kalt ist es? 12 Grad Was gibt es zu sehen? 650 Meter weit geht es mit der Grubenbahn raus aus der Hitze und tief in den Berg hinein, zunächst in die Salzkathedrale, die früher mit salzhaltigem Quellwasser gefüllt war, dann über eine Holzrutsche immer tiefer in den Stollen - so kürzten auch Bergleute den Weg ab. Ziel ist der Spiegelsee 130 Meter unter der Oberfläche, in dessen Wasser sich die Salzkristalle effektvoll spiegeln. Im Unterschied zu den meisten anderen Schaubergwerken ist das Salzbergwerk in Berchtesgaden immer noch in Betrieb: Seit mehr als 500 Jahren wird dort ununterbrochen Salz gefördert. Geöffnet ist es täglich, die Führung, bei der die Besucher stilechte Bergmannskleidung tragen, dauert etwa eine Stunde.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Kaltwassergeysir bei Andernach Wie kalt ist es? Erfrischend - solange der Geysir spritzt. Was gibt es zu sehen? Bis zu 60 Meter schießt das kalte Wasser in die Höhe, und das erfrischende Spektakel ist auch noch berechenbar: Acht Minuten dauert eine Eruption, bis zur nächsten sind knapp zwei Stunden Pause. Der höchste Kaltwassergeysir der Erde liegt auf einer Halbinsel im Rhein bei Andernach und funktioniert wie eine riesige Mineralwasserflasche, die kräftig geschüttelt wird: In einem 350 Meter tiefen Bohrloch sammelt sich Wasser, das mit Kohlendioxid vulkanischen Ursprungs angereichert ist. Überschüssiges Gas steigt nach oben, verdrängt das Wasser und reißt es schließlich mit sich in die Höhe. Der Brunnen entleert sich, eine Wasserfontäne spritzt nach oben - und der Kreislauf beginnt von vorn. Nur nachts hat der Geysir Pause, dann wird er aus Sicherheitsgründen mit einem Schieber verschlossen. In der Region brodelte und blubberte es früher an allen Ecken und Enden: Gerade einmal 10 000 Jahre liegen die letzten Vulkanausbrüche in der Eifel zurück. Die Krater sind an vielen Stellen noch sichtbar, Gase treten nach wie vor aus. Mehr über die vulkanische Vergangenheit der Region erfahren Besucher im Geysir-Zentrum Andernach, von dort aus geht es mit dem Schiff zum Geysir - immer rechtzeitig zur erfrischenden Fontäne.

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(Foto: REUTERS)

Bundesbank-Bunker in Cochem Wie kalt ist es? 12 Grad Was gibt es zu sehen? Jahrzehntelang lagerten hier Milliarden - und kaum jemand wusste davon: In der unterirdischen Bunkerfestung in Cochem an der Mosel hortete die Bundesbank bis 1988 eine Ersatzwährung, die bei einem Wertverlust der D-Mark durch eingeschleustes Falschgeld die deutsche Währung ersetzt hätte. Die Szenerie war filmreif: Zwei Wohnhäuser dienten als Tarnung für den Eingang, hinter Stahl-Tresortüren stapelten sich Geldsäcke und Geldkartons. 14 Tage lang hätten Bundesbankmitarbeiter in dem atomsicheren Bunker unter der Erde unabhängig von der Außenwelt leben und arbeiten können. Heute kann der Bunker besichtigt werden, von April bis Oktober gibt es täglich zwischen 11 und 15 Uhr Führungen durch die kühlen, unterirdischen Gänge.

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(Foto: dpa)

