Sudan:Bundeswehr will Rettungsflüge noch am Dienstag beenden

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Transportflugzeuge der Luftwaffe vom Typ Airbus "A400M" flogen die Menschen aus der umkämpften Hauptstadt Khartum. (Foto: Moritz Frankenberg/dpa)

Im Bundestag werden derweil Vorbereitungen getroffen, den Einsatz nachträglich zu billigen. Wie es jetzt weitergeht.

Von Georg Ismar, Paul-Anton Krüger und Mike Szymanski, Berlin

Die Rettungsflüge der Bundeswehr für deutsche Staatsangehörige aus dem Sudan gehen dem Ende entgegen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums sollte am Dienstagabend der vorerst letzte Evakuierungsflug aus der Krisenregion durchgeführt werden. "Sofern andere Nationen den Betrieb des Flugverkehrs sicherstellen, sind keine weiteren deutschen Evakuierungsflüge aus dieser Region geplant", teilten beide Ressorts am Dienstagnachmittag mit.

Stand Dienstagmittag haben die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr knapp 500 Personen aus der umkämpften Hauptstadt Khartum geholt, darunter mehr als 170 deutsche Staatsbürger. Insgesamt hat die Bundeswehr Menschen aus rund 30 Nationen ausgeflogen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sollten allein am Dienstag noch einmal bis zu drei Militärtransporter vom Typ A400M von Jordanien aus ein Flugfeld nördlich der Hauptstadt Khartum anfliegen. Danach wollte die Bundeswehr voraussichtlich die Koordinierung der Evakuierungsoperation an andere Partner abgeben, bestätigte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Weitere Flüge blieben aber dennoch möglich, solange es die Sicherheitslage und die sudanesische Armee erlaubten.

Alle erreichbaren Deutschen sollen erreicht worden sein

Die Bundesregierung ging davon aus, dass sich zu Beginn der Evakuierungsmission insgesamt noch etwa 300 Staatsangehörige in Sudan befunden haben. Das entspricht ungefähr der Zahl der Menschen, die sich auf der Liste für Krisenfälle registriert hatten, was aber ein freiwilliger Schritt ist. Pistorius erklärte, alle, die erreichbar gewesen seien, seien erreicht worden und hätten sich auf den Weg zum Flughafen gemacht. Zuletzt waren nur noch vereinzelt Deutsche zu dem Flugfeld der sudanesischen Armee gekommen, über das die Bundeswehr und andere ausländische Streitkräfte die Mission abwickeln.

Von Mittwoch an will die Bundeswehr mit der Rückverlegung von Material und Personal beginnen. Ein Großteil der Soldatinnen und Soldaten sowie die zivilen Mitarbeiter des Krisenunterstützungsteams werden in den kommenden Tagen über Jordanien, das während der Operation als Drehkreuz dient, zurückgeholt. Schon am Freitag könnten die ersten Maschinen aus dem Einsatz nach Wunstorf in Niedersachsen zurückkehren, erfuhr die SZ.

Auch ein Versorgungsschiff ist auf dem Weg ins Krisengebiet

In manchen Fällen ist es dem Auswärtigen Amt nicht gelungen, Kontakt zu den Menschen herzustellen, sodass nicht klar ist, wo sie sich aufhalten und ob sie von der Evakuierung Gebrauch machen wollen. Je schlechter der Versorgungslage im Land wurde, desto schwieriger ist es geworden, den Kontakt zu den Leuten aufrechtzuerhalten. Andere könnten womöglich aufgrund der Sicherheitslage, ihres Aufenthaltsortes im Land oder aus anderen Gründen nicht zu dem Flugplatz kommen. Oder sie ziehen es vor, ungeachtet der weiter instabilen Lage im Land zu bleiben. Wieder andere haben sich möglicherweise mit Konvois bereits vor Beginn der Flüge aufgemacht, um den Sudan auf dem Landweg zu verlassen.

23 Deutsche sollen Teil eines UN-Konvois sein, der vor Tagen Khartum verlassen hat und inzwischen in Port Sudan angekommen ist. Auch andere deutsche Staatsbürger könnten von sich aus die Reise nach Port Sudan angetreten haben, einen exakten Überblick hat das Auswärtige Amt nicht.

Drei Deutsche, die sich bei Ausbruch der Kämpfe auf einem Boot vor dem Sudan befanden, konnten mit einem Kreuzfahrtschiff nach Ägypten ausreisen. Neun Deutsche wurden von Frankreich nach Dschibuti ausgeflogen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), erklärte: "Auch für diejenigen Deutschen, die immer noch in Sudan sind, arbeiten wir weiter an Wegen in die Sicherheit - sei es mit Flügen von Partnern, auf dem Land- oder dem Seeweg."

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Bundesregierung und Parlament haben am Dienstag die Vorbereitungen getroffen, den Einsatz nachträglich vom Bundestag billigen zu lassen. Nach der Abstimmung innerhalb der Bundesregierung leiteten Verteidigungs- und Außenministerium am Dienstag den Text für ein Sudan-Mandat an den Bundestag.

Demnach sollen bis zum 31. Mai bis zu 1600 Soldatinnen und Soldaten zur Evakuierung eingesetzt werden dürfen. Angefangen hatte die Operation mit 1000 Soldaten. "Die anhaltende Gewalteskalation in weiten Landesteilen sowie in der Hauptstadt Khartum machen ein Eingreifen von Kräften der Bundeswehr erforderlich", heißt es zur Begründung im Mandatstext. Es gehe darum, "Leib und Leben" deutscher Staatsbürger und anderer zu schützen. Die Evakuierungsoperation könnte dem Dokument zufolge gut 22 Millionen Euro kosten. Verteidigungsminister Pistorius lobte die Bundeswehr dafür, den Einsatz "gut gemanagt" zu haben.

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