Proteste:Koran in Stockholm angezündet - Folgen für Nato-Antrag ungewiss

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"Wir kommen, um den Koran zu verbrennen, wir kommen, um zu sagen, wach auf Schweden", sagte der Demonstrant Salwan Momika bei seiner Aktion vor einer Moschee in Stockholm. (Foto: IMAGO/Stefan Jerrevång/TT/IMAGO/TT)

In der schwedischen Hauptstadt haben Demonstranten erstmals seit Monaten wieder einen Koran angezündet - von der Polizei genehmigt. Islamfeindliche Aktionen haben in der Vergangenheit das schwedisch-türkische Verhältnis belastet.

Erstmals seit Monaten ist bei einer öffentlichen Demonstration in Stockholm wieder ein Koran angezündet worden. Aufnahmen des schwedischen Rundfunksenders SVT zeigten, wie ein Mann am Mittwochnachmittag hinter Absperrband der Polizei ein Exemplar der heiligen Schrift des Islams ansteckte. Neben ihm nahm offenbar nur ein weiterer Mann an der Aktion teil. Dutzende Menschen versammelten sich jedoch hinter den Absperrgittern, einige riefen wütende Worte.

Insgesamt blieb es nach Senderangaben aber ruhig. Eine Person, die einen Stein in der Hand hielt, wurde demnach vom Ort weggeführt. Die Polizei der schwedischen Hauptstadt hatte den Protest vor der Stockholmer Moschee im Viertel Södermalm zuvor bewilligt, nachdem andere Aktionen dieser Art im Februar untersagt worden waren. Schwedische Gerichte hatten danach geurteilt, dass die Polizei nicht das Recht habe, die Erlaubnis zu Koranverbrennungen zu verweigern.

Ankara blockiert bisher Schwedens Nato-Beitritt

Islamfeindliche Aktionen in Stockholm - darunter das Verbrennen des Korans und das Aufhängen einer Puppe, die den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan darstellte - hatten Anfang des Jahres für erheblichen Ärger zwischen Schweden und der Türkei gesorgt. Das stellt für die Schweden ein gehöriges Problem dar: Ihr vor über einem Jahr gestellter Antrag auf eine Mitgliedschaft in der Nato hängt nach wie vor an der Blockade der Türkei fest.

Die türkische Führung begründet diese Haltung vor allem mit dem aus ihrer Sicht unzureichenden Einsatz Schwedens gegen "Terrororganisationen". Dabei geht es ihr vor allem um die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.

Inwieweit die Koranverbrennung vom Mittwoch neue Probleme für das schwedisch-türkische Verhältnis nach sich zieht, ist unklar. Der türkische Außenminister Hakan Fidan verurteilte eine derartige Aktion am ersten Tag des muslimischen Opferfestes jedoch bereits als "niederträchtig". In Richtung der schwedischen Polizei sagte er, solche Taten zu dulden bedeute, sich mit schuldig zu machen. Auch Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson wollte dazu nicht spekulieren, wie er auf einer Pressekonferenz sagte. Zu der Aktion sagte er, dies sei zwar erlaubt, aber nicht angemessen.

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