Partnachklamm und Höllentalklamm Wie kalt ist es? Kühl bis kalt. Und feucht. Was gibt es zu sehen? Wie mit einem riesigen Messer scheint die schmale Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen in den Fels geschnitten, dabei war es das Schmelzwasser des Schneeferner-Gletschers auf der Zugspitze, das durch das Reintal abfloss und den Fels immer tiefer aushöhlte. Wanderer können sich erst im Klammweg abkühlen, bevor sie zu Touren etwa ins Reintal oder auf das Kreuzeck weitergehen. In der 80 Meter tiefen und 700 Meter langen Klamm ist es angenehm frisch. Mal sind schmale Streifen vom Himmel zu sehen, mal erleuchten Sonnenstrahlen wie Scheinwerfer Wasser und Fels. Waldbäche stürzen als zarte Wasserfälle herab. Auf keinen Fall sollten wasserdichte Jacken vergessen werden, nicht immer schützen die Stollen und Durchgänge vor Nässe. 1912 wurde die Partnachklamm als Naturdenkmal erschlossen. Zuvor waren bereits abenteuerlustige Touristen auf Stegen durch die Klamm geklettert, die eigentlich Förstern und Holzarbeitern vorbehalten waren. Wer schon im Sommer begeistert ist von diesem wild-romantischen Einschnitt in den Bergfels, kommt im Winter wieder - die Partnachklamm ist eine der wenigen, die auch bei Eis und Schnee betreten werden kann. Nur im Sommer ist die Höllentalklamm zugänglich, im Winter wäre die Lawinengefahr zu groß. Höllisch heiß ist es hier bei Grainau unterhalb der Zugspitze zum Glück nicht, schließlich hat diese "Hölle" ihren Ursprung im Wort "höhlen". Einst wuschen Regen und Schmelzwasser im Hammersbach nach und nach eine Kalkschicht zwischen den Felsen aus. Nun ist der Einschnitt so tief, dass es selbst im Hochsommer kühl und feucht bleibt. Der einzige Haken an diesem erfrischenden Ausflug: Beim etwa einstündigen Aufstieg zur Klamm könnte einem warm werden - aber er führt im schattigen Wald am Bach entlang. Weitere "höllische" Reiseziele in Deutschland finden Sie hier.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Teufelshöhle bei Pottenstein Wie kalt ist es? 9 Grad Was gibt es zu sehen? Ein riesiges Loch im Fels, dahinter nur Finsternis - das konnte nur der Eingang zur Hölle sein. Teufelsloch hieß dieser Ort nahe der oberfränkischen Stadt Pottenstein deshalb schon vor Jahrhunderten im Volksmund. Dass sich dahinter eine der größten Tropfsteinhöhlen in Deutschland verbarg, entdeckte ein Geologe in den 1920er Jahren. Fast 3000 Meter ist die Höhle lang, mehrere große Hallen sind durch Stollen verbunden. Für Besucher zugänglich sind sie nur zum Teil, etwa 800 kühle Meter legt man bei einer Führung zurück. Von der Decke und aus dem Boden wachsen Tropfsteine, die ältesten wie der "Riese Goliath" werden auf 340 000 Jahre geschätzt - ein Tropfstein braucht seine Zeit, nämlich 13 Jahre pro Millimeter. Für eine zusätzliche Gänsehaut könnte das ausgestellte Höhlenbären-Skelett sorgen. Das Tier hat so allerdings nie existiert, sondern ist aus den zahlreichen Knochen verschiedener Bärengenerationen zusammengepuzzelt, die bei der Erschließung der Höhle gefunden wurden. Die Höhle ist von Ende März bis Anfang November täglich geöffnet, anschließend wird sie bis auf wenige Führungen geschlossen, damit die Fledermäuse, die dort leben, in Ruhe überwintern können. Auch im Sommer sind Fledermäuse in der Höhle heimisch, dann bleiben allerdings die Männchen unter sich - vielleicht haben sie es besonders gern kühl.

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(Foto: dpa)

Felsenkeller in Schwandorf Wie kalt ist es? 8 Grad Was gibt es zu sehen? Nach so viel Unterwelt sieht die oberpfälzische Kreisstadt Schwandorf gar nicht aus. Doch unter den Häusern erstreckt sich ein Labyrinth aus mindestens 130 Kellern, teils neben-, teils übereinander gelegen und mit Durchbrüchen miteinander verbunden. Alles begann vermutlich mit einem unterirdischen Steinbruch oder einem Stollen für die Eisenerzgewinnung. Im 16. Jahrhundert wurde in den Kellern Bier produziert: Die Temperatur war optimal für die kalte Gärung, aus dem Jahr 1549 ist ein Rezept überliefert. Später dienten die unterirdischen Räume als kühles Lager für Lebensmittel - und es schlug die Stunde der legendären Kellerdiebe: Sie gruben sich von Keller zu Keller, schlugen Durchbrüche in Felsen und Mauern. Ihren Spuren folgen auch die Führungen durch das Felsenkeller-Labyrinth.

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(Foto: dpa)

