So wurde der eigentlich im westpolnischen Breslau geplante Drei-Meeres-Gipfel nach der Trump-Zusage Ende Juni kurzfristig nach Warschau verlegt. Ein mit der Präsidenten-Visite betrauter polnischer Beamter bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass sich "alles sehr kurzfristig abgespielt hat". Die Amerikaner hätten "in allen Fragen das Sagen und entscheiden über den Ablauf".
Die Warschauer Regierung hätte sicher nichts gegen einige Worte von Trump, mit denen er Polens Weigerung, Flüchtlinge aufzunehmen, unterstützen würde. Ohnehin glaubt sie, dass ihre nationalistischen und fremdenfeindlichen Parolen Trumps Positionen nahe stehen.
Kehrt die Unterscheidung vom neuen und alten Europa zurück?
Barack Obama hatte Warschau beim Nato-Gipfel im Sommer 2016 noch die Leviten gelesen, weil die Regierung das Verfassungsgericht entmachtet hat. Trump dagegen werde "Polen mit Sicherheit nicht belehren, wie Rechtsstaat, Demokratie und Verfassungsgericht funktionieren", sagt Ryszard Czarnecki, Europa-Parlamentarier der Regierungspartei PiS.
Tatsächlich könnte sich hier eine Interessengemeinschaft zwischen Warschau und Washington bilden. Polens in der EU weitgehend isolierte Rechtsregierung sucht Halt bei einem mächtigen Verbündeten. Doch auch Trump hat etwas davon. Zum einen kann er zeigen, dass er nicht überall in Europa als Klimakiller verachtet wird. Zum anderen muss es aus seiner Sicht verlockend sein, jene zu stärken, die Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron schwächen.
In Berlin fühlt man sich schon an die Unterscheidung zwischen gutem "neuen" und schlechtem "alten" Europa erinnert, die einst US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld im Streit über den Irak-Krieg eingeführt hatte. Parallelen werden auch gezogen zu den 16+1-Gipfeln, mit denen China östliche EU-Mitglieder an sich bindet.
Der Eindruck, sie seien Helfershelfer Trumps bei der Spaltung Europas, ist den meisten Mitgliedern der Drei-Meeres-Initiative indes unangenehm. Viele ließen die Bundesregierung sicherheitshalber wissen, sie hegten mitnichten solche Absichten. Vor allem Österreich und Rumänien distanzierten sich.
Kein polnisches "Großmacht-Konzept"
Auch eine Führungsrolle Polens wollen die meisten nicht hinnehmen. Ein polnisches "Großmacht-Konzept" sei für sein Land nicht akzeptabel, sagte ein tschechischer Diplomat der Gazeta Wyborcza. "Die Visegrád-Staaten haben kein Interesse an einer Schwächung Europas. Sie wissen, dass sie nur gemeinsam mit den anderen EU-Staaten erfolgreich sein werden", gibt sich der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament, Manfred Weber, zuversichtlich.
Polens Regierung überlässt derweil nichts dem Zufall. Jeder PiS-Parlamentarier soll aus seinem Wahlkreis 50 Anhänger per Bus zum Trump-Auftritt nach Warschau bringen. Die Kosten übernimmt die Partei.