Wahl in Nordrhein-Westfalen:Das sind die Spitzenkandidaten in NRW

Ein "Sheriff", eine altgediente Ministerpräsidentin und ein Pirat auf Abschiedstour: Wer in Nordrhein-Westfalen zur Wahl steht.

Von Benedikt Peters, Düsseldorf

Hannelore Kraft (SPD)

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(Foto: dpa)

Seit dem 14. Juli 2010 ist Hannelore Kraft Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen. Kraft ist keine typische Parteisoldatin, sie trat erst mit Mitte 30 in die SPD ein und wurde mit 38 Jahren Landtagsabgeordnete. 2001 wurde die gelernte Bankkauffrau und Diplom-Ökonomin Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, 2005 wurde sie Oppositionsführerin. Als Ministerpräsidentin regiert sie mit den Grünen.

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(Foto: dpa)

Da sie die Macht im SPD-Stammland nach einer herben Schlappe von der CDU zurückholte, galt sie zwischenzeitlich sogar als mögliche Kanzlerkandidatin. Derartigen Spekulationen erteilte sie aber 2013 eine Absage: "Ich werde nie, nie als Kanzlerkandidatin antreten. Ich bleibe in Nordrhein-Westfalen." Ihre Verbundenheit mit NRW zeigt die gebürtige Mühlheimerin auch privat. Zum Beispiel, wenn sie am Kölner Rosenmontagszug teilnimmt, wie hier 2017. Sie ist unter anderem Mitglied in der Karnevalsgesellschaft "Blomekörfge" (auf hochdeutsch: Blumenkörbchen).

Armin Laschet (CDU)

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(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Krafts größter Herausforderer ist Armin Laschet. Der gelernte Jurist und Journalist stammt aus Aachen. Noch als Jugendlicher trat er 1979 in die CDU ein. Laschet war Bundestags- und Europaabgeordneter, bevor Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ihn 2005 als Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration in sein Kabinett holte. 2012 wurde er Landeschef der CDU.

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(Foto: dpa/dpaweb)

Früher gehörte Laschet zu den "jungen Wilden" seiner Partei, als Teil der sogenannten "Pizza-Connection" lotete er sogar Gemeinsamkeiten mit den Grünen aus. Nun, im Wahlkampf, legt er hingegen den Fokus auf das klassische CDU-Thema der Inneren Sicherheit. Die Rheinische Post taufte ihn schon "Sheriff Laschet".

Christian Lindner (FDP)

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(Foto: dpa)

Christian Lindner hat einen besonderen Bezug zu Nordrhein-Westfalen, und das nicht nur, weil er in Wermelskirchen im Bergischen Land aufwuchs. Der FDP-Chef und Spitzenkandidat der Liberalen bei der Landtagswahl hat hier auch seinen wahrscheinlich größten Erfolg gefeiert. 2012 führte Lindner die FDP in den Landtagswahlkampf. Die Lage schien aussichtslos, die Partei kam in den Umfragen auf drei Prozent. Bei der NRW-Wahl holte Lindner dann 8,6 Prozent. Das ebnete ihm den Weg an die Spitze der Partei.

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(Foto: dpa)

Lindner ist schon mit 14 Jahren in die FDP eingetreten. "Die Grünen waren mir zu pessimistisch, die CDU zu spießig und die SPD einfach nur gleichmacherisch", hat er einmal gesagt. Mit 19 saß er schon im Landesvorstand, mit 21 war er der bis dahin jüngste NRW-Landtagsabgeordnete in der Geschichte. 2009 wurde er Generalsekretär der Partei, 2011 trat er überraschend zurück - nur um daraufhin im Landtagswahlkampf sein Comeback zu geben. Bei der anstehenden Wahl wiederholt sich die Geschichte: Lindner ist Hoffnungsträger für die FDP in schwierigen Zeiten.

