Krieg in der Ukraine:Nach Austausch des Oberbefehlshabers: Selenskij baut Militär weiter um

Der ukrainische Präsident ernennt zwei neue Stellvertreter für Generaloberst Syrskyj, dabei überspringt er offenbar ranghohe Generäle. Moskau kündigt den Pachtvertrag für die ukrainische Botschaft.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine .

Wichtige Updates

Ukraine: Rot-Kreuz-Mitarbeiter durch russische Geschosse getötet

Seegefecht auf dem Schwarzen Meer - russischer Jet getroffen

MAD-Bericht: Russland spioniert verstärkt in Deutschland

Ukraine meldet mehr als fünf Dutzend Angriffe aus der Luft

USA prüfen Lockerung von Waffenbeschränkungen - Biden und Starmer wollen sich beraten

Kassian Stroh
Kassian Stroh

Russische Gegenangriffe in der Grenzregion Kursk

Vor fünf Wochen ist die ukrainische Armee in die russische Region Kursk einmarschiert und seitdem an manchen Stellen bis zu 20 Kilometer weit vorgedrungen. Nun gibt es Anzeichen dafür, dass Russland in größerem Umfang Gegenangriffe startet. Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken und im Internet, die inzwischen geolokalisiert wurden, zeigen, wie russische Einheiten in den vergangenen Tagen bei Snagost und Schurawli vorgerückt sind und Stellungen erobert haben. Beides sind Siedlungen in der Nähe der Stadt Korenewo, die am westlichen Rand des Gebiets liegt, das die Ukraine seit Anfang August besetzt hat.

Manche russische Quellen behaupten, dass Snagost sogar ganz zurückerobert worden sei, wofür es bislang aber keinen Beleg gibt. Der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat schrieb am Mittwoch auf seinem Telegramkanal, die Ukraine sei aus beinahe zehn Ortschaften vertrieben worden, was nicht verifiziert ist. Zugleich berichten ukrainische Quellen, dass die Ukraine westlich von Snahost ihrerseits Angriffe auf die vorrückenden russischen Truppen gestartet habe.

Angesichts der dürftigen Informationen ist die genaue Lage in der Gegend unklar - genauso wie Ausmaß und mögliche Erfolgsaussichten der russischen Gegenangriffe, wie die Analysten des US-amerikanischen Institute for the Study of War schreiben. "Es ist verfrüht, Schlüsse über Russlands neue Gegenangriffe zu ziehen." Es gebe aber Hinweise darauf, dass die russische Armee inzwischen kampferprobte Einheiten nach Kursk verlegt habe. Und dass die aktuellen Angriffe zum Ziel hätten, taktisch günstige Positionen zu besetzen und ukrainische Nachschublinien zu attackieren, um später eine größere Gegenoffensive zu starten gegen die ukrainische Armee, die derzeit vor allem nördlich von Korenewo sowie im Osten des von ihr besetzten Gebiets operiert.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Ukraine: Rot-Kreuz-Mitarbeiter durch russische Geschosse getötet

Durch russischen Beschuss sind nach Angaben der Ukraine drei Mitarbeiter des Roten Kreuzes getötet worden. Der Vorfall habe sich in einem Dorf in der umkämpften Region Donezk ereignet, teilt die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft auf Telegram mit. Zwei weitere Mitarbeiter seien in ein Krankenhaus gebracht worden, einer davon befinde sich in kritischem Zustand. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij teilt auf der Plattform X ein Foto eines brennenden Rot-Kreuz-Lastwagens. "Ein weiteres russisches Kriegsverbrechen", schreibt er dazu.
Dimitri Taube

Seegefecht auf dem Schwarzen Meer - russischer Jet getroffen

Die Ukraine und Russland haben sich nach übereinstimmenden Berichten ein See- und Luftgefecht im Schwarzen Meer geliefert. Allerdings erwähnten die Darstellungen beider Seiten jeweils nur einen Teil des Geschehens. Der Militärgeheimdienst der Ukraine teilte mit, bei einem Spezialeinsatz auf See sei es gelungen, einen russischen Kampfjet des Typs Su-30 mit einer tragbaren Flugabwehrwaffe abzuschießen. Weitere Angaben zu dem Einsatz in der Nacht auf Mittwoch wurden in Kiew nicht gemacht.

Das russische Verteidigungsministerium berichtete schon am Mittwoch von einem gescheiterten Versuch der Ukraine, mit schnellen Motorbooten eine russische Bohrplattform im Schwarzen Meer anzugreifen. Von 14 Booten seien acht abgeschossen und versenkt worden. Die anderen Boote seien abgedreht. Für diese Details gab es keine Bestätigung.

