Bundesanwaltschaft:Ex-Bundeswehrsoldaten haben angeblich Söldnertruppe geplant

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Der Generalbundesanwalt hat bereits im März 2022 ein Strukturermittlungsverfahren zu Verbrechen eröffnet, die im Rahmen des russischen Angriffes auf die Ukraine begangen werden. (Foto: Nicolaj Zownir/Imago)

Die beiden Männer wollten offenbar eine Gruppe mit mehr als 100 Mann aufbauen, um für viel Geld im Bürgerkrieg in Jemen zu kämpfen. Doch daraus wird nichts.

Zwei ehemalige Bundeswehrsoldaten sollen den Aufbau einer paramilitärischen Einheit für den Einsatz im Bürgerkrieg in Jemen geplant haben. Wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte, hatten die am frühen Mittwochmorgen festgenommenen Männer vor, eine unter ihrem Kommando stehende Söldnertruppe aufzubauen. Dieser hätten zwischen 100 und 150 Mann angehören sollen, vornehmlich ehemalige Angehörige der Bundeswehr und frühere Polizisten. Konkret wird den Männern vorgeworfen, versucht zu haben, eine terroristische Vereinigung zu gründen.

Spezialkräfte der Bundespolizei hätten die beiden Männer im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sowie in München festgenommen. Zudem sei veranlasst worden, die Wohnungen der beiden Festgenommenen zu durchsuchen. Darüber hinaus seien in Baden-Württemberg und Bayern Räume von vier Personen durchsucht worden, die nicht tatverdächtig seien.

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Laut Bundesanwaltschaft war das wesentliche Motiv der beiden ehemaligen Bundeswehrsoldaten, einen monatlichen Söldnerlohn von etwa 40 000 Euro für jedes Mitglied der Einheit zu erzielen. Die Finanzierung der Truppe habe durch Dritte, vorzugsweise Saudi-Arabien, erfolgen sollen.

Einer der beiden habe bereits mit mindestens sieben Personen Kontakt aufgenommen, um diese für das Vorhaben zu gewinnen. Nach der Aufstellung ihrer Söldnertruppe wollten die beiden Beschuldigten nach Angaben der Bundesanwaltschaft in die Kampfhandlungen im jemenitischen Bürgerkrieg eingreifen. Ziel sei es gewesen, das Bürgerkriegsgebiet zu "befrieden" und Friedensverhandlungen zwischen den Huthi-Rebellen und der Regierung zu erzwingen.

Saudi-Arabien antwortet nicht

Den beiden Beschuldigten sei bewusst gewesen, dass die von ihnen befehligte Einheit zwangsläufig Menschen hätte töten müssen. Zudem hätten sie damit gerechnet, dass im Zusammenhang mit Kämpfen auch Zivilisten ums Leben kommen. Über den konkreten Einsatz in Jemen hinaus hätten die Männer mittelfristig geplant, die Einheit als privates Militärunternehmen zu betreiben und auch für Einsätze in anderen Konflikten zur Verfügung zu stehen.

Hartnäckig habe einer der Männer versucht, Kontakt zur saudi-arabischen Regierung aufzunehmen, um die Finanzierung der Truppe zu sichern. Doch hätten die staatlichen Stellen des Landes nicht reagiert, so dass es nicht zur Gründung der terroristischen Vereinigung kam. Noch am Mittwoch sollten die festgenommenen ehemaligen deutschen Soldaten dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden, der über den Vollzug der Untersuchungshaft entscheiden sollte.

Im jemenitischen Bürgerkrieg geht die Regierung mit Hilfe von Saudi-Arabien und anderen Verbündeten gegen Huthi-Rebellen vor. Die Huthi-Milizen wiederum erhalten Unterstützung aus Iran. Infolge der Kämpfe herrscht in dem Land auf der Arabischen Halbinsel laut den Vereinten Nationen die derzeit schlimmste humanitäre Krise weltweit.

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