Sylvia Löhrmann (Grüne)

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(Foto: dpa)

Sylvia Löhrmann geht für die Grünen ins Rennen. Löhrmann ist seit 2010 stellvertretende Ministerpräsidentin und Bildungsministerin der rot-grünen Regierungskoalition. Sie arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1995 in die Politik ging und Abgeordnete wurde. Als Ministerin kämpfte sie gegen das dreigliedrige Schulsystem, was schließlich zur Schaffung sogenannter "Sekundarschulen" führte, einer Alternative zu Gymnasium, Real- und Hauptschule, in der Schüler länger gemeinsam lernen. Ursprünglich wollte Löhrmann diese drei Schulformen sogar in einer Gemeinschaftsschule aufgehen lassen, konnte dies aber nicht durchsetzen.

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(Foto: dpa)

Löhrmann wurde in Essen geboren, wo sie im Stadtteil Bergeborbeck in einer Küsterwohnung aufwuchs. Sie stammt aus einer konservativen, strenggläubigen Familie. Ihre politische Heimat aber fand sie bei den Grünen.

Özlem Demirel (Die Linke)

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(Foto: dpa)

Die NRW-Linke geht mit einer Doppelspitze ins Rennen. Der eine Teil dieser Spitze ist Özlem Demirel. Die 33-Jährige floh als Kleinkind mit ihren Eltern aus der Türkei, weil ihr Vater politisch verfolgt wurde. In Bonn studierte sie Politik und zog später für die PDS in den Stadtrat von Köln ein. Später wurde sie Abgeordnete und parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im NRW-Landtag - bis die Partei 2012 aus dem Parlament flog. Inzwischen ist sie Landessprecherin.

Christian Leye (Die Linke)

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(Foto: dpa)

Demirels Partner in der Doppelspitze ist Christian Leye. Seit Juni 2016 ist er Sprecher der NRW-Linken. Bisher wirkte er eher im Hintergrund - als Mitarbeiter im Wahlkreisbüro der Linken-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Sahra Wagenknecht. Leye ist Politologe und Volkswirt. Den Wahlkampf will die Linke nach eigener Aussage dazu nutzen, um Ministerpräsidentin Hannelore Kraft Druck zu machen. Anders als in der Vergangenheit gilt eine rot-rot-grüne Koalition nicht von vorneherein als völlig illusorisch. Andererseits tut sich Kraft nach wie vor mit den Linken schwer.

Marcus Pretzell (AfD)

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(Foto: dpa)

Das ist der Mann, der die AfD in den NRW-Wahlkampf führt. Marcus Pretzell stammt aus Rinteln in Niedersachsen. In Heidelberg studierte er Jura und arbeitete später als Rechtsanwalt in Bielefeld. Früher war Pretzell FDP-Mitglied, 2013 ging er zur AfD.

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(Foto: dpa)

Seit Dezember 2016 ist Pretzell mit Frauke Petry verheiratet, der Parteichefin der AfD. Die beiden irritierten mehrfach mit rechtspopulistischen Äußerungen. Pretzell bezeichnete etwa den Gebrauch von Schusswaffen als letztes Mittel bei einem unerlaubten Grenzübertritt von Flüchtlingen als gerechtfertigt. Der 43-Jährige sitzt für die AfD im Europaparlament. Dort wurde er aus der rechtspopulistischen Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer ausgeschlossen. Daraufhin wurde er Mitglied der ins Rechtsextreme tendierenden Fraktion "Europa der Nationen und der Freiheit", in der etwa auch der französische Front National vertreten ist.

Michele Marsching (Piraten)

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(Foto: dpa)

Unter den Spitzenkandidaten zuletzt zu nennen ist Michele Marsching. Das gilt auch für die Umfragewerte. Der Software-Entwickler zieht für die Piratenpartei ins Rennen, die in den Umfragen auf Werte von maximal ein bis zwei Prozent kommt. Bei der Landtagswahl 2012 hatte sie noch 7,8 Prozent erhalten, konnte aber im politischen Betrieb nicht überzeugen. Sie ist inzwischen aus einer Reihe von Landtagen geflogen. Mit der Wahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai dürfte sie sich auch aus dem letzen Parlament verabschieden.

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