Corona-Pandemie:Söder sieht Impfen als Bürgerpflicht

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Bis zum Alltag ohne Nasen-Mundschutz wird noch einige Zeit vergehen: "Wir haben noch nicht genügend Impfstoff", sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). (Foto: Sammy Minkoff/imago images)

Der bayerische Ministerpräsident beklagt eine zu große Skepsis von Pflegekräften den neuen Vakzinen gegenüber - und will eine Impfpflicht für diese prüfen. Zur rascheren Produktion fordert er mehr Impfstoff-Fabriken.

Von Robert Roßmann, Berlin

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert eine "nationale Pharma-Allianz", um die Produktion von Impfstoffen gegen das Coronavirus zu beschleunigen. Außerdem verlangt er eine staatliche Kampagne zur Förderung der Impfbereitschaft, die er bisher für gefährlich niedrig hält. Söder sagte der Süddeutschen Zeitung, Deutschland sei im Wettlauf gegen das Coronavirus: "Wir haben noch nicht genügend Impfstoff und zusätzlich macht die Mutation große Sorge - wir müssen unser Tempo deshalb beschleunigen." Um das zu erreichen, müsse man mit Hilfe der Pharma-Allianz "jenseits des geplanten Werks in Marburg zusätzliche Produktionsstätten schaffen". Im hessischen Marburg soll voraussichtlich Ende Februar ein neues Werk der Firma Biontech die Produktion aufnehmen.

Deutschland sei das "Pharmaland Nummer eins in Europa", sagte Söder, es sollte "doch in der Lage sein, noch mehr Produktionskapazitäten zu stemmen". Darüber müsse man mit den Pharmakonzernen reden. Wo nötig, müsse "der Staat den Unternehmen einen finanziellen Ausgleich zahlen". Man sei "in einer ernsten Situation", in der alle Kräfte mobilisiert werden müssten. Die zusätzliche Impfstoffproduktion könnte dann nicht nur dem deutschen, sondern dem ganzen europäischen Markt zugutekommen.

Söder sagte weiter, leider gebe es "unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen eine zu hohe Impfverweigerung". Es wäre deshalb "gut, wenn der deutsche Ethikrat Vorschläge machen würde, ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre". Gerade in den Pflegeheimen gehe "es schließlich um Leben und Tod."

Außerdem brauche man "eine große staatliche Kampagne zur Förderung der Impfbereitschaft, an der sich Vorbilder aus Kunst, Sport und Politik beteiligen", sagte der bayerische Ministerpräsident. Man müsse den vielen Fake News, die verbreitet werden, etwas entgegensetzen - sich impfen zu lassen, sollte "als Bürgerpflicht angesehen" werden. "Wenn die Alten- und Pflegeheime durchgeimpft sind, könnten sich auch die Spitzen des Staates als Vorbild impfen lassen", sagte Söder. Bisher gehe "das noch nicht, weil wir uns zu Recht zuerst um die besonders gefährdeten Mitbürger kümmern".

Mehr Nachweisstellen für das mutierte Virus

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Um die Pandemie besser bekämpfen zu können, brauche es außerdem "dringend mehr Einrichtungen, in denen das mutierte Virus nachgewiesen werden kann", sagte der Ministerpräsident. Die wenigen bestehenden Einrichtungen würden nicht ausreichen, Deutschland benötige "in jedem Bundesland mehrere Nachweisstellen". In Großbritannien und Irland breite sich das mutierte Virus explosionsartig aus, auch in den Niederlanden würden die Zahlen stark steigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass "wir verschont bleiben, ist leider gering".

Der Lockdown in Deutschland bremse "zum Glück die Ausbreitung der Mutation, aber er stoppt sie nicht", sagte Söder. Wenn sich das mutierte Virus in der Bundesrepublik großflächig durchsetze, "könnte es noch grundlegendere Maßnahmen brauchen als jetzt - wir sollten deshalb alles tun, um das zu vermeiden und daher schneller impfen".

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