Vom Verlust eines Flugzeugs war in Moskau zunächst keine Rede. Auch der ministeriumsnahe russische Militärblog Rybar berichtete jedoch, dass eine Su-30 bei der Abwehr des ukrainischen Angriffs abgeschossen worden sei. Die Maschine war demnach vom Militärflugplatz Saki auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim gestartet.

Um die Öl- und Gasplattformen im Norden des Schwarzen Meeres zwischen der Krim und dem ukrainischen Festland gibt es sporadisch Gefechte. Dabei geht es für beide Seiten vor allem darum, die eroberten Anlagen als Späh- und Aufklärungsposten zu nutzen. Den weiter westlich gelegenen Teil des Meeres beherrscht Kiew trotz des russischen Angriffskrieges so weit, dass die internationale Schifffahrt ukrainische Häfen wie Odessa weitgehend ungehindert anlaufen kann.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

MAD-Bericht: Russland spioniert verstärkt in Deutschland

Russische Geheimdienste haben ihre Spionage gegen die deutsche Ukraine-Hilfe und die Bundeswehr verstärkt. Damit habe sich das vornehmlich strategische Interesse der russischen Dienste an Militärpolitik und -strategie "zunehmend auf die taktische Ebene verlagert", schreibt der Militärische Abschirmdienst (MAD) in seinem neuen Jahresbericht, über den die Deutsche Presse-Agentur berichtet. 

Laut MAD ist es für die Russen nun von vitalem Interesse, welche militärische Hilfe Deutschland der Ukraine gewähre. Es gehe um Informationen über Routen von Waffen- und Munitionstransporten, Einsatzverfahren und Taktiken der westlichen Waffensysteme in der Ukraine selbst. "Für die russische Seite ist es entscheidend, an Informationen zu gelangen, die den eigenen Streitkräften einen Vorteil auf dem Gefechtsfeld verschaffen", schreibt der MAD.

Auch die Fähigkeiten der Bundeswehr selbst zur Landes- und Bündnisverteidigung sind demnach wieder verstärkt in den Fokus der russischen Nachrichtendienste gerückt. Weiter heißt es: "Zudem bleiben die Aufklärung und mögliche Sabotage von kritischer Infrastruktur und verteidigungswichtiger Anlagen in Deutschland eine weiterhin ernst zu nehmende Bedrohung."
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Bericht: Ukraine sprengt russische Bahnlinie

Am Mittwochmorgen ist in der russischen Grenzregion Belgorod offenbar eine Eisenbahnstrecke gesprengt worden und dabei ein Güterzug entgleist. Nun berichtet das ukrainische Portal Babel, dass dahinter Spezialkräfte der Ukraine steckten. Es beruft sich dabei auf eine nicht näher genannte Quelle im Militärgeheimdienst der Ukraine.

Bei dem Vorfall, über den auch die staatlichen Nachrichtenagenturen in Russland berichten, sollen eine Diesellokomotive und elf Waggons eines Güterzuges entgleist sein. Und zwar auf der Strecke zwischen Nowy Oskol und Wolokonowka, etwa 20 Kilometer hinter der Grenze zur Ukraine. Die russischen Behörden haben Ermittlungen eingeleitet wegen des Verdachts eines „Terroranschlags“, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtet.

Entsprechende Sabotage-Aktionen etwa auf Bahnlinien auf der Krim oder in Russland hat es während des Kriegs immer wieder gegeben. Die ukrainischen Behörden äußern sich üblicherweise öffentlich nicht zu einer möglichen Beteiligung.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Internationale Konferenz über Gefangene und Deportierte

In Kanada soll Ende Oktober eine internationale Konferenz zur Freilassung gefangener und deportierter Ukrainer stattfinden. Das teilt das Büro des ukrainischen Präsidenten mit. Sie werde von Kanada und Norwegen gemeinsam ausgerichtet. In einer Videoschalte habe Andrij Jermak, der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, mit der kanadischen Außenministerin Mélanie Joly die Details besprochen: das Format der Veranstaltung, die Einladungsliste, die Tagesordnung und die erwarteten Ergebnisse. Zum Ziel der Konferenz wird Jermak mit den Worten zitiert: "Wir müssen eine Lösung für alle von Russland festgehaltenen Gruppen finden: Zivilisten, Kriegsgefangene und Kinder."

