Zypern:Scharfe Kritik nach Erdoğan-Besuch

Lesezeit: 1 min

Eine Militärparade während des Besuchs von Erdoan am Dienstag. (Foto: Birol Bebek/AFP)

Im Norden der geteilten Insel Zypern hat der türkische Präsident eine Wiedereröffnung der militärisch gesperrten Stadt Varosha angekündigt. Berlin, London und Washington protestieren.

Von Tobias Zick, München

Der UN-Sicherheitsrat hat das Vorgehen der Türkei im Zypern-Konflikt verurteilt. Das Gremium einigte sich am Freitag auf eine gemeinsame Stellungnahme, in der es heißt, dass "jeder Versuch, einen Teil von Varosha durch andere Personen als seine Einwohner zu besiedeln", unzulässig sei. Es dürften keine Handlungen durchgeführt werden, die UN-Resolutionen widersprechen.

Am Dienstag war der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zum Jahrestag der türkischen Invasion vor 47 Jahren im Norden der geteilten Insel eingetroffen und hatte angekündigt, mehrere Schritte einzuleiten, um die Stadt Varosha wieder zu besiedeln. Diese liegt seit 1974 in einer militärischen Sperrzone; die frühere griechische Bevölkerung hatte damals flüchten müssen. Varosha gilt als Schlüsselort für Verhandlungen um eine mögliche Wiedervereinigung der geteilten Insel. Laut einer Resolution des UN-Sicherheitsrats soll die Stadt unter Verwaltung der Vereinten Nationen gestellt werden und darf nur unter deren Mandat wiederbesiedelt werden.

Schon im November vergangenen Jahres hatten die türkisch-zyprischen Behörden einen Teil der Stadt für Tagesbesucher geöffnet, was bereits massive Proteste aus der internationalen Gemeinschaft auslöste. So verabschiedete das EU-Parlament mit großer Mehrheit eine Resolution, die das Vorgehen der nordzyprischen Behörden in Varosha als Verstoß gegen UN-Resolutionen verurteilte. Doch der mit Erdoğans massiver Unterstützung ins Amt gewählte Präsident der nur von Ankara international als Staat anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, Ersin Tatar, betont weiterhin bei allen möglichen Gelegenheiten, dass für ihn allein eine "Zweistaatenlösung" in Frage komme. Sein Vorgänger hatte sich noch deutlich offener gezeigt für die Perspektive einer Föderation aus zwei Bundesstaaten, wie sie die UN-Resolutionen anstreben. Doch Tatar weiß sich des Rückhalts aus Ankara sicher. "In Maras" - so heißt Varosha auf Türkisch - werde "eine neue Ära beginnen, von der alle profitieren", sagte Erdoğan am Dienstag vor Ort.

Daraufhin sah sich Angela Merkel wieder einmal genötigt, öffentlich eine Verschlechterung der Lage im östlichen Mittelmeer zu beklagen. Man habe ja bei der Arbeit am türkisch-griechischen Verhältnis einiges erreicht, sagte die Bundeskanzlerin am Donnerstag: etwa im Streit zwischen den beiden Nato-Mitgliedstaaten um den Zugriff auf Erdgasreserven unter dem Meeresboden. Das werde nun wieder dadurch erschwert, "dass gerade mit Blick auf Zypern der türkische Präsident abweichend von den UN-Resolutionen ausschließlich auf eine Zweistaaten-Lösung setzt", so Merkel. Man dürfe sich von solchen Rückschlägen aber auch nicht entmutigen lassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: