Friedrich Merz:Einen Versuch war's wert

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In Sachen AfD sei es "fünf nach zwölf", sagt Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident a.D. (Foto: Oliver Dietze/dpa)

In der Debatte um den Kurs der CDU wagt sich der ehemalige Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans, nach vorne - und wird wieder zurückgepfiffen.

Von Gianna Niewel, Frankfurt

Am Dienstag passierte etwas, das länger nicht mehr passiert war: Tobias Hans trendete bei Twitter. Der ehemalige Ministerpräsident des Saarlandes hatte sich im Stern zum Sommerinterview von Friedrich Merz geäußert, und anders als dessen Aussagen waren die von Hans kaum misszuverstehen. "Wenn jemand das erklärte Ziel hatte, die AfD zu halbieren - und die sich dann aber locker verdoppelt - dann ist das zumindest kein Ausweis für Erfolg." Auch der Wechsel eines Generalsekretärs nach nur eineinhalb Jahren spreche nicht für Führungsstärke.

Noch Fragen?

Als sei das alles nicht deutlich genug, legte Tobias Hans nach. Die Frage der Kanzlerkandidatur halte er für "völlig offen", einmal abgesehen davon habe die CDU "gute Regierungschefs in den Ländern", was die nicht näher genannten Regierungschefs freuen dürfte, den Parteichef aber eher nicht. Bei dem sei es "sehr schwierig", ihn sich in einer Reihe mit anderen CDU-Größen vorzustellen, auch weil er so viel Zeit darauf verwende, sich von Angela Merkel abzuwenden. Gerade komme die AfD in bundesweiten Umfragen auf 22 Prozent, so Hans, da sei es "nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf. Das muss auch Friedrich Merz endlich sehen."

"Das mag der eigenen Profilierung kurzfristig nutzen."

Friedrich Merz wiederum dürfte vor allem zwei Dinge sehen. Zum einen, wer das Interview gegeben hat: Tobias Hans, Ministerpräsident a.D.. Im Landtagswahlkampf 2022 hatte Merz ihn kaum unterstützt, die Wahl ging verloren, seither sitzt er als Abgeordneter im Landtag. Und wenn man ihn damals richtig verstanden hat, lag die Niederlage schon auch an eben jener fehlenden Unterstützung aus Berlin.

Zum Zweiten dürfte Merz sehen, wie der Generalsekretär der saarländischen CDU auf das Interview im Stern reagierte. Der Generalsekretär schrieb, es gebe natürlich keine Zusammenarbeit mit der AfD, das habe unter anderem der Landesvorsitzende deutlich gemacht. Tobias Hans hingegen spreche nicht für die Saar-CDU, sondern nur für sich. "Das mag der eigenen Profilierung kurzfristig nutzen, ist jedoch schädlich gerade für unsere kommunale Basis." Und weiter: "Angesichts der eigenen Bilanz wäre ohnehin eine Portion Demut angebrachter, als sich jetzt ungefragt als Ratgeber der Republik zu betätigen."

Und so ist die gute Nachricht aus CDU-Sicht vielleicht die: Anders als im Sauerland wissen sie im Saarland, wie man unmissverständlich formuliert - ganz egal, gegen wen es geht.

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