US-Wahlkampf:Melania Trump: "Das war Jungs-Gerede"

Lesezeit: 4 min

Melania Trump im TV-Interview mit Anderson Cooper von CNN. Das Gespräch fand im Trump Tower in New York statt. (Foto: REUTERS)
  • Melania Trump tritt erstmals nach der Veröffentlichung des "Pussygate"-Videos in TV-Interviews auf.
  • Die Aussagen ihres Ehemannes seien eine "unangemessene Sprache", aber vor allem "Jungs-Gerede" gewesen. Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Übergriffen bezeichnet sie als "Lügen".
  • In Hillary Clintons E-Mail-Affäre wittern die Republikanern nach neu veröffentlichten Dokumenten Absprachen zwischen FBI und Außenministerium.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Melania Trump ist eine ungewöhnliche Erscheinung im Wahlkampf: Anders als unter möglichen First Ladies üblich, tritt sie nur selten auf, um ihren Ehemann zu unterstützen.

Seit der Veröffentlichung eines Videos, in dem Donald Trump problematische Aussagen über Frauen und sexuelle Übergriffe traf, hatte sie sich nur in Pressemitteilungen zu Wort gemeldet.

Am Montag nun trat die 46-Jährige vor die TV-Kameras von Fox News und CNN. "Nichts überrascht mich, mein Mann möchte Präsident werden", erklärte sie CNN-Moderator Anderson Cooper auf die jüngsten Veröffentlichungen angesprochen. Die Presse sei unehrlich und lüge, die Gegenseite - eine Fusion aus Mainstream-Medien und dem Team von Hillary Clinton - wolle die Kampagne beschädigen.

"Ich habe meinem Mann gesagt, dass die Sprache nicht angemessen gewesen ist", sagte sie zum Inhalt des Videos. Sie frage sich jedoch, ob Donald Trump und Billy Bush sich bewusst gewesen seien, dass man ihr Gespräch über die Mikrofone habe hören können. Trump sei von Bush angestachelt worden (NBC trennte sich am Montag endgültig von dem Moderator).

"Mein Ehemann ist ein Gentleman"

"Das war vor vielen Jahren, das ist nicht der Mann, den ich kenne", so Melania, die zum Zeitpunkt der Aufnahme frisch mit ihm verheiratet war. "Mein Ehemann ist ein Gentleman." Die 46-Jährige klassifizierte das Gespräch als "Jungs-Gerede. Jungs wollen angeben." Manchmal sage sie, sie habe zwei Jungs zu Hause: ihren kleinen Sohn und ihren Ehemann.

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Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Kandidaten der Republikaner wies sie zurück: "Diese Leute kommen jetzt hervor und verbreiten Lügen. Sie haben keine Fakten." Viele Frauen würden Donald Trump ihre Telefonnummern in die Hand drücken und andere "unangemessene Dinge" tun, obwohl sie wüssten, dass er verheiratet sei.

Ähnlich äußerte sich Melania Trump ersten Ausschnitten zufolge auch bei Fox News, wo ein Interview am Dienstag in voller Länge ausgestrahlt wird. Dort erklärte sie auf Nachfrage von Moderatorin Ainsley Earhardt, ob es in Ordnung sei, nun die Vorwürfe gegen Bill Clinton wieder zu thematisieren: "Sie haben es so gewollt. Sie haben angefangen."

Die Trump-Kampagne wirft Hillary Clinton vor, ihren Ehemann gegen Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens verteidigt und damit zur Mithelferin geworden zu sein.

E-Mail-Affäre: Neue Vorwürfe gegen das Außenministerium

Die ehemalige First Lady bereitet sich derzeit in einem Hotel im Bundesstaat New York auf die nächste TV-Debatte vor. Sie darf auch am Mittwoch in Las Vegas mit Fragen über die E-Mail-Affäre rechnen. Am Montag veröffentlichte das FBI weitere 100 Seiten von Aussagen seiner Mitarbeiter rund um die Ermittlungen zur Nutzung privater E-Mail-Server der damaligen Außenministerin.

Dort erklärt ein ehemaliger FBI-Mitarbeiter, dass der ranghohe Außenamts-Beamte Patrick Kennedy die Polizeibehörde unter Druck gesetzt habe, eine von einem FBI-Mitarbeiter an Clinton gesendete E-Mail im Nachhinein als nicht geheim einzustufen. In der Kontroverse um die E-Mails geht es auch darum, ob und wie viel als geheim klassifiziertes Material der USA über einen privaten Server lief.

