Gastronomie:Mit der Wasser-Flatrate durch den Abend

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Die Wasserpreise sorgen immer wieder für Unmut bei Gästen. (Foto: seewhatmitchsee/ Alamy/mauritius images)

Warum Wasser in Gaststätten und auf Festplätzen so teuer ist und wie Wirte und Wirtinnen dem Unmut darüber begegnen.

Von Franz Kotteder

Nulltarif auf der Wiesn? Eigentlich ist das Oktoberfest ja eher bekannt für hohe Getränkepreise - was die Mass Bier kostet, ist jedes Jahr wieder ein Aufreger. Diesmal ist man in den meisten Zelten mit 14,50 Euro für den Liter dabei, und auch die Durchschnittspreise für Limonade (11,17 Euro/Liter) und Tafelwasser (10,04 Euro) sind happig. Deshalb fordern die vier großen Rathausfraktionen in seltener Einmütigkeit nun, die Stadtwerke sollten auf dem Festgelände Zapfstellen für kostenloses Trinkwasser installieren. Für jene, die sich sonst die Wiesn kaum leisten könnten.

Über hohe Preise für Wasser in Festzelten und Restaurants ärgert man sich auch im Rest der Republik. "Mineralwasser hat sich in der Hamburger Gastronomie - zumindest teilweise - zu einem Luxusgut entwickelt", klagte das Hamburger Abendblatt neulich, für eine 0,75-Liter-Flasche der Marke San Pellegrino würde in den besseren Restaurants der Stadt locker mal zwischen elf und 13 Euro verlangt. Auch andere Wässer, die nicht wie San Pellegrino zum multinationalen Nestlé-Konzern gehörten, seien kaum günstiger.

Tatsächlich ist das nahezu in der ganzen Republik so. Das war dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schon vor zwei Wochen sauer aufgestoßen. Zehn Euro für eine Flasche Wasser? "Ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen", rüffelte er die Münchner Innenstadtwirte bei deren Sommerfest, "überdenkt das mal!"

Haben die wie alle anderen Gastronomen allerdings längst gemacht. Den Wareneinsatz - die Ausgaben für Speisen und Getränke, die der Wirt hat - setzen sie meist mit 20 bis 25 Prozent der Gesamtausgaben an. Die Getränke schlagen dabei regional recht unterschiedlich zu Buche. In Bayern sind zum Beispiel viele Gaststätten an eine Brauerei gebunden, die den Bierpreis diktieren kann. Allzu viel kann der Wirt da nicht draufschlagen. Dafür hat er Spielraum beim Wein, der in München nicht selten mit dem Faktor fünf auf den Einkaufspreis serviert wird. Und beim Wasser. Bei Limonade ist es schwieriger, weil das häufig für Kinder bestellt wird. Im Rheinland ist die Sache übrigens wieder anders, weil dort mehr Wein als Bier konsumiert wird.

Weil die Wasserpreise aber immer wieder für Unmut bei den Gästen sorgen, setzen manche Restaurants inzwischen auf Zapfanlagen, die normales Leitungswasser filtern, mineralisieren und mit Kohlensäure versetzen. Das neu eröffnete Hamburger Edelrestaurant "Grill Royal" verlangt dafür pro Person und Service fünf Euro. Bei der Eppendorfer Promi-Köchin Cornelia Poletto, die mit einem ähnlichen System arbeitet, macht das neun Euro für den Gast. Dafür kann er so viel Wasser trinken, wie in ihn hineingeht.

Ganz neu ist das Flatrate-Modell aber auch nicht. Der Chefkoch und Geschäftsführer des Münchner Restaurants "Broeding", Manuel Reheis, hat bereits 2014 auf Trinkwasser aus der Zapfanlage umgestellt, Wasser mit und ohne Kohlensäure ist in seinem Lokal im Menüpreis inbegriffen: "Die Kosten legen wir eben aufs Menü und die anderen Getränke um."

Auf dem Oktoberfest dürften die kostenlosen Wasserstellen übrigens nicht zu größeren Verwerfungen führen, vermutet Dieter Reiter: "Man hört, dass die Leute eher nicht zum Wassertrinken dorthin gehen."

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