Hohle-Fels-Höhle bei Schelklingen Wie kalt ist es? 8 Grad Was gibt es zu sehen? Die 500 Quadratmeter große hallenförmige Höhle auf der Schwäbischen Alb ist nicht nur ein kühler Ort an heißen Sommertagen, sondern eine archäologische Sensation. Die "Venus vom Hohle Fels", eine 40 000 Jahre alte Frauenfigur aus Mammut-Elfenbein, wurde dort gefunden: die älteste bekannte Menschenfigur der Welt. Mehr als 50 figürliche Kunstobjekte entdeckten Forscher in dem Komplex aus sechs Karsthöhlen bei Blaubeuren, außerdem mehrere Flöten, die ältesten bisher bekannten Musikinstrumente - und damit Antworten auf die Frage, seit wann die Menschen künstlerisch tätig sind. Damals war es übrigens nicht nur in der Höhle beständig kühl, sondern auch draußen: Während der Würm-Kaltzeit lag die Temperatur im Jahresdurchschnitt um null Grad. Die Höhlen wurden 2017 in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen, die Hohle-Fels-Höhle ist von Mai bis Ende Oktober mittwochs bis sonntags geöffnet, samstags um 11 Uhr gibt es eine öffentliche Führung (während der Schulferien in Baden-Württemberg zusätzlich mittwochs um 15:15 Uhr). Hier erfahren Sie mehr über die Unesco-Welterbestätten in Deutschland.

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(Foto: dpa)

Feengrotten in Saalfeld Wie kalt ist es? 8 bis 10 Grad Celsius (Luftfeuchtigkeit etwa 98 Prozent) Was gibt es zu sehen? Die Grotten in Thüringen haben es schon ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft, allerdings nicht wegen Tiefkühlwerten, sondern als "farbenreichste Schaugrotte der Welt". Man darf sich jetzt aber keinen Untergrund in Regenbogenfarben vorstellen, zu sehen sind alle möglichen Braunschattierungen. In den Feengrotten, die tief unten im ehemaligen Alaunschieferbergwerk und heutigen Schaubergwerk "Jeremias Glück" liegen, sind mehr als 40 verschiedene Mineralien identifiziert worden - mit mindestens ebenso vielen Farbtönen und daher auch vielfarbigen Tropfsteinen. Wer das ganz besonders romantisch findet und selbst bei der Trauung einen kühlen Kopf bewahren will, kann in der großen Höhle - Verzeihung, im "Märchendom" - heiraten. Andere zieht es aus gesundheitlichen Gründen in den Heilstollen, nicht nur zum Abkühlen, sondern zum Durchatmen im reizfreien Klima.

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(Foto: dpa)

Berliner Unterwelten Wie kalt ist es? 9 bis 12 Grad Was gibt es zu sehen? In den meisten Städten steht der Untergrund für zwielichtige Machenschaften. In Berlin waren Tunnel und Kanäle immer auch Wege in die Freiheit. Der Verein "Berliner Unterwelten" erschließt seit 20 Jahren die Schächte, Tunnel und Gewölbe unter der Stadt und macht sie Besuchergruppen zugänglich. Die Touren, die teilweise von Zeitzeugen begleitet werden, führen beispielsweise durch beklemmende Luftschutzkeller direkt neben einem U-Bahnhof, zu Fluchttunneln an der Bernauer Straße oder durch Atomschutzanlagen - und erinnern an kalte Zeiten, die nichts mit der Außentemperatur zu tun hatten. Hier lesen Sie eine Reportage über eine Tour durch die Berliner Unterwelt.

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(Foto: Gemeinde Altenberge)

Eiskeller in Altenberge Wie kalt ist es? 12 Grad Was gibt es zu sehen? Der kleine Ort im Münsterland birgt in seiner Tiefe einen der größten unterirdischen Kühlschränke Europas. Der Eiskeller einer ehemaligen Brauerei wurde im 19. Jahrhundert über drei Etagen angelegt, mächtige Ziegelbögen und -mauern schaffen eine eindrucksvolle Atmosphäre, die auch schon als Drehort genutzt wurde. Die Eisvorräte der Brauererei lagerten dort, außerdem die Bierfässer zur Gärung und Reife. Durch ein Loch in der Decke wurden die Eisbrocken in den Keller geschüttet, die man im Winter auf überfluteten Wiesen "erntete". Heute überwintern in den Gewölben bedrohte Fledermausarten. Besichtigt werden kann der Keller von Mai bis September am Wochenende, das Museum "Eisscholle" informiert über die Geschichte des Baus.

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(Foto: dpa)

Walchensee Wie kalt ist es? Im Wasser um die 20 Grad. Was gibt es zu sehen? 190 Meter sind es an der tiefsten Stelle bis zum Grund - so schnell wärmt sich der oberbayerische Walchensee, nach dem Bodensee der zweittiefste See in Deutschland, nicht auf. Die 20-Grad-Marke wird kaum überschritten, doch bei mehr als 30 Grad Außentemperatur bringt selbst das noch spürbar Abkühlung. Auch fürs Auge erfrischend ist die Farbe des Sees, ein leuchtendes, glasklares und fast karibisches Türkisgrün, das man sich am liebsten in Eiswürfel gefrieren würde. Am Ufer gibt es kaum Bebauung - und dadurch viele Möglichkeiten, ins Wasser zu gehen.

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