Brisant ist, dass demnach Kennedy ein Quidproquo in der Frage der Klassifizierung ins Spiel gebracht habe, wonach das Außenministerium im Gegenzug darüber beraten würde, die Stationierung von zusätzlichen FBI-Agenten im Irak zu erlauben.

Sowohl FBI als auch Außenministerium betonen in Stellungnahmen, dass der Deal nicht zustande kam und an der Einstufung nichts geändert wurde. Das Außenministerium erklärte zudem, dass der Vorschlag - anders als von dem Mitarbeiter im Protokoll angegeben - vom FBI ausgegangen sei und nur zufällig im gleichen Gespräch erwähnt wurde.

Die Clinton-Kampagne versuchte, die Diskussion als bürokratische Debatte darzustellen, die "nicht unüblich zwischen Regierungseinrichtungen" sei (und mit der Hillary Clinton persönlich nichts zu tun hatte). Die Republikaner hingegen üben heftige Kritik und sehen - Zitat Donald Trump - "Korruption auf höchster Ebene" am Werk.

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Was sonst am Montag passierte:

  • Trumps Gerede vom "Wahlbetrug" hat Folgen: "Natürlich gibt es Wahlbetrug auf großer Ebene am und vor dem Wahltag", twitterte der Kandidat der Republikaner am Montag. Obwohl jegliche Beweise fehlen, hat Trump solche Mutmaßungen zum Kernthema seiner Kampagne gemacht. Das bleibt nicht ohne Folgen: Einer Politico-Umfrage unter registrierten Wählern zufolge fürchten 73 Prozent der Republikaner, dass die Konservativen die Wahl durch Manipulation verlieren könnten. Harry Reid und Nancy Pelosi, die beiden ranghöchsten Demokraten im Kongress, forderten Washingtons Chef-Republikaner Paul Ryan auf, sich offen gegen Trumps Manipulationsvorwürfe zu stellen. Die Parteiführung hält sich bei diesem Thema zurück.
  • Clintons Kampagne zielt auf Arizona: Das Wahlkampfteam der Demokratin hat angekündigt, zwei Millionen Dollar im traditionell konservativen Arizona auszugeben. Die Demokratin hofft, den Republikanern den Staat mit einer starker Wahlbeteiligung hispanischer US-Amerikaner abnehmen zu können. Am Donnerstag wird First Lady Michelle Obama in Phoenix auftreten.
  • Umfragen sehen Clinton deutlich vorn: Der Wahrscheinlichkeitsrechnung des New York Times-Blogs "The Upshot" zufolge liegt Clintons Siegchance inzwischen bei 90 Prozent. Den Durchschnittswerten der Umfragen nach berechnet würde Hillary Clinton im Moment mit 323 zu 215 Wahlmännern gewinnen. Die Demokratin liegt in fast allen Swing States vorne, in Florida allerdings innerhalb der statistischen Schwankungsmarke. In Ohio liegen Clinton und Trump gleichauf.
  • McCain deutet Blockade von Clinton-Richtern an: Der republikanische Senator John McCain hat angekündigt, dass die Republikaner keinen von Hillary Clinton nominierten Supreme-Court-Richter bestätigen würden. Er verspreche hier "Einigkeit", erklärte McCain in einer Radiosendung. Später schwächte eine Sprecherin die Aussage ab - er werde anhand des Lebenslaufs entscheiden. Die Republikaner im Senat weigern sich derzeit, Präsident Obamas Vorschlag für den vakanten Platz am Supreme Court überhaupt zu beraten. Die Wahl könnte allerdings eine Änderung der Senatsmehrheit bringen.
  • Assange ohne Internet: Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach Angaben seiner Organisation seit Samstag ohne Internet-Anschluss. In einem Tweet beschuldigt Wikileaks dessen Gastgeber Ecuador, den Zugang in der Londoner Botschaft gekappt zu haben, nachdem Wikileaks E-Mails mit Clintons Goldman-Sachs-Reden veröffentlicht hatte (alles zu den Clinton-Mails aus dem Wikileaks-Fundus hier).
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