Trumps Auftritt in Warschau:Ein Freund, ein guter Freund

Trumps Auftritt in Warschau: Donald Trump und Polens Präsident Andrzej Duda im Mai im Brüsseler Nato-Hauptquartier.

Donald Trump und Polens Präsident Andrzej Duda im Mai im Brüsseler Nato-Hauptquartier.

(Foto: AFP)
  • Donald Trump besucht diesen Donnerstag Polen und wird in Warschau sprechen.
  • Der Besuch direkt vor dem G-20-Gipfel könnte der Beginn einer Interessengemeinschaft sein.
  • Polens Rechtsregierung ist in der EU weitgehend isoliert.

Von Daniel Brössler, Brüssel, und Florian Hassel, Warschau

Die PR-Strategen des Präsidenten hatten sich das gut überlegt. Vor dem großen Gipfel sollte es erst einmal schöne Bilder geben. Eine Rede vor einer großen Menschenmenge sollte zeigen, dass der neue Mann im Weißen Haus sich nicht nur in der Heimat, sondern auch in Europa auf zahlreiche Anhänger stützen kann. Und so redete Barack Obama am 5. April 2009 vor 30 000 begeisterten Menschen auf dem Vorplatz der Prager Burg.

Der Menge versprach er, nach einer "Welt ohne Atomwaffen" zu streben. "Wir müssen darauf beharren: Ja, wir können es", rief Obama noch einmal seinen Wahlkampf-Slogan in Erinnerung. Dann erst begann sein Gipfel mit den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union.

Nichts soll Trumps Darbietung stören

Bevor der G-20-Gipfel in Hamburg anfängt, wird nun an diesem Donnerstag auch Präsident Donald Trump vor einer Menschenmenge in Mitteleuropa sprechen. Nicht in Prag, aber in Warschau. Ausersehen dafür ist der Krasiński-Platz neben der Altstadt, einer der schönsten Flecken Warschaus, wenn auch ein eher kleiner.

Auf den Krasiński-Platz passen höchstens 15 000 Menschen. So müssen die Gastgeber wie auch Trumps Team keine leeren Stellen befürchten - oder gar Raum für Anti-Trump-Demonstranten. Nichts soll jene Darbietung stören, die auf "großartige Weise" die Verbundenheit mit Polen, einem "der engsten Freunde Amerikas", demonstrieren werde, wie es Trumps Sicherheitsberater Herbert McMaster formulierte.

Tatsächlich steckt natürlich mehr dahinter. Mit Sorge und zum Teil Verärgerung wird in Brüssel und in Berlin beobachtet, ob sich da in Warschau eine Art Allianz der Illiberalen formiert. In Polen ist Trump Stargast der "Drei-Meeres-Initiative". Mit dieser versucht Warschau, zwölf Staaten vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer als Gegengewicht zur Achse Berlin-Paris aufzubauen, die in Europa wieder an Bedeutung gewinnt. Der Auftritt des EU-kritischen US-Präsidenten zeige, "wie wichtig Polen in Europa ist und wie wichtig und perspektivreich die Drei-Meeres-Initiative", beteuerte Polens Präsident Andrzej Duda im regierungsnahen Wochenmagazin Do Rzeczy.

Der Besuch wurde erst Ende Juni fest vereinbart

Auf der Konferenz würden etwa amerikanische Flüssiggaslieferungen per Schiff besprochen, die "polnische Antwort" auf die geplante Nord-Stream-2-Pipeline zwischen Russland und Deutschland, ergänzte Wirtschaftsminister Mateusz Morawiecki. Und auf dem Krasiński-Platz hoffen die Polen auch auf ein Bekenntnis Trumps zu Artikel 5 des Nato-Pakts: der Beistandsgarantie für jedes angegriffene Mitglied.

Offizieller Warschauer Darstellung zufolge wurde die Trump-Reise monatelang vorbereitet. Tatsächlich aber hätten die Amerikaner noch im Mai eine Visite ausgeschlossen, zitiert die polnische Newsweek-Ausgabe einen Diplomaten. Erst nachdem Trumps erster Europa-Abstecher zum Nato-Gipfel und zum G-7-Treffen als Desaster geendet und der Präsident auch in Washington wegen der Russland-Kontakte von Vertrauten unter Druck geraten sei, habe das Weiße Haus einem Besuch im gleichermaßen amerikafreundlichen wie russlandfeindlichen Polen zugestimmt - als Gelegenheit für schöne Fernsehbilder im US-Frühstücksfernsehen, bevor in Hamburg beim Treffen mit Präsident Wladimir Putin oder mit Kanzlerin Angela Merkel möglicherweise neue Misstöne folgen.

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