Der Regierung von Moskau wird vorgeworfen, aus den besetzten Gebieten in der Ukraine Hunderttausende Menschen nach Russland vertrieben oder verschleppt zu haben, darunter mehr als 20 000 Kinder. Dazu kommen mehrere Tausend ukrainische Kriegsgefangene. Die Ukraine und Russland sollen seit Beginn der Invasion an die fünf Dutzend Mal Kriegsgefangene ausgetauscht haben.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Ukraine meldet mehr als fünf Dutzend Angriffe aus der Luft

In der Nacht hat Russland erneut eine große Luftangriffswelle gestartet, die nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe zur Stunde noch immer läuft. Man habe bisher 64 Shahed-Kampfdrohnen gezählt sowie fünf Raketen respektive Marschflugkörper, teilt sie mit. Informationen über Folgen und Schäden gibt es bislang nur wenige. Die Luftwaffe lässt wissen, 44 Drohnen abgeschossen zu haben. Drei weitere seien wieder nach Russland zurückgekehrt, vier seien über ukrainischem Territorium verloren gegangen.

In der nordostukrainischen Stadt Konotop seien Energieanlagen und zivile Infrastruktur attackiert worden, teilen die Behörden in der Region Sumy mit. Dabei seien mindestens dreizehn Menschen verletzt worden.

In der Region Sumy gilt seit mehr als zwölf Stunden ununterbrochen Luftalarm. Auch in anderen Regionen der Ukraine wurde dieser in der Nacht teilweise mehrmals ausgelöst.
Dieses von der örtlichen Polizei veröffentlichte Bild soll eines der Gebäude in Konotop zeigen, das bei einem russischen Angriff beschädigt worden ist.
Dieses von der örtlichen Polizei veröffentlichte Bild soll eines der Gebäude in Konotop zeigen, das bei einem russischen Angriff beschädigt worden ist. Foto: Ukrainische Polizei/Reuters
Leopold Zaak
Leopold Zaak

USA prüfen Lockerung von Waffenbeschränkungen - Biden und Starmer wollen sich beraten

Die Ukraine darf die Waffen einiger Verbündeter auf russisches Territorium richten. Einige Staaten, etwa die USA, bestehen aber darauf, dass Raketen oder Marschflugkörper nur in Grenznähe eingesetzt werden dürfen - zum Beispiel in der Region Belgorod, das nur wenige Kilometer von der Großstadt Charkiw entfernt liegt. Charkiw wird immer wieder aus der Luft angegriffen, auch am Boden versuchen die russischen Truppen dort vorzurücken. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij bittet seine Unterstützer seit Langem immer wieder darum, den Radius auf das russische Hinterland ausweiten zu dürfen. Er möchte Flugplätze und Stützpunkte der russischen Armee treffen, von denen Gefahr für die Ukraine ausgehe.

US-Präsident Joe Biden hat nun bestätigt, dass die USA prüfen, die Beschränkungen für die Ukraine zu lockern. "Wir arbeiten daran", sagte er auf eine entsprechende Frage. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, eine Einigung darüber könnte kurz bevorstehen. Der Besuch von US-Außenminister Antony Blinken mit seinem britischen Kollegen David Lammy in Kiew führte zu keinem Durchbruch in der Frage. Präsident Biden soll das Thema mit dem britischen Premier Keir Starmer in Washington Ende dieser Woche eingehender erörtern, hieß es bei dem Besuch in Kiew. 

Die USA haben sich bisher dagegen gewehrt, mit von den USA bereitgestellten Waffen Ziele tiefer in Russland anzugreifen, weil sie befürchten, dass dies den Konflikt nur verschärfen könnte. Doch Washington und London haben in den letzten Tagen ihren Ton geändert, nachdem sie Iran beschuldigt hatten, eine Lieferung ballistischer Raketen nach Russland geschickt zu haben. Dieser Schritt sei „eine bedeutende und gefährliche Eskalation“, sagte der britische Außenminister Lammy.

Zusätzlichen Druck bekommt die Regierung Biden von den Republikanern aus dem Kongress. In einem Brief an den US-Präsidenten forderten wichtige Abgeordnete, die Beschränkungen aufzuheben. Unterzeichnet ist das Schreiben unter anderem vom Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten im US-Repräsentantenhaus, Michael McCaul. 
Juri Auel
Juri Auel

Selenskij schließt Verzicht auf die Krim erneut aus

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat beim Gipfel der sogenannten Krim-Plattform eine Abtretung der russisch annektierten Halbinsel erneut ausgeschlossen. „Die Ukraine handelt nicht mit ihrem Land und lässt ihre Leute nicht im Stich“, unterstrich Selenskij bei dem Treffen. Das gehöre zur Moral der Ukraine. Er rief die Anwesenden dazu auf, bei der Rückholung von in russischer Gefangenschaft befindlichen Ukrainern zu helfen. Insbesondere hob der Staatschef dabei die muslimische Minderheit der Krimtataren als besonders durch die russischen Behörden verfolgte Gruppe auf der Krim hervor. Selenskij appellierte an die muslimisch geprägten Nachbarstaaten Türkei und Aserbaidschan, Druck auf Russland auszuüben. 

