Versuchter Airbus-Anschlag:Jagd auf den Komplizen

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Eleganter Terrorhelfer: Die Polizei sucht nach dem Beinahe-Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug einen möglichen Komplizen des Attentäters. Der etwa 50-Jährige soll groß und gut gekleidet gewesen sein.

Eine neue Spur bei den Ermittlungen zu der Beinahe-Katastrophe von Detroit: Nach dem vereitelten Anschlag auf ein in Amsterdam gestartetes US-Passagierflugzeug prüfen die Ermittler, ob der mutmaßliche Täter einen Komplizen hatte. Die niederländische Militärpolizei gehe derzeit Angaben von Mitreisenden nach, wonach der gescheiterte nigerianische Selbstmordattentäter Umar Faruk Abdulmutallab vor dem Abflug auf dem Amsterdamer Flughafen mit einem anderen Mann gesehen wurde, sagte ein Sprecher.

Mitreisende wollen Abdulmutallab vor dem Abflug am Amsterdamer Flughafen mit einem anderen Mann gesehen haben. Der große, etwa 50 Jahre alte Mann sei gut gekleidet gewesen. (Foto: Foto: AFP)

Es habe sich um einen großen, gut gekleideten etwa 50-Jährigen gehandelt. Er habe sich auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol dafür eingesetzt, dass der Attentäter auch ohne Pass an Bord der Maschine der Northwest Airlines nach Detroit gelassen werde.

Die Militärpolizei hatte erklärt, Abdulmutallab sei nach seiner Ankunft aus dem nigerianischen Lagos nicht durch die Passkontrolle gegangen. Dennoch sei es unwahrscheinlich, dass er vor dem Einstieg in das Flugzeug in die USA nicht an einer anderen Stelle kontrolliert worden sei.

Sicherheitscheck ohne Passkontrolle?

Niederländische Behörden hatten zuvor mitgeteilt, dass der Nigerianer vor dem Flug in die USA durch eine Sicherheitskontrolle gegangen sei, ohne dass an seinem Körper versteckter Sprengstoff entdeckt wurde.

"Bei der Sicherheitskontrolle wurden keine Unregelmäßigkeiten festgestellt, obwohl sie gemäß der Vorschriften durchgeführt wurde", sagte ein Sprecher des Büros für die Koordinierung des Terrorismusbekämpfung. Allerdings seien die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Abdulmutallab sagte aus, der Sprengstoff sei in seine Unterwäsche eingenäht gewesen.

Der 23-Jährige hatte am ersten Weihnachtsfeiertag ein hochexplosives Pulver in die Maschine gebracht, das er kurz vor der Landung zur Explosion bringen wollte. Passagiere konnten den Mann jedoch überwältigen. Nach der Behandlung seiner Brandverletzungen wurde Abdulmutallab in ein US-Bundesgefängnis verlegt. Ein weiterer Zwischenfall an Bord eines Flugzeugs mit Ziel Detroit erwies sich am Sonntag als Fehlalarm.

Fromm und frauenscheu

Indessen haben Bekannte Abdulmutallab als frommen Einzelgänger beschrieben. Er habe oft über Religion in Alltagssituationen und über moralische Fragen gesprochen, nicht aber über Politik, sagte ein Jugendfreund der nigerianischen Zeitung Daily Trust.

Ein Schulfreund beschrieb ihn als einen zurückgezogen lebenden jungen Mann, der nur wenig Freunde hatte und Frauen nicht einmal zur Begrüßung die Hand geben wollte. Ein anderer Freund schilderte, der Sohn eines ehemaligen Ministers und Bankchefs habe viele religiöse Bücher gekauft.

Lob für Abdulmutallabs Vater

Abdulmutallab hatte Nigeria Anfang des Jahres verlassen, um in Dubai einen Hochschulabschluss zu erwerben. Vor zwei Monaten reiste er nach Jemen - angeblich, um seine Arabischkenntnisse zu verbessern. Doch unmittelbar nach seiner Ankunft brach er alle Kontakte zu seiner Familie ab.

Sein Vater hatte angeblich die US-Behörden gewarnt, weil er sich über den zunehmenden religiösen Extremismus seines Sohnes sorgte. In nigerianischen Medien wurde diese Warnung am Montag als mutig gelobt.

© Reuters/dpa/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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