US-Wahlkampf:Anrufe von falschem Biden schüren Angst vor KI-Manipulationen

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Das ist der echte Joe Biden, Präsident der USA, bei einem Telefonat im Dezember 2021. Bürger in New Hampshire erhielten am Wochenende Anrufe von einem falschen Biden. (Foto: Adam Schultz/AP)

Vor den Vorwahlen in New Hampshire werden demokratische Wähler per Telefon dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben - von einer Stimme, die wie der US-Präsident klingt. Die ist aber offenkundig gefälscht. Nun ermittelt der Generalstaatsanwalt.

Offenkundig fingierte Anrufe von US-Präsident Joe Biden verstärken die Sorge vor Manipulationen mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) im Kampf um das Weiße Haus. Eine Stimme, die der von Biden zum Verwechseln ähnlich klingt, soll Demokraten in New Hampshire dazu aufgerufen haben, nicht an den Vorwahlen in dem US-Bundesstaat teilzunehmen. "Es ist wichtig, dass Sie Ihre Stimme für die Wahlen im November aufheben", hieß es in dem automatisierten Anruf. An diesem Dienstag abzustimmen, ermögliche es "den Republikanern nur, Donald Trump erneut zu wählen". Die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates teilte mit, sie untersuche einen offensichtlich "unrechtmäßigen Versuch, die Präsidentschaftsvorwahlen in New Hampshire zu stören" und Wählerstimmen zu unterdrücken.

Bidens Wahlkampfmanagerin Julie Chávez Rodriguez sagte, der Anruf sei eine "Desinformation" und ein Versuch, die Stimmabgabe zu unterdrücken. Denn der falsche Anrufer suggeriert, wer an diesem Dienstag an der Vorwahl teilnehme, dürfe nicht mehr im November bei der Präsidenten- und der Parlamentswahl abstimmen - was falsch ist. Die Fake-Anrufe waren offenbar nur für potenzielle Wähler Joe Bidens gedacht.

Experten warnen, Robocalls eigneten sich besonders gut für Manipulationen

Wegen eines parteiinternen Streits über die Termine steht Biden zwar nicht auf den Stimmzetteln in New Hampshire, kann aber per Hand nachgetragen werden und dürfte bei den Demokraten als Sieger hervorgehen. Angesichts der schwachen Umfragewerte für den 81-jährigen Präsidenten wird die Unterstützung für Bidens Einschreibekampagne genau beobachtet, obwohl die Ergebnisse keinen Einfluss auf den Nominierungswettbewerb der Demokraten haben.

Derartige Robocalls sind ein gängiges Mittel in Wahlkämpfen in den USA. Bei diesen Anrufen nun, die laut Medienberichten am Wochenende in großer Zahl getätigt wurden, wurde wohl nicht nur die Stimme gefälscht, sondern auch die Rufnummer des Absenders. So schienen sie von der Schatzmeisterin eines politischen Komitees zu kommen, das sich für Bidens Wiederwahl einsetzt. Experten und die Software-Branche warnen davor, dass künstliche Intelligenz dazu missbraucht werden könnte, Wahlen zu manipulieren.

Software auf KI-Basis kann mithilfe von Tonaufnahmen darauf trainiert werden, beliebige Sätze mit der Stimme einer speziellen Person zu sprechen. Robocalls seien ein attraktives Ziel für solche Manipulationen, da sie schwer zu überwachen seien, sagte der amerikanische Politikexperte Ian Bremmer im US-Sender CNBC. Auch online sei es relativ einfach, mithilfe einer "Armee aus Bots" falsche Informationen an viele Leute zu verteilen, warnte er. Befürchtungen gibt es auch rund um die Möglichkeit, mithilfe von Software gezielt Bilder - und inzwischen auch kurze Videos - mit beliebigen Inhalten zu erzeugen. Bisher sieht man den künstlich generierten Aufnahmen oft Fehler an, doch die Technologie wird schnell immer besser.

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