Mit der 2021 geschaffenen Krim-Plattform will Kiew international mehr Aufmerksamkeit für die Lage rund um die annektierte Halbinsel wecken. In einer Videobotschaft unterstrich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, dass die Türkei die Rückgabe der Krim an die Ukraine fordere. Dies sei "eine Forderung des Völkerrechts", sagte er.

Ankara hat bereits in der Vergangenheit die russische Annexion der Krim 2014 verurteilt. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Erdoğan immer wieder auf die Achtung der Souveränität der Ukraine gepocht. Ankara gilt als traditionelle Schutzmacht der Krimtataren, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung auf der Krim ausmachen. 
Juri Auel
Juri Auel

Ukrainische Stadt plant Sprachpatrouillen gegen Russisch 

Der Bürgermeister der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk hat aufgrund zunehmender Verwendung des Russischen Sprachpatrouillen angekündigt. „Das ist eine Bürgerinitiative, und jeder kann Sprachinspekteur werden“, sagte der Bürgermeister der Großstadt, Ruslan Marzinkiw, dem Fernsehsender NTA. Vor allem viele Menschen aus der Ostukraine haben Russisch als Muttersprache. Marzinkiw erwarte mindestens 100 solcher Sprachkontrolleure, aktuell hätten sich bereits knapp 50 Freiwillige gemeldet. Zudem nannte er die Nummer einer Telefonhotline, bei der Bürger sich über Russischsprechende im öffentlichen Raum beschweren können.

„Leider verspüren wir jetzt einen Anstieg der russischen Sprache in der Stadt und wollen, dass unsere Stadt höchstmöglich ukrainischsprachig ist“, begründete das Stadtoberhaupt das Vorhaben. Zusätzlich bemühe sich die Stadt, etwa mit Ukrainisch-Kursen die Landessprache zu popularisieren. 

Seit der prowestlichen Revolution 2014 wird in der Ukraine das seit Sowjetzeiten dominierende Russisch systematisch aus dem öffentlichen Raum, aus Musik, Radio, Fernsehen und Presse verdrängt. Russland begründete unter anderem mit dem angeblichen Schutz von Russisch-Muttersprachlern seinen Einmarsch in das Nachbarland im Februar 2022. In dessen Folge sind Millionen Menschen vor allem aus den russischsprachigen Gebieten im Osten und Süden des Landes in den relativ sicheren ukrainischsprachigen Westen oder ins Ausland geflohen.
Juri Auel
Juri Auel

Blinken kündigt 700 Millionen Dollar US-Hilfe für Kiew an 

US-Außenminister Antony Blinken kündigt bei einem Besuch in Kiew zusammen mit seinem britischen Kollegen David Lammy mehr als 700 Millionen Dollar an Unterstützung für die Ukraine in ihrem Krieg gegen Russland an.

Für die Reparatur von Energie-Infrastruktur und Stromanlagen würden 325 Millionen US-Dollar (rund 295 Millionen Euro) bereitgestellt, zudem 290 Millionen US-Dollar humanitäre Hilfe etwa für Trinkwasser und Medizin und 102 Millionen US-Dollar für die Minenräumung.

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Nadja Tausche
Nadja Tausche

Duma-Vorsitzender warnt vor Lockerung von Waffenbeschränkungen

Der russische Unterhaus-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin droht mit einem Einsatz stärkerer Waffen, sollte der Westen der Ukraine den Einsatz von Langstreckenwaffen für Angriffe tief in Russland erlauben. Russland werde die USA und deren europäische Verbündete wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien dann als Konfliktparteien in der Ukraine betrachten, schreibt der Duma-Vorsitzende und enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. "Dies wird dazu führen, dass unser Land gezwungen sein wird, mit stärkeren und zerstörerischeren Waffen zu antworten, um seine Bürger zu schützen", so Wolodin.

Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden erklärt, seine Regierung prüfe eine mögliche Aufhebung der Beschränkungen für den Einsatz von Langstreckenwaffen durch die Ukraine im Krieg gegen Russland. "Wir arbeiten daran", sagt Biden. Die USA zögern bislang aus Furcht vor einer Eskalation des Konflikts, Langstreckenwaffen zu liefern oder deren Einsatz gegen Ziele tief im Inneren Russlands zu genehmigen. Die Ukraine fordert dies schon seit Längerem. 
Juri Auel
Juri Auel

Selenskij macht seinen Diplomaten Dampf: Mehr Verständnis für die Ukraine erreichen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij fordert von seinen Diplomaten ein energischeres Eintreten für die Interessen des von Russland angegriffenen Landes. Der neue Außenminister Andrij Sybiha solle die ukrainische Diplomatie so umgestalten, „dass wir und unsere Partner viel aktiver auf Herausforderungen reagieren können“. Das sagte Selenskij in seiner abendlichen Videobotschaft. Vorher hatte er Sybiha im Außenministerium offiziell als neuen Minister vorgestellt.

Es müsse dafür gesorgt werden, dass die Ukraine in Europa noch mehr Verständnis finde, sagte Selenskij. Zugleich brauche das Land engere Beziehungen zu Lateinamerika, Afrika und Asien. „Wir müssen das volle Potenzial unserer strategischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ausschöpfen“, sagte der Präsident in Kiew. Auch solle die Ukraine bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen aktiver auftreten.

Selenskij erwähnte den bisherigen Außenminister Dmytro Kuleba nicht. Doch seine Äußerungen ließen sich als Kritik an der bisherigen ukrainischen Diplomatie verstehen. Wer sich auf die geforderte Weise für das Land einsetze, sei willkommen, sagte er. „Jeder, der dieses Niveau nicht erreicht, sollte sich überlegen, ob er wirklich im System des Außenministeriums sein sollte.“ 
Maximilian Kornprobst

USA und Großbritannien werfen Iran Lieferung von Raketen an Russland vor

Die Islamische Republik habe trotz Warnungen aus dem Westen ballistische Raketen an Russland geliefert, sagte Blinken in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem britischen Amtskollegen David Lammy. Der US-Außenminister kündigte daher neue Sanktionen der Vereinigten Staaten gegen Iran an. Es sei davon auszugehen, dass Russland die Raketen in den kommenden Wochen im Krieg gegen die Ukraine einsetzen werde. 

Zudem wirft Blinken Russland vor, sich mit Iran über Technologie auszutauschen, auch mit Blick auf Atom-Angelegenheiten. Der Westen verdächtigt die Islamische Republik seit Jahren, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich nach Kernwaffen zu streben. Iran weist dies zurück. 

Lammy warf Iran ebenfalls die Lieferung von Raketen vor und nannte den Schritt eine "erhebliche Eskalation." Die Entwicklung sei beunruhigend.

Irans Außenamtssprecher Nasser Kanaani hatte entsprechende Berichte bereits zurückgewiesen. Es sei bedauerlich, dass „einige Parteien, die selbst Teil des Krieges“ sind, „mit politischen Zielen Anschuldigungen gegen die Islamische Republik Iran erheben“, sagte er.
Maximilian Kornprobst

Russland erklärt weitere Orte in der Ostukraine für erobert 

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben vier weitere Ortschaften im ostukrainischen Gebiet Donezk erobert. Die Heeresgruppe Süd habe Krasnohoriwka und Hryhoriwka eingenommen, die Heeresgruppe Ost Wodjane und die Heeresgruppe Zentrum Halyzyniwka, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Ukrainische Militärbeobachter haben jedoch drei der betreffenden Ortschaften - alle außer Hryhoriwka - als besetzt markiert.

Die Ukraine steht im Osten des Landes an der Front schwer unter Druck. Am kompliziertesten ist die Lage im Raum zwischen den Städten Pokrowsk und Kurachowe, russische Truppe rücken immer näher an den wichtigen Logistikknotenpunkt Pokrowsk heran. In dem Bereich zwischen Krasnohoriwka und der Stadt Ukrajinsk, westlich der nun eroberten Ortschaft Halyzyniwka, droht eine Einkesselung ukrainischer Truppen. Russische Truppen stehen in diesem Frontbogen bereits an der Bergarbeiterstadt Hyrnik.

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SZ PlusUkraine
:In der Hölle von Robotyne

Es ist noch pechschwarze Nacht, als die ukrainischen Soldaten in den Einsatz ziehen. Hier steht kein Baum mehr, kein Haus, am Weg liegen gefrorene Leichen. Unterwegs an vorderster Front, wo für ein paar Meter gekämpft und gestorben wird.

Von Florian Hassel (Text und